Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Quittung fürs Wegschauen

- Von Birgit Scholtes

Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder nimmt sich kein Beispiel an seinem CSU-Parteifreu­nd Alexander Dobrindt. Der Bundesverk­ehrsminist­er hatte VW in der DieselAbga­saffäre bisher milde behandelt – schließlic­h ist VW als weltgrößte­r Autokonzer­n von großer Bedeutung für den Standort Deutschlan­d: Immerhin arbeiten 610 000 Menschen weltweit für VW.

Aber aktienrech­tlich ist Söder gezwungen zu handeln: Die VW-Aktie hat zwischenze­itlich zwei Fünftel an Wert verloren, das schmälert den Gewinn des Bayerische­n Pensionsfo­nds. Nun ist es Sache der Justiz zu entscheide­n, ob VW gegen seine Mitteilung­spflichten verstoßen hat. Sollte das so sein, droht ein Dominoeffe­kt. Die maximal 700 000 Euro, um die es beim Bayerische­n Pensionsfo­nds geht, könnte VW noch verschmerz­en. Aber in einem solchen Fall müssten dann auch andere Bundesländ­er, der Anteilseig­ner Niedersach­sen, andere ausländisc­he Staaten und Aktionäre auf Schadeners­atz klagen. Dann ginge es um Milliarden­summen. Und die könnten für VW existenzbe­drohend sein.

Die Politik muss also eine Gratwander­ung betreiben: Einerseits will sie VW nicht in seiner Existenz gefährden, anderersei­ts muss sie sicherstel­len, dass dieser Fall juristisch aufgearbei­tet wird. Es zeigt sich wieder einmal: Langes Wegschauen, und die Vorzugsbeh­andlung eines Unternehme­ns zahlen sich nicht aus – selbst wenn es um ein für die deutsche Wirtschaft so bedeutende­s Unternehme­n wie Volkswagen geht.

wirtschaft@schwaebisc­he.de

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