Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bonus für Sport und gesunde Ernährung erwünscht
Eine Mehrheit der Deutschen befürwortet individuelle Krankenversicherungstarife
BERLIN (KNA) - Wer sich fit hält und gesund lebt, will dafür entlohnt werden. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage der Markenberatung Prophet, die am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde. Demnach wünschen sich drei Viertel der Befragten einen Bonus oder einen reduzierten Tarif ihrer Krankenkasse für einen gesunden Lebensstil. Knapp zwei Drittel der Befragten sind zudem nicht bereit, mit dem eigenen Beitrag eine ungesunde Lebensweise etwa von Rauchern oder Fettleibigen zu unterstützen.
Um die Daten zu erheben und einen individuellen Gesundheitstarif zu erheben, bräuchten die Kassen Zugriff auf die Gesundheitsdaten ihrer Versicherten. Für 37 Prozent der Befragten wäre das in Ordnung – sie würden der Krankenkasse per Armband oder Fitness-App relevante Parameter zur Verfügung stellen. Bei den unter 34-Jährigen hat sogar die Hälfte der Befragten nichts gegen diese Praxis. Entscheidend ist für die Befragten aber ein verantwortungsvoller Umgang mit ihren Daten: 63 Prozent haben große Bedenken, dass die Weitergabe für sie von Nachteil sei oder die Daten in falsche Hände geraten könnten. Die Generali-Versicherung bietet ihren Kunden seit dem 1. Juli einen „Vitality-Tarif“. Wer mit dem Schrittzähler seine Joggingstrecke aufzeichnet, regelmäßig Fitnessstudios besucht, mit dem Rauchen aufhört oder gesunde Lebensmittel kauft, kann Punkte sammeln, die die Beiträge zur Krankenversicherung senken. Je mehr Punkte, desto besser der persönliche Status – von Bronze über Silber und Gold bis zu Platin. Wer bei der Generali auch noch eine Risikolebensversicherung abgeschlossen hat, kann sich zudem künftig durch die Teilnahme am Programm eine Beitragsersparnis oder Rabatte bei Fitnessstudios, in Sportgeschäften oder anderswo sichern. Datenschützer sind jedoch beunruhigt und warnen vor einer freiwilligen Selbstüberwachung. Bislang halten sich andere Versicherungen wie Allianz oder DKV mit ähnlichen Modellen zurück.
Generali betonte indes, dass das Programm freiwillig und unabhängig von Alter sowie Gesundheitszustand sei. Auch wies die Generali Sorgen wegen des Datenschutzes als unbegründet zurück. Der Versicherer erhalte lediglich Informationen zum Status des Versicherten, der sich aus den gesammelten Punkten errechnet, jedoch keinerlei Details zum Gesundheitszustand, wie etwa Gewicht oder Blutdruck. Die Prophet-Beratung sieht neben dem Datenschutz noch eine weitere Herausforderung solcher individuellen Tarife. Wenn der Gesunde nicht bereit sei, den ungesund lebenden Mitbürger finanziell mit zu tragen, stellten sich auch moralisch-ethische Fragen. „Eine Malus-Regelung macht nur dann Sinn, wenn man sich insgesamt eine Verbesserung für das Gesundheitssystem verspricht und sich diese nur auf Verhaltensweisen beschränkt, die durch den Einzelnen auch tatsächlich beeinflussbar sind. Ein wahrscheinlich kaum zu lösendes Abgrenzungsproblem mit reichlich gesellschaftlichem Zündstoff “, so Prophet-Berater Felix Stöckel.
Zugleich warnen Kritiker, dass viele Menschen die Vorteile von Fitnesstarifen nicht oder nur in geringem Umfang genießen könnten – etwa chronisch Kranke oder ältere Personen. Sie und Versicherte, die sich nicht am Programm beteiligen wollen, könnten durch höhere Beiträge letztlich draufzahlen.