Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Tierschützer fordern Wildtierverbot in Friedrichshafen
Peta sorgt sich um Zirkustiere – Veterinäramt kündigt bei Circus Krone Kontrollen an
FRIEDRICHSHAFEN - Zirkusse und Tierschützer – diese Kombination passt auch in Friedrichshafen nicht zusammen. Der Circus Krone gastiert mit seinen Löwen, Elefanten und Pferden ab Donnerstag auf dem P7-Messeparkplatz an der B 31. Gleichzeitig fordert die Tierrechtsorganisation Peta die Häfler Gemeinderäte auf, ein Wildtierverbot zu erlassen. Der Zirkus selbst reagiert gelassen.
„Manege frei für Artisten und Dompteure“heißt es sieben Tage lang in Friedrichshafen. Aus Sicht von Peta müsste das Sprichwort eigentlich „Manege frei für das Leid“lauten. „Das Leiden der Tiere im Zirkus muss endlich ein Ende haben“, sagte Peter Höffken, Peta-Fachreferent für Tiere in der Unterhaltungsbranche, laut einer Pressemitteilung. Tradition rechtfertige keine Tierquälerei, ergänzte er. Peta appelliert in dem Schreiben an die Kommunalpolitiker, ein Zeichen für den Tierschutz zu setzen und der Quälerei von Wildtieren im Zirkus in Friedrichshafen einen Riegel vorzuschieben.
Die Organisation spricht in ihrer Mitteilung „von zahlreichen Tierquälereien bei Circus Krone“. Laut Peta sollen Videoaufnahmen belegen, wie unter anderem Elefanten die meiste Zeit ihres Lebens an zwei Beinen angekettet und mit spitzen Metallhaken gequält werden. Die Organisation hat das Video auf der Plattform „Youtube“hochgeladen, jeder kann es im Netz anschauen. Ob es sich dabei tatsächlich um Tiere von Circus Krone handelt – das lässt sich anhand der Videoaufnahmen nicht abschließend klären.
Beim Circus Krone reagieren die Verantwortlichen gelassen auf die Vorwürfe. „Wir sind in sieben Monaten in 30 Städten zu Gast. Etwa 40mal werden wir von den zuständigen Veterinärämtern kontrolliert“, sagte Max Siemoneit-Barum. „Wir sind der am besten kontrollierte Tierhaltungsbetrieb in Deutschland, wenn nicht sogar in ganz Europa“, erläuterte der Tierschutzbeauftragte beim Circus Krone weiter. Quälerei gebe es nicht, mit Zwang erreiche man bei den Tieren nichts. „Unser Training mit den Tieren basiert auf Liebe, Respekt und Vertrauen“, erklärte Max Siemoneit-Barum. Besucher könnten zwischen elf und 19 Uhr täglich hinter die Kulissen schauen, um sich selbst ein Bild von der Tierhaltung zu machen.
Unterstützung bekommt der Zirkus vom Aktionsbündnis „Tiere gehören zum Circus“. In zwei offenen Briefen an Oberbürgermeister Andreas Brand warben sie für die Schausteller. „Die (Wild)-Tierhaltung des Circus Krone bewegt sich heute auf dem gleichen Niveau wie in einem gut geführten zoologischen Garten“, schreibt das Bündnis, das sich selbst als „eine Gruppe biologisch interessierter Zirkusliebhaber“bezeichnet. Die Videos von Tierrechtlern zeigten lediglich Momentaufnahmen, die zudem sehr häufig bearbeitet worden seien. Max Siemoneit-Barum, Circus-Krone-Tierschutzbeauftragter
In der Stadtverwaltung weiß man um die Diskussion, die ein ZirkusGastspiel mit sich bringt. „Mit Blick auf die Einhaltung tierschutzrechtlicher Fragen auf der einen Seite und dem von den Zirkusbesuchern gewünschten Erlebnischarakter auf der anderen Seite, erteilen wir diese Genehmigung in der Regel nur den großen Zirkusunternehmen“, sagte Stadtsprecherin Monika Blank. Außerdem dürfe aus Sicht des Veterinäramtes nichts gegen eine Genehmigung sprechen. Sollte der Gemeinderat ein Wildtierverbot beschließen wollen, würde die Verwaltung dieses entsprechend umsetzen, teilte Blank darüber hinaus mit.
Inwiefern sich der Zirkus in Friedrichshafen an das Tierschutzgesetz hält – das kontrolliert das Veterinäramt des Bodenseekreises. „Unser Tierarzt wird dort unangekündigt aufschlagen“, sagte Landratsamtssprecher Robert Schwarz. Dieses Prozedere gebe es bei allen Zirkussen, die im Landkreis ihre Zelte aufschlagen. Dabei werde beispielsweise auf die Haltung, Impfung oder den Futtervorrat geachtet, die Ergebnisse entsprechend dokumentiert. „Sollte es gravierende Missstände geben, teilen wir das anderen Landratsämtern mit“, erläuterte Schwarz.
„Wir sind der am besten kontrollierte Tierhaltungsbetrieb in Deutschland, wenn nicht sogar in ganz Europa.“
In Kempten alles in Ordnung In Kempten – dort gastierte der Zirkus bis Dienstag – gab es gegen das Tierschutzgesetz keine Verstöße. „Zweimal waren Mitarbeiter vor Ort“, sagte eine Sprecherin des Landkreises Oberallgäu auf Anfrage der Schwäbischen Zeitung. „Aus unserer Sicht war alles in Ordnung.“