Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Gesamtvorstand angezeigt
Bafin beschuldigt alle Spitzenmanager von VW
HAMBURG/DÜSSELDORF (dpa/sz) - In der VW-Affäre stehen weit mehr Manager des Autobauers unter Verdacht als bisher bekannt. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) hat nach Informationen von „Spiegel Online“den gesamten Vorstand von Volkswagen bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Das Nachrichtenportal beruft sich auf einen Insider.
Der Vorstand von Volkswagen, der bis September im Amt war, ist demnach nach Auffassung der Bafin insgesamt verantwortlich für mut- maßliche Marktmanipulationen. Die Staatsanwaltschaft Braunschweig hatte am Montag bekannt gegeben, gegen zwei ehemalige Vorstandsmitglieder zu ermitteln. Betroffen sind der frühere VW-Chef Martin Winterkorn und der derzeitige VW-Markenchef Herbert Diess.
Für Konzernchef Matthias Müller steht nach dem Abgas-Skandal der Dieselmotor generell zur Disposition. Die CO2-Vorgaben der Europäischen Union zeigten schon heute, „dass die Abgasreinigung beim Diesel enorm teuer und aufwendig wird. Gleichzeitig wird die Elektromobilität preiswerter“, sagte der Manager vor der Hauptversammlung dem „Handelsblatt“. In Deutschland hängen Zehntausende Jobs am Diesel.
Im Zuge der Abgas-Affäre kommt auf VW in den USA weiterer Ärger hinzu. Die Kanzlei Labaton Sucharow teilte mit, im Auftrag des Pensionsfonds BRS die erste potenzielle Sammelklage von Anleihehaltern auf den Weg gebracht zu haben, die sich von VW geschädigt sehen. Es geht den Anwälten zufolge um festverzinsliche Wertpapiere im Wert von mehr als acht Milliarden Dollar. Die Anleihen hätten nach Bekanntwerden der „Dieselgate“-Affäre im September 2015 Hunderte Millionen an Wert eingebüßt.