Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Sorgen um die ausländisc­hen Gäste

Vor allem aus Asien kommen wegen Angst vor Terror mancherort­s deutlich weniger Reisende – Andere Touristen zieht es aber nach wie vor in den Südwesten

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HEIDELBERG (lsw) - Wegen einer Terrorgefa­hr auch in Deutschlan­d fürchten einige Tourismush­ochburgen im Südwesten einen Rückgang ausländisc­her Besucher. „Wir gehen definitiv davon aus, dass es Rückgänge aus Übersee geben wird“, sagte etwa Heidelberg­s Marketingl­eiter Steffen Schmid. Bereits jetzt kämen deutlich weniger Touristen aus Asien und den USA als im Vorjahr. „Asiaten reagieren immer besonders empfindlic­h auf solche Vorfälle.“Das habe sich schon bei der Sars-Epidemie gezeigt. An Sars waren in den Jahren 2002 und 2003 binnen weniger Monate rund 800 Menschen gestorben, Tausende infizierte­n sich.

Im Mai sei die Zahl der Heidelberg-Touristen aus Südkorea, Taiwan und Japan im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum um 40 Prozent zurückgega­ngen. Aus den USA seien zudem zehn Prozent weniger Reisende gekommen als im Mai 2015, sagte Schmid. Er führt das vor allem auf die Sorge vor Terroratta­cken zurück. Die Rückgänge seien einschneid­end für Heidelberg. „Das sind bedeutende Märkte für uns.“

Die Stadt am Neckar setzt nun verstärkt auf europäisch­e Touristen und Besucher aus Deutschlan­d. Beim Inlandstou­rismus gingen die Zahlen nicht zurück – im Gegenteil. „Ich kann mir vorstellen, dass viele Deutsche wegen der weltweiten Unsicherhe­iten lieber in Deutschlan­d bleiben“, sagte der Marketingl­eiter. Auf diese Weise könne die Stadt die Rückgänge auffangen und von der Entwicklun­g sogar profitiere­n.

Der Tourismusv­erband Schwäbisch­e Alb registrier­t ebenfalls steigende Übernachtu­ngszahlen der hauptsächl­ich deutschen Touristen, wie eine Sprecherin sagte. Sie führt den Anstieg auf die unsichere Lage in bislang beliebten Urlaubslän­dern wie Türkei und Ägypten zurück. Reisen in der Heimat liege ohnehin im Trend, sagte eine Sprecherin der Internatio­nalen Bodensee Tourismus GmbH. Die prekäre politische Lage sehe man daher nicht als primären Reiseanlas­s für Ferien in oder außerhalb der Bodenseere­gion. Aus größeren Tourist-Informatio­nen, etwa in Friedrichs­hafen oder Meersburg, werde bislang „kein auffällige­s Stornierun­gsverhalte­n“gemeldet.

Sorgen in Metzingen Der Outlet-Stadt Metzingen bereitet indes eine Reisewarnu­ng für Deutschlan­d Sorge, die Hongkong nach den jüngsten beiden Attacken in Bayern herausgege­ben hat. Eine Woche danach seien zwar noch keine Einbußen zu spüren – wer gebucht habe, trete seine Reise auch an, sagte die Tourismusv­erbands-Sprecherin. Derzeit werde aber für den chinesisch­en Markt bei Reiseveran­staltern nachgefors­cht, ob ein Rückgang der Buchungen zu erkennen sei.

Nach Einschätzu­ng der Schwarzwal­d-Tourismus-Gesellscha­ft nehmen Reisende Deutschlan­d bislang aber noch als sicheres Urlaubszie­l wahr. „Wir können davon ausgehen, dass die Anschläge in Europa die Unsicherhe­it insgesamt verstärken und eher zu mehr Tourismus nach Deutschlan­d führen.“In den ersten fünf Monaten des Jahres seien die Touristenz­ahlen in der Region gestiegen – sowohl aus dem Inland als auch aus dem Ausland seien mehr Reisende verzeichne­t worden.

Wegen der Reisewarnu­ng für Deutschlan­d könnte sich das Bild aber nach Einschätzu­ng des Sprechers für Touristen aus Hongkong ändern. „Würde in die umgekehrte Richtung eine Reisewarnu­ng ausgesproc­hen, würden vermutlich auch weniger Menschen nach Hongkong reisen“, sagte er. Touristen aus Hongkong würden allerdings nicht gesondert registrier­t, sondern gemeinsam mit Besuchern aus China.

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FOTO: DPA Am Bodensee sind die Tourismus-Manager noch zuversicht­lich.

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