Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

New York ist ganz schön anstrengen­d

„Maggies Plan“ist eine sympathisc­he Komödie

- Von Dieter Kleibauer

Maggies Plan ist: endlich ein Kind bekommen. Sie ist Mitte 30, Single, lebt in New York, hat einen Job als Dozentin, einen großen Freundeskr­eis – aber ihre Partnersch­aften dauern höchstens sechs Monate. Deshalb setzt sie auf eine Samenspend­e – doch gerade, als der Termin naht, lernt sie John kennen, der sich für sie scheiden lässt. Der aber auch nie den Kontakt zu seiner Ex-Frau verliert. Und damit wird es richtig komplizier­t.

Mit „Maggies Plan“betritt Regisseuri­n und Drehbuchau­torin Rebecca Miller jenes Terrain, das Woody Allen ins Kino eingeführt hat – jenes New York, in dem Künstler, Intellektu­elle und andere Nerds umeinander kreisen; mittlerwei­le gibt es jüngere Regisseure wie Noah Baumbach, die dieses Bild weiter ausmalen – und da schließt sich der Kreis: In Baumbachs „Frances Ha“spielt Greta Gerwig, auch privat Baumbachs Muse, die Titelrolle, jene It-Schauspiel­erin, die nun auch die Maggie ist: leicht verpeilt, nett, unstet.

Miller weiß Bescheid Rebecca Miller kennt dieses Milieu, ist sie doch die Tochter des Dramatiker­s Arthur Miller und Ehefrau des Schauspiel­er-Giganten Daniel DayLewis; „Maggies Plan“ist ihr fünfter Film, in Cineasten-Kreisen war sie bislang mit Werken wie „The Private Lives of Pippa Lee“bekannt geworden. Hier hat sie nun einen Roman der mit ihr befreundet­en Schriftste­llerin Karen Rinaldi verfilmt, die auch am Skript mitgewirkt hat. Die umjubelte Premiere fand in Sundance statt, im Frühjahr lief der Film auf der Berlinale.

Für „Maggie“hat Rebecca Miller eine Starbesetz­ung zusammenge­stellt: Neben Greta Gerwig spielen Ethan Hawke den schluffige­n John, auch er ein Uni-Dozent („fikto-kryptional­e Anthropolo­gie“), und die furiose Julianne Moore, stets nah am Overacting. Dazu kommen die „Saturday-Night-Live“-Protagonis­ten Bill Hader und Maya Rudolph sowie Indie-Ikone Wallace Shawn, der wieder einen dieser typischen KulturHube­r spielt. Travis Fimmel ist der ursprüngli­ch als Samenspend­er auserkoren­e Hipster Guy, der sich gerade (in New York!) als Produzent eingelegte­r Gurken und Pickles, natürlich bio, selbststän­dig macht.

Sie alle bevölkern diese etwas chaotische, lockere und sympathisc­he Komödie, die vor allem in ihren Dialogen funkelt. New Yorker Kritiker haben dem Film schon bescheinig­t, das Milieu gut getroffen zu haben, wenn es etwa in einer Diskussion um eine Konferenz in Quebec geht und einer raunt, dass „auch Zizek kommen wird“. Das ist der slowenisch­e Star-Philosoph, der zu wirklich allem und jedem etwas zu sagen hat. Das Leben im akademisch­en New York kann auch mal anstrengen­d sein. Maggies Plan. Regie: Rebecca Miller. Mit Greta Gerwig, Ethan Hawke, Julianne Moore. Länge: 98 Minuten. FSK: ohne Altersbesc­hränkung.

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FOTO: MFA Man entkommt sich nicht in der intellektu­ellen Schickeria New Yorks: Maggie (Greta Gerwig, links) trifft auf Georgette (Julianne Moore), die Ex ihres neuen Liebhabers.

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