Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Seepegel: Wasserstand fällt leicht
Hoffnung, dass die angekündigten Gewitterstürme nicht zu heftig werden
FRIEDRICHSHAFEN - Der Seepegel scheint nicht weiter zu steigen. Trotzdem besteht bei allen, denen der Keller vollläuft, bei Hafenbetreibern oder der Feuerwehr die Hoffnung, dass es zügig wieder bergab geht. Beim aktuellen Pegel bleibt’s am Häfler Seeufer hauptsächlich bei Pumpaktionen. Geht’s mit neuem Regen aber nach oben, greifen Evakuierungspläne (wie etwa im ZeppelinMuseum) oder müssen wie im Yachtclub Langenargen Dalben verlängert werden, damit Stege nicht davonschwimmen.
Pumpen muss, wie so manch anderer Hausbesitzer am Seeufer, auch der Häfler Christoph Sedlmeier. Allerdings hat er in die Seewiesenstraße noch keine Feuerwehr mit schwerem Gerät rufen müssen. „Ich pumpe mit Freunden und Bekannten.“Pro Stunde muss er rund 20 Kubikmeter Wasser aus seinem Keller pumpen. Das geht seit einer Woche so: „Momentan werde ich mit den Wassermassen noch fertig.“Es dürfe aber keine Pumpe ausfallen. Vor allem aber, „bei diesem Pegelstand darf kein Gewittersturm kommen“. Da der See nur noch vier Meter von seinem Haus entfernt ist, „würden auflaufende Wellen das Haus in der Seewiesenstraße vollends unter Wasser setzen“, prophezeit Christoph Sedlmeier.
Pumpen laufen auf Hochtouren Also müssen Wellenbrecher her. Sie bestehen aus Sandsäcken und Schaltafeln. Christoph Sedlmeier hat mit dem Bau von Wellenbrechern schon gewisse Routine entwickelt: „Ich habe in den vergangenen 35 Jahren hier schon mindestens vier Jahrhunderthochwasser erlebt.“Jetzt regiert die Hoffnung, dass die angekündigten ANZEIGEN Gewitterstürme nicht stundenlang Wellen vor Friedrichshafen aufbranden lassen. An mögliche Folgen, Christoph Sedlmeier mag nicht daran denken.
Zu den Hoffenden in Hochwasserzeiten gehört auch Dieter Härle. Er ist Hafenmeister im Yachtclub Langenargen. Das Hafenbecken grenzt unmittelbar ans Restaurant „Malerecke“, wo seit Wochen schon die Pumpen laufen. Inzwischen hat die Bodensee Moränekies als Hafenbesitzer an die zehn Schläuche zur Ent- wässerung des Kellers der ehemaligen Villa gelegt. Das Hafenbecken ist inzwischen voll. Erste Straßenteile im BMK-Yachthafen stehen unter Wasser; die ersten provisorischen Stege sollen die Begehbarkeit sichern. Das gilt auch für die Schwimmstege des YCL. Härles größtes Problem: „Dass die Dalben mit weiter steigendem Wasser zu kurz werden.“Dann müssten sie mit Holzbalken verlängert werden, damit die Stege nicht davonschwimmen. „Da käme eine Heidenarbeit auf uns zu“, meint Härle und verweist darauf, dass es da eines größeren Arbeitsteams bedürfe.
Bei den Verantwortlichen der „Weißen Flotte“weicht die Hoffnung der Zuversicht. „Schon bei 4,80-Pegel gilt die Hochwasservorwarnstufe“, sagt Frank Weber. Der Leiter des Schiffs und Hafensbetriebs der Bodensee-Schiffsbetriebe in Friedrichshafen erzählt von „internen Maßnahmen“. Davon etwa, dass die Kursschiffe größeren Abstand zum Ufer hielten, damit der Wellenschlag vermindert wird. „Wir fahren auch langsamer und spitzer die Landestellen an.“Verschiedene Schiffsanlegestellen (Langenargen, Überlingen und Dingelsdorf) wurden erhöht, weil sonst die Gefahr von Land unter bestehe. Und, auf den Fähren „Friedrichshafen“und „Romanshorn“stehen jeweils 40-Tonner-Kieslaster: Sie drücken die Schif- fe weiter ins Wasser – die Auffahrrampen stehen weniger steil.
Kritisch wird’s bei 5,20 Meter „Kritisch wird’s, wenn der See noch weiter steigt, wir bei 5,20 Meter ankommen“, meint Weber. Der alte Hase der BSB, inzwischen 30 Jahre bei den Bodensee-Schiffsbetrieben, hat die Gesamtwasserlage am See fest im Blick: „Mit einem Wasserpegel von 5,20 Meter ist dieses Mal nicht mehr zu rechnen.“1999 war dies noch ganz anders gewesen.
„Noch alles clean“, meldet Lothar Wolf. Er ist Technischer Leiter im Zeppelin-Museum. Da das Bauhaus-Gebäude mit seiner alten Bausubstanz unmittelbar am Wasser liegt, ist es entsprechend gefährdet.
Für die Kellerräume gibt es für den Fall des Falles einen Evakuierungsplan. „Ab 5,70 Meter Pegel müssen wir Vorbereitungen treffen, das Archiv und das Kunstdepot auszulagern.“Bei der aktuellen Pegellage überwiegt im Museum allerdings „Gelassenheit“.