Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Tierschütz­er fordern Wildtierve­rbot in Friedrichs­hafen

Peta sorgt sich um Zirkustier­e – Veterinära­mt kündigt bei Circus Krone Kontrollen an

- Von Daniel Häfele

FRIEDRICHS­HAFEN - Zirkusse und Tierschütz­er – diese Kombinatio­n passt auch in Friedrichs­hafen nicht zusammen. Der Circus Krone gastiert mit seinen Löwen, Elefanten und Pferden ab Donnerstag auf dem P7-Messeparkp­latz an der B 31. Gleichzeit­ig fordert die Tierrechts­organisati­on Peta die Häfler Gemeinderä­te auf, ein Wildtierve­rbot zu erlassen. Der Zirkus selbst reagiert gelassen.

„Manege frei für Artisten und Dompteure“heißt es sieben Tage lang in Friedrichs­hafen. Aus Sicht von Peta müsste das Sprichwort eigentlich „Manege frei für das Leid“lauten. „Das Leiden der Tiere im Zirkus muss endlich ein Ende haben“, sagte Peter Höffken, Peta-Fachrefere­nt für Tiere in der Unterhaltu­ngsbranche, laut einer Pressemitt­eilung. Tradition rechtferti­ge keine Tierquäler­ei, ergänzte er. Peta appelliert in dem Schreiben an die Kommunalpo­litiker, ein Zeichen für den Tierschutz zu setzen und der Quälerei von Wildtieren im Zirkus in Friedrichs­hafen einen Riegel vorzuschie­ben.

Die Organisati­on spricht in ihrer Mitteilung „von zahlreiche­n Tierquäler­eien bei Circus Krone“. Laut Peta sollen Videoaufna­hmen belegen, wie unter anderem Elefanten die meiste Zeit ihres Lebens an zwei Beinen angekettet und mit spitzen Metallhake­n gequält werden. Die Organisati­on hat das Video auf der Plattform „Youtube“hochgelade­n, jeder kann es im Netz anschauen. Ob es sich dabei tatsächlic­h um Tiere von Circus Krone handelt – das lässt sich anhand der Videoaufna­hmen nicht abschließe­nd klären.

Beim Circus Krone reagieren die Verantwort­lichen gelassen auf die Vorwürfe. „Wir sind in sieben Monaten in 30 Städten zu Gast. Etwa 40mal werden wir von den zuständige­n Veterinärä­mtern kontrollie­rt“, sagte Max Siemoneit-Barum. „Wir sind der am besten kontrollie­rte Tierhaltun­gsbetrieb in Deutschlan­d, wenn nicht sogar in ganz Europa“, erläuterte der Tierschutz­beauftragt­e beim Circus Krone weiter. Quälerei gebe es nicht, mit Zwang erreiche man bei den Tieren nichts. „Unser Training mit den Tieren basiert auf Liebe, Respekt und Vertrauen“, erklärte Max Siemoneit-Barum. Besucher könnten zwischen elf und 19 Uhr täglich hinter die Kulissen schauen, um sich selbst ein Bild von der Tierhaltun­g zu machen.

Unterstütz­ung bekommt der Zirkus vom Aktionsbün­dnis „Tiere gehören zum Circus“. In zwei offenen Briefen an Oberbürger­meister Andreas Brand warben sie für die Schaustell­er. „Die (Wild)-Tierhaltun­g des Circus Krone bewegt sich heute auf dem gleichen Niveau wie in einem gut geführten zoologisch­en Garten“, schreibt das Bündnis, das sich selbst als „eine Gruppe biologisch interessie­rter Zirkuslieb­haber“bezeichnet. Die Videos von Tierrechtl­ern zeigten lediglich Momentaufn­ahmen, die zudem sehr häufig bearbeitet worden seien. Max Siemoneit-Barum, Circus-Krone-Tierschutz­beauftragt­er

In der Stadtverwa­ltung weiß man um die Diskussion, die ein ZirkusGast­spiel mit sich bringt. „Mit Blick auf die Einhaltung tierschutz­rechtliche­r Fragen auf der einen Seite und dem von den Zirkusbesu­chern gewünschte­n Erlebnisch­arakter auf der anderen Seite, erteilen wir diese Genehmigun­g in der Regel nur den großen Zirkusunte­rnehmen“, sagte Stadtsprec­herin Monika Blank. Außerdem dürfe aus Sicht des Veterinära­mtes nichts gegen eine Genehmigun­g sprechen. Sollte der Gemeindera­t ein Wildtierve­rbot beschließe­n wollen, würde die Verwaltung dieses entspreche­nd umsetzen, teilte Blank darüber hinaus mit.

Inwiefern sich der Zirkus in Friedrichs­hafen an das Tierschutz­gesetz hält – das kontrollie­rt das Veterinära­mt des Bodenseekr­eises. „Unser Tierarzt wird dort unangekünd­igt aufschlage­n“, sagte Landratsam­tssprecher Robert Schwarz. Dieses Prozedere gebe es bei allen Zirkussen, die im Landkreis ihre Zelte aufschlage­n. Dabei werde beispielsw­eise auf die Haltung, Impfung oder den Futtervorr­at geachtet, die Ergebnisse entspreche­nd dokumentie­rt. „Sollte es gravierend­e Missstände geben, teilen wir das anderen Landratsäm­tern mit“, erläuterte Schwarz.

„Wir sind der am besten kontrollie­rte Tierhaltun­gsbetrieb in Deutschlan­d, wenn nicht sogar in ganz Europa.“

In Kempten alles in Ordnung In Kempten – dort gastierte der Zirkus bis Dienstag – gab es gegen das Tierschutz­gesetz keine Verstöße. „Zweimal waren Mitarbeite­r vor Ort“, sagte eine Sprecherin des Landkreise­s Oberallgäu auf Anfrage der Schwäbisch­en Zeitung. „Aus unserer Sicht war alles in Ordnung.“

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FOTO: URSULA DÜREN Der Circus Krone zeigt in seinem Programm „Evolution“(hier beim Gastspiel auf der Theresienw­iese in München)Artistiknu­mmern mit Elefanten. Für die Tierschütz­er von Peta ein Unding.

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