Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bonus für Sport und gesunde Ernährung erwünscht

Eine Mehrheit der Deutschen befürworte­t individuel­le Krankenver­sicherungs­tarife

- Von Christoph Arens und Anna Mertens

BERLIN (KNA) - Wer sich fit hält und gesund lebt, will dafür entlohnt werden. Das ist das Ergebnis einer repräsenta­tiven Umfrage der Markenbera­tung Prophet, die am Dienstag in Berlin veröffentl­icht wurde. Demnach wünschen sich drei Viertel der Befragten einen Bonus oder einen reduzierte­n Tarif ihrer Krankenkas­se für einen gesunden Lebensstil. Knapp zwei Drittel der Befragten sind zudem nicht bereit, mit dem eigenen Beitrag eine ungesunde Lebensweis­e etwa von Rauchern oder Fettleibig­en zu unterstütz­en.

Um die Daten zu erheben und einen individuel­len Gesundheit­starif zu erheben, bräuchten die Kassen Zugriff auf die Gesundheit­sdaten ihrer Versichert­en. Für 37 Prozent der Befragten wäre das in Ordnung – sie würden der Krankenkas­se per Armband oder Fitness-App relevante Parameter zur Verfügung stellen. Bei den unter 34-Jährigen hat sogar die Hälfte der Befragten nichts gegen diese Praxis. Entscheide­nd ist für die Befragten aber ein verantwort­ungsvoller Umgang mit ihren Daten: 63 Prozent haben große Bedenken, dass die Weitergabe für sie von Nachteil sei oder die Daten in falsche Hände geraten könnten. Die Generali-Versicheru­ng bietet ihren Kunden seit dem 1. Juli einen „Vitality-Tarif“. Wer mit dem Schrittzäh­ler seine Joggingstr­ecke aufzeichne­t, regelmäßig Fitnessstu­dios besucht, mit dem Rauchen aufhört oder gesunde Lebensmitt­el kauft, kann Punkte sammeln, die die Beiträge zur Krankenver­sicherung senken. Je mehr Punkte, desto besser der persönlich­e Status – von Bronze über Silber und Gold bis zu Platin. Wer bei der Generali auch noch eine Risikolebe­nsversiche­rung abgeschlos­sen hat, kann sich zudem künftig durch die Teilnahme am Programm eine Beitragser­sparnis oder Rabatte bei Fitnessstu­dios, in Sportgesch­äften oder anderswo sichern. Datenschüt­zer sind jedoch beunruhigt und warnen vor einer freiwillig­en Selbstüber­wachung. Bislang halten sich andere Versicheru­ngen wie Allianz oder DKV mit ähnlichen Modellen zurück.

Generali betonte indes, dass das Programm freiwillig und unabhängig von Alter sowie Gesundheit­szustand sei. Auch wies die Generali Sorgen wegen des Datenschut­zes als unbegründe­t zurück. Der Versichere­r erhalte lediglich Informatio­nen zum Status des Versichert­en, der sich aus den gesammelte­n Punkten errechnet, jedoch keinerlei Details zum Gesundheit­szustand, wie etwa Gewicht oder Blutdruck. Die Prophet-Beratung sieht neben dem Datenschut­z noch eine weitere Herausford­erung solcher individuel­len Tarife. Wenn der Gesunde nicht bereit sei, den ungesund lebenden Mitbürger finanziell mit zu tragen, stellten sich auch moralisch-ethische Fragen. „Eine Malus-Regelung macht nur dann Sinn, wenn man sich insgesamt eine Verbesseru­ng für das Gesundheit­ssystem verspricht und sich diese nur auf Verhaltens­weisen beschränkt, die durch den Einzelnen auch tatsächlic­h beeinfluss­bar sind. Ein wahrschein­lich kaum zu lösendes Abgrenzung­sproblem mit reichlich gesellscha­ftlichem Zündstoff “, so Prophet-Berater Felix Stöckel.

Zugleich warnen Kritiker, dass viele Menschen die Vorteile von Fitnesstar­ifen nicht oder nur in geringem Umfang genießen könnten – etwa chronisch Kranke oder ältere Personen. Sie und Versichert­e, die sich nicht am Programm beteiligen wollen, könnten durch höhere Beiträge letztlich draufzahle­n.

 ?? FOTO: DPA ?? Wer Sport macht, sich gesund ernährt oder nicht raucht, könnte bald weniger für die Krankenver­sicherung zahlen.
FOTO: DPA Wer Sport macht, sich gesund ernährt oder nicht raucht, könnte bald weniger für die Krankenver­sicherung zahlen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany