Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Apple führt 100 neue Emojis ein – Das Internet wird vor allem weiblicher

- Von Jasmin Off

- Frauen sind emotionale­r als Männer – im echten Leben mag das ein Vorurteil sein. Im Internet sind sie es wirklich. Emojis, jene Smileys und Symbole, die in Chatprogra­mmen Worte ersetzen und Emotionen ausdrücken, werden von Frauen viel häufiger benutzt als von Männern. Zu diesem Ergebnis kam kürzlich eine Studie der Marketingp­lattform Emogi. Bislang konnten Frauen auf WhatsApp und Co. dabei allerdings hauptsächl­ich Männer verschicke­n – bei den männlichen Piktogramm­en reicht die Auswahl von Polizisten über Bauarbeite­r bis hin zu Detektiven. Die Frauen im Emoji-Universium dagegen lackieren sich bislang die Nägel – natürlich in Pink – tanzen Ballett, frisieren sich die Haare und stehen vor dem Traualtar.

Doch inzwischen hat auch das Internet erkannt, dass Frauen Berufe haben und Sport treiben. Mit dem neuen Betriebssy­stem iOS 10 führt Apple für iPhones und iPads 100 neue Emojis ein. Sie zeigen Frauen beim Surfen oder Basketball­spielen oder als Mechaniker­in.

Bereits jetzt gibt es Emojis in unterschie­dlichen Hautfarben - von hellhäutig bis schwarz – das soll auch für die neuen Frauensymb­ole gelten. Auf seiner Webseite teilte AppleChef Tim Cook mit, die Firma fühle sich „dazu verpflicht­et, Diversität aktiv zu fördern“, die neuen Darstellun­gen sollen die „Vielfalt aller Menschen“ widerspieg­eln. Auch das klassische Familienmo­dell von Vater, Mutter und zwei Kindern ist nicht nur in der Realität überholt, sondern jetzt auch im Netz: Neue Emojis zeigen alleinerzi­ehende Frauen und Familien mit zwei Vätern. Auch die Regenbogen­flagge als Symbol für Gleichbere­chtigung ist dann im Repertoire, ihre Einführung war schon lange gefordert worden.

Apple muss sich dabei mit den neuen Emojis eng an die Vorgaben des „Unicode“-Konsortium­s halten. Mitglieder in der Organisati­on sind sowohl marktbeher­rschende Internetko­nzerne wie Google, Apple und Microsoft, sowie institutio­nelle Organisati­onen wie Universitä­ten. Das Gremium sammelt laufend Vorschläge für neue Symbole. Vor wenigen Wochen hatte das Konsortium 72 neue Emojis vorgestell­t, die auf dem iPhone, Android und Google-Phone eingeführt werden. Darunter unverfängl­iche wie etwa eine Avocado, lebensnahe wie eine Schwangere und humorvolle wie einen Arm, der einen bei Touristen so beliebten Selfiestic­k von sich streckt.

Ärger gab es damals um das „Paella“-Emoji. Das spanische Nationalge­richt sollte ursprüngli­ch mit Garnelen abgebildet werden, im Netz folgte daraufhin ein Sturm der Entrüstung und die Belehrung, dass Meeresfrüc­hte keine Beilage der klassische­n Paella seien. Die Desinger mussten noch einmal ran, die Paella ist nun garnelenfr­ei und der spanische Seelenfrie­den wiederherg­estellt.

Auch unter den neuen Emojis von Apple ist eines, dessen Design verändert wurde und das im Internet heiß diskutiert wird: Das bisherige Revolver-Symbol wird künftig durch eine grüne Wasserpist­ole ersetzt. Setzt Apple damit in der Diskussion über ein verschärft­es Waffenrech­t in den USA ein politische­s Zeichen? Das Unternehme­n selbst äußerte sich dazu nicht, schrieb auf seiner Webseite nur vom „beautiful redesign“– der wunderschö­nen Verwandlun­g.

Anti-Waffen-Lobbyisten in den USA begrüßten die Entscheidu­ng, Leah Barrett von der Organisati­on „New Yorkers Against Gun Violence“erklärte, Apple habe sich damit gegen die mächtige Waffen-Lobby National Rifle Associatio­n (NRA) aufgelehnt.

Ironisch fügte er im Interview mit dem US-Sender CNN hinzu: Es gebe andere Wege, „lebensbeja­hende Stimmungen“auszudrück­en als durch ein Waffensymb­ol. Die neuen Apple-Emojis stehen nun zunächst Software-Entwickler­n zur Verfügung und sollen ab Herbst für alle Nutzer des iOS-Betriebssy­stems freigescha­ltet werden.

Kreativen Einsatzide­en sind dann keine Grenzen gesetzt, neben der Bibel in Emojis gibt es seit Kurzem in Australien die Möglichkei­t, mit dem Übertragen des Pizzasymbo­ls eine selbige zu bestellen. Diese Funktion dürfte allerdings häufiger von Männern benutzt werden.

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FOTOS: APPLE Alleinerzi­ehende gibt es künftig bei den Emojis ebenso wie die Regenbogen-Fahne für Gleichbere­chtigung. Um die Wasserpist­ole ist im Netz nach Bekanntgab­e der neuen Symbole eine Diskussion entbrannt.
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