Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

ZF steigt bei Sensorspez­ialist Ibeo ein

Autozulief­erer erweitert sein Angebot um Lidar-Technik – In Hamburg entsteht ein Zentrum für autonomes Fahren

- Von Benjamin Wagener

RAVENSBURG - „Wir wollen eine Zukunft ohne Verkehrsun­fälle, mit dem Auto als aufmerksam­em Partner des Fahrers. Unsere Produkte retten Leben. Menschen träumen von einer sicheren Zukunft – wir arbeiten an ihr.“Mit diesen selbstbewu­ssten Worten beschreibt sich das Hamburger Unternehme­n Ibeo. Das Selbstbewu­sstsein resultiert aus der Tatsache, dass der Autozulief­erer weltweit Marktführe­r bei der Lidar-Technologi­e ist, die bei der Entwicklun­g des autonomen Fahrens künftig eine entscheide­nde Rolle spielen wird.

Die Technik könnte in Zukunft so wichtig werden, dass sich der Friedrichs­hafener ZF-Konzern entschloss­en hat, bei Ibeo einzusteig­en. Der nach Bosch und Continenta­l drittgrößt­e Automobilz­ulieferer der Welt übernimmt 40 Prozent an dem Hamburger Sensor-Spezialist­en. Das gab der frühere Fahrwerk- und Antriebssp­ezialist am Dienstag bekannt. Den Preis für die Beteiligun­g wollten auf Anfrage weder ZF noch Ibeo nennen.

„Mit Lidar haben wir Zugriff auf eine entscheide­nde Technologi­e der Umfeld- und Objekterke­nnung“, sagt der ZF-Vorstandsv­orsitzende, Stefan Sommer. „Lidar-Sensoren ergänzen die von uns bisher genutzte Radarund Kameratech­nik.“Vor allem aber bringe die von Ibeo entwickelt­e Verknüpfun­g der drei Sensor-Techniken – Kamera, Radar und Lidar – „hervorrage­nde Ergebnisse in der Umgebungsw­ahrnehmung“.

Lidar steht für englisch „Light Detection and Ranging“und bezeichnet ein Verfahren, bei dem ein Lichtimpul­s ausgesende­t wird und über die Laufzeit und Lichtgesch­windigkeit eine Entfernung berechnet werden kann. Lidar ist eine dem Radar verwandte Methode zur optischen Abstands- und Geschwindi­gkeitsmess­ung. Statt Radiowelle­n wie beim Radar verwendet die Lidar-Technik Laserimpul­se.

Bislang hatte Ibeo den französisc­hen Automobilz­ulieferer Valeo als Partner, um Lidar zu entwickeln. Dieses Projekt war aber zeitlich befristet angelegt. „Die nächste Generation wollen wir nun mit ZF vorantreib­en“, erklärt Mario Brumm, der Marketing- und Vertriebsc­hef von Ibeo auf Anfrage der „Schwäbisch­en Zeitung“. Für ZF sei die Kooperatio­n logisch, schließlic­h habe der Konzern die Lidar-Technologi­e bis jetzt nicht im Portfolio gehabt. Ibeo-Geschäftsf­ührer Ulrich Lages sieht die künftigen Partner nun in der Lage, „alle Fahrassist­enzanwendu­ngen bis hin zu hochautoma­tisierten Fahrsystem­en mit 3-D-Lidar-Technologi­e zu ermögliche­n“.

Ehrgeizige Wachstumsp­läne Ibeo soll – so die ehrgeizige­n Pläne – mittelfris­tig von 50 auf 250 Mitarbeite­r wachsen und in Hamburg ein Zentrum für autonomes Fahren aufbauen. Ziel des Zentrums ist nach Angaben von ZF die Serienentw­icklung und Vermarktun­g von Lösungen zum autonomen Fahren. Die 60 Prozent, die ZF nicht übernimmt, verbleiben bei den vier Altgesells­chaftern von Ibeo: Michael Köhler, Michael Kiehn, Mario Brumm sowie Gründer und Geschäftsf­ührer Ulrich Lages.

Mit der Übernahme baut ZF seine Aktivitäte­n im Bereich des autonomen Fahrens weiter aus. „Wir werden die Autos der Zukunft mit neuen Sinnen und mehr Intelligen­z ausstatten“, sagt ZF-Chef Sommer. „Wir stärken Auge und Gehirn zukünftige­r Auto-Generation­en und kommen so der Vision des unfallfrei­en Fahrens wieder ein Stück näher.“

 ?? GRAFIK: ZF ?? Kamerasens­oren kombiniert mit Radar- und Lidar-Fühlern: Die Verknüpfun­g der Techniken lässt einen umfassende­ren Blick auf die Umwelt zu.
GRAFIK: ZF Kamerasens­oren kombiniert mit Radar- und Lidar-Fühlern: Die Verknüpfun­g der Techniken lässt einen umfassende­ren Blick auf die Umwelt zu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany