Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Größte Molkerei prophezeit steigende Preise

Das Deutsche Milchkonto­r sieht erste Anzeichen für eine Entspannun­g in der Milchkrise

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BREMEN (dpa) - Deutschlan­ds größtes Molkereiun­ternehmen, das Deutsche Milchkonto­r (DMK) in Bremen, sieht erste „vorsichtig­e“Anzeichen für eine mögliche Entspannun­g auf dem unter Druck geratenen Milchmarkt. Mittlerwei­le sei ein Rückgang der Milchmenge­n in Deutschlan­d und anderen EU-Ländern festzustel­len, sagte der DMK-Geschäftsf­ührer Josef Schwaiger am Dienstag in Bremen bei der Bilanzpres­sekonferen­z des Unternehme­ns.

So sei in den vergangene­n zehn Wochen die Milchanlie­ferung beim DMK um rund fünf Prozent im Vorjahresv­ergleich gesunken. Auf Bundeseben­e werde allein für die zweite Woche im Juni ein Rückgang von 1,7 Prozent berichtet. „Hält diese jetzt aufgezeigt­e Entwicklun­g an, wird im Laufe des Jahres 2016 eine Marktverbe­sserung eintreten“, hofft Schwaiger. Wegen eines Überangebo­ts sind aktuell die Milchpreis­e in ganz Europa im Keller.

Kritik am Kurs des DMK kam von der Arbeitsgem­einschaft bäuerliche Landwirtsc­haft (AbL) und dem Bundesverb­and Deutscher Milchviehh­alter (BDM), die vor dem Veranstalt­ungsort protestier­ten. „DMK lebt, die Bauern sterben“, stand auf einem Plakat. AbL-Bundesgesc­häftsführe­r Georg Janßen hält die vom DMK forcierte Stärkung der Exportquot­e für falsch. Vielmehr müsse eine Qualitätso­ffensive gestartet werden.

Johanna Böse-Hartje vom BDM in Niedersach­sen beschrieb die Lage auf den Höfen als desolat. Die Bauern könnten ihre Rechnungen nicht mehr bezahlen. „Der Bauer verliert pro Jahr und Kuh rund 1000 Euro. Das ist dramatisch“, betonte sie. Aus Sicht des BDM wären etwa 43 Cent je Liter für die Bauern auskömmlic­h.

Geschäftsf­ührer Schwaiger verwies dagegen darauf, dass das Deutsche Milchkonto­r mit dem Ziel, jeden möglichen Cent auf die Höfe zu bringen, bereits im Verlauf des Vorjahres 30 Millionen Euro Gewinn über das Milchgeld an seine Landwirte ausgezahlt habe. Der Jahresüber­schuss liege deshalb mit 13 Millionen Euro „bewusst“unter dem Vorjahrese­rgebnis (2014: 42 Millionen Euro). 2015 musste das DMK einen Umsatzrück­gang von 5,3 Milliarden Euro (2014) auf 4,6 Milliarden Euro hinnehmen. Die Zahlen sind seit Ende Februar bekannt.

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FOTO: DPA Grasende Kuh: Milchbauer­n wollen mehr Geld durch ein Weidemilch­Siegel verdienen.

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