Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Die Eidgenossen warten
Polen zieht erstmals ins Achtelfinale bei einer EM ein – Blaszczykowski mit Jokertor
MARSEILLE (dpa/SID) - Halbzeit-Joker Jakub Blaszczykowski hat Polen in einem Fußball-Langweiler den erstmaligen Sprung in die K.o.-Runde einer EM gesichert und ein Achtelfinalduell mit der Schweiz beschert. Gerade mal acht Minuten nach seiner Pausen-Einwechslung schoss der langjährige Dortmunder die ungeschlagene Mannschaft um Kapitän Robert Lewandowski in der deutschen Gruppe C gegen die bereits ausgeschiedene Ukraine zu einem schmeichelhaften 1:0 (0:0).
Der knappe Erfolg vor 58 874 Zuschauern im Stade Vélodrome von Marseille reichte für die Polen aber nicht zum erhofften Gruppensieg, den sich die punktgleiche DFB-Auswahl sicherte. Im ersten Achtelfinale des Turniers an kommenden Samstag in Saint-Etienne gegen die Eidgenossen müssen sich Lewandowski und Co. erheblich steigern, wenn sie ihre EM-Reise verlängern wollen. „Es ist das Zeichen einer starken Mannschaft, auch mal an einem schwächeren Tag zu gewinnen“, sagte Torschütze Blaszczykowski. Ähnlich sah es Polen Torhüter Lukasz Fabianski. „Wir haben nicht gut gespielt“, räumte er ein. „Aber wir haben gewonnen, das ist wichtig.“
Beflügelt vom 0:0 gegen Deutschland startete das Team von Trainer Adam Nawalka furios in die Partie und hätte sich schon in den ersten fünf Minuten ein beruhigendes Polster verschaffen können. Erst scheiterte Arkadiusz Milik (3. Minute) völlig frei an Andrej Pjatow im ukrainischen Tor, dann zielte der weiter torlose Lewandowski (4.) aus zehn Metern zu hoch. In diesem Takt ging es jedoch nicht weiter. Im Gegenteil: Bis zur Pause tauchten die Polen gar nicht mehr gefährlich im gegnerischen Strafraum auf.
Bayern-Stürmer Lewandowski rackerte zwar unermüdlich, hatte gegen seine Bewacher Ewgen Chatscheridi und Alexander Kutscher aber einen schweren Stand. Der Torschützenkönig der Fußball-Bundesliga hatte in der Qualifikation noch 13 Tore erzielt. Das schnelle Spiel über die Außen, sonst eine Stärke der Nawalka-Elf, fand überhaupt nicht statt.
Die nach zwei 0:2-Niederlagen gegen Deutschland und Nordirland schon vor dem Anpfiff ausgeschiedenen Ukrainer schenkten die Partie keineswegs her, sondern spielten teilweise mutig nach vorne. Vor allem Andrej Jarmolenko hielt die polnische Abwehr immer wieder auf Trab. Der Flügelstürmer von Dynamo Kiew war praktisch an allen gefährlichen Situationen seiner Mannschaft beteiligt.
Nach knapp zehn Minuten tauchte Jarmolenko das erste Mal vor dem polnischen Tor auf, sein Schuss wurde aber von Michal Pazdan abgeblockt. In der 17. Minute lief der 26-Jährige allein auf Lukasz Fabianski zu, schob den Ball aber neben den Pfosten. Kurz zuvor hatte der norwegische Schiedsrichter Svein Oddvar Moen den Ukrainern einen Elfmeter verweigert, als seine Pfeife nach einem StrafraumFoul an Jarmolenko stumm blieb.
Nach dem Wechsel taten die Polen etwas mehr für das Spiel und wurden dafür schnell belohnt. Der von Borussia Dortmund an den AC Florenz ausgeliehene Blaszczykowski schloss eine feine Einzelleistung mit einem Linksschuss ins obere Eck gekonnt ab. Zwei Minuten danach hätte Bartosz Kapustka erhöhen können, doch er traf nur das Außennetz. Der Mit- telfeldspieler kassierte später seine zweite Gelbe Karte im Turnier und fehlt gegen die Schweiz. Auch Milik (74.) versäumte mit einem Kopfball den zweiten Treffer.
Ukraine: Pjatow - Fedezki, Chatscheridi, Kutscher, Butko - Rotan, Stepanenko - Jarmolenko, Sintschenko ( 73. Kowalenko), Konopljanka - Sosulja ( 90.+ 2 Timoschtschuk). – Polen: Fabianski - Cionek, Glik, Pazdan, Jedrzejczyk - Jodlowiec, Krychowiak - Zielinski ( 46. Blaszczykowski), Kapustka ( 71. Grosicki) - Milik ( 90.+ 3 Starzynski), Lewandowski. – Schiedsrichter: Moen (Norwegen). – Tor: 0: 1 Blaszczykowski ( 54.). – Zuschauer: 58 874.