Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Seepegel: Wasserstan­d fällt leicht

Hoffnung, dass die angekündig­ten Gewitterst­ürme nicht zu heftig werden

- Von Alexander Mayer

FRIEDRICHS­HAFEN - Der Seepegel scheint nicht weiter zu steigen. Trotzdem besteht bei allen, denen der Keller vollläuft, bei Hafenbetre­ibern oder der Feuerwehr die Hoffnung, dass es zügig wieder bergab geht. Beim aktuellen Pegel bleibt’s am Häfler Seeufer hauptsächl­ich bei Pumpaktion­en. Geht’s mit neuem Regen aber nach oben, greifen Evakuierun­gspläne (wie etwa im ZeppelinMu­seum) oder müssen wie im Yachtclub Langenarge­n Dalben verlängert werden, damit Stege nicht davonschwi­mmen.

Pumpen muss, wie so manch anderer Hausbesitz­er am Seeufer, auch der Häfler Christoph Sedlmeier. Allerdings hat er in die Seewiesens­traße noch keine Feuerwehr mit schwerem Gerät rufen müssen. „Ich pumpe mit Freunden und Bekannten.“Pro Stunde muss er rund 20 Kubikmeter Wasser aus seinem Keller pumpen. Das geht seit einer Woche so: „Momentan werde ich mit den Wassermass­en noch fertig.“Es dürfe aber keine Pumpe ausfallen. Vor allem aber, „bei diesem Pegelstand darf kein Gewitterst­urm kommen“. Da der See nur noch vier Meter von seinem Haus entfernt ist, „würden auflaufend­e Wellen das Haus in der Seewiesens­traße vollends unter Wasser setzen“, prophezeit Christoph Sedlmeier.

Pumpen laufen auf Hochtouren Also müssen Wellenbrec­her her. Sie bestehen aus Sandsäcken und Schaltafel­n. Christoph Sedlmeier hat mit dem Bau von Wellenbrec­hern schon gewisse Routine entwickelt: „Ich habe in den vergangene­n 35 Jahren hier schon mindestens vier Jahrhunder­thochwasse­r erlebt.“Jetzt regiert die Hoffnung, dass die angekündig­ten ANZEIGEN Gewitterst­ürme nicht stundenlan­g Wellen vor Friedrichs­hafen aufbranden lassen. An mögliche Folgen, Christoph Sedlmeier mag nicht daran denken.

Zu den Hoffenden in Hochwasser­zeiten gehört auch Dieter Härle. Er ist Hafenmeist­er im Yachtclub Langenarge­n. Das Hafenbecke­n grenzt unmittelba­r ans Restaurant „Malerecke“, wo seit Wochen schon die Pumpen laufen. Inzwischen hat die Bodensee Moränekies als Hafenbesit­zer an die zehn Schläuche zur Ent- wässerung des Kellers der ehemaligen Villa gelegt. Das Hafenbecke­n ist inzwischen voll. Erste Straßentei­le im BMK-Yachthafen stehen unter Wasser; die ersten provisoris­chen Stege sollen die Begehbarke­it sichern. Das gilt auch für die Schwimmste­ge des YCL. Härles größtes Problem: „Dass die Dalben mit weiter steigendem Wasser zu kurz werden.“Dann müssten sie mit Holzbalken verlängert werden, damit die Stege nicht davonschwi­mmen. „Da käme eine Heidenarbe­it auf uns zu“, meint Härle und verweist darauf, dass es da eines größeren Arbeitstea­ms bedürfe.

Bei den Verantwort­lichen der „Weißen Flotte“weicht die Hoffnung der Zuversicht. „Schon bei 4,80-Pegel gilt die Hochwasser­vorwarnstu­fe“, sagt Frank Weber. Der Leiter des Schiffs und Hafensbetr­iebs der Bodensee-Schiffsbet­riebe in Friedrichs­hafen erzählt von „internen Maßnahmen“. Davon etwa, dass die Kursschiff­e größeren Abstand zum Ufer hielten, damit der Wellenschl­ag vermindert wird. „Wir fahren auch langsamer und spitzer die Landestell­en an.“Verschiede­ne Schiffsanl­egestellen (Langenarge­n, Überlingen und Dingelsdor­f) wurden erhöht, weil sonst die Gefahr von Land unter bestehe. Und, auf den Fähren „Friedrichs­hafen“und „Romanshorn“stehen jeweils 40-Tonner-Kieslaster: Sie drücken die Schif- fe weiter ins Wasser – die Auffahrram­pen stehen weniger steil.

Kritisch wird’s bei 5,20 Meter „Kritisch wird’s, wenn der See noch weiter steigt, wir bei 5,20 Meter ankommen“, meint Weber. Der alte Hase der BSB, inzwischen 30 Jahre bei den Bodensee-Schiffsbet­rieben, hat die Gesamtwass­erlage am See fest im Blick: „Mit einem Wasserpege­l von 5,20 Meter ist dieses Mal nicht mehr zu rechnen.“1999 war dies noch ganz anders gewesen.

„Noch alles clean“, meldet Lothar Wolf. Er ist Technische­r Leiter im Zeppelin-Museum. Da das Bauhaus-Gebäude mit seiner alten Bausubstan­z unmittelba­r am Wasser liegt, ist es entspreche­nd gefährdet.

Für die Kellerräum­e gibt es für den Fall des Falles einen Evakuierun­gsplan. „Ab 5,70 Meter Pegel müssen wir Vorbereitu­ngen treffen, das Archiv und das Kunstdepot auszulager­n.“Bei der aktuellen Pegellage überwiegt im Museum allerdings „Gelassenhe­it“.

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FOTO: PRIVAT Relaxen im See: Facebook- Nutzerin Nancy Kramer hat uns dieses Foto vom aktuellen Hochwasser zugesendet.
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Durchgangs­verbot: Noch schwappt das Wasser nicht an Land.
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Seeanwohne­r Christoph Sedlmeier hofft, dass keine Pumpe ausfällt.

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