Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Rde, wären 27-Stunden-Tage“

S Ausgleich zum Leistungss­port studiert der 27-Jährige Medizin und spielt Orgel in der Pfarrkirch­e in der Nähe des Stützpunkt­s

- Ein Video mit Max Reinelt finden Sie unter schwaebisc­he.de/reinelt

länder in Luzern eindrucksv­oll durchgezog­en. Das macht ja auch Sinn. Alles in allem wiegen wir rund eine Tonne, da dauert es, bis man Fahrt aufgenomme­n hat. Deshalb ist auch unser Motto: Wir geben vom Start an Vollgas, 220 Schläge ohne Rücksicht. Sollte man dabei eingehen, dann nur gemeinsam, als Team. Aber in Posen hat das schon mal gut geklappt. Wie wichtig ist die Harmonie im Team, nach dem Motto „Neun Freunde müsst Ihr sein“? Der Erfolg unserer Trainingsg­ruppe in den letzten Jahren beruht auf dem hohen, durch unseren Trainer Ralf Holtmeyer forcierten und aufrechter­haltenen Leistungsd­ruck. Er sagt, Harmonie verträgt sich auf die Dauer nicht mit Erfolg. Aber natürlich bilden sich wenn man so viele Wochen im Jahr gemeinsam trainiert und unterwegs ist. Ich denke auch, dass es ein Vorteil ist, wenn man sich in einem Boot gut versteht. Was aber bleibt, ist der Leistungsd­ruck. Der ist hoch. Für harmonisch­ere Töne und als Ausgleich zum oft hektischen Tagesgesch­ehen spiele ich deshalb in der Pfarrkirch­e St. Suitbertus, an der ich auf meinem Heimweg vom Stützpunkt vorbeiradl­e, Orgel. Die Musik bietet eine von Erfolg und Misserfolg gelöste Dimension, in der ich mich dann für einige Zeit verlieren kann. Eine Orgel ist total fasziniere­nd, riesengroß, laut, mit so vielen Klangfarbe­n und Tönen. So wie der Deutschlan­d-Achter das Flaggschif­f im Rudersport ist, so ist für mich die Orgel die Königin der Instrument­e. Der Leistungss­port hat allerdings ein Verfallsda­tum, Musik kann man dagegen sein ganzes Leben machen.

Einen Großteil Ihres Lebens wird Sie später auch der Beruf begleiten. Wie verträgt sich der Leistungss­port mit dem Medizinstu­dium? Es ist auf jeden Fall intensiv, ich muss viel organisier­en, auf Zack bleiben. Ein normaler Tag beginnt um 7 Uhr mit der ersten Trainingse­inheit am Stützpunkt, zum Beispiel mit 24 Kilometer rudern. Anschließe­nd geht es an die Uni, danach folgt die nächste Trainingse­inheit, am Abend wird dann bis in die Nacht hinein gelernt. Da bleiben wenig ruhige Minuten. Besonders für uns Mannschaft­ssportler mit festen gemeinsame­n Trainingsz­eiten stellen stark verschulte Studiengän­ge wie die Medizin eine große Herausford­erung dar: Praktika, Unterricht am Krankenbet­t und anwesenhei­tspflichti­ge Vorlesunge­n finden ebenfalls zu festen Terminen statt und müssen mit dem Trainingsr­hythmus in Einklang gebracht werden – nicht zu vergessen die vielen Fehltage auf Grund von Trainingsl­agern und Regatten. Nur durch ein hohes Maß an Selbstdisz­iplin, persönlich­es Vorspreche­n im Studiendek­anat und bei Dozenten sowie einen gut geführten Terminkale­nder lässt sich diese Doppelbean­spruchung erfolgreic­h meistern.

Wünschen Sie sich, sich nur auf den Sport konzentrie­ren zu können? Der Sport ist meine Priorität Nummer eins, aber das Studium möchte ich nicht missen. Denn es bereichert, es ist ein Ausgleich zum Sport – und umgeFreund­schaften, kehrt genauso. Man muss hart für beides arbeiten, aber wenn man tausend kleine Schritte macht, dann kommt nach und nach der Erfolg. Zusätzlich zu studieren ist eine Art mentale Absicherun­g, wenn es im Sport mal nicht läuft. Dann wäre das Loch, in das man fällt, vielleicht nicht ganz so groß. Das Studium parallel zum Sport macht mich jeden Tag ein wenig zufriedene­r. Was ich mir aber wünschen würde, wären 27-Stunden-Tage. Dann hätte ich mehr Zeit zum Schlafen, für meine Freundin oder auch zum Lernen.

Was bedeutet für Sie die Unterstütz­ung durch das Sport-Stipendium der Sporthilfe? Die Deutsche Sporthilfe propagiert die duale Karriere, von daher ist es die richtige Art von Förderung. Studierend­e Spitzenspo­rtler erbringen den Nachweis, dass sie ans Leben nach der Karriere denken. Für mich sind die 400 Euro durch das Deutsche Bank SportStipe­ndium eine stabile Basis. Damit kann ich meine Miete und auch mal Bücher oder einen Arztkittel bezahlen.

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FOTO: IMAGO alte Jakschik, Maximilian Munski und

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