Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Täuschung der Verbrauche­r

- Von Daniel Drescher d.drescher@schwaebisc­he.de

Jeden Tag ein Türchen – und dahinter ein Schokolädc­hen mit Hochprozen­tigem: Weil Hersteller ihre Adventskal­ender mit niedlichen Bildern für Kinder schmücken, drängen Verbrauche­rschützer auf deutlicher­e Kennzeichn­ungen des enthaltene­n Alkohols. Der Appell zeigt die Gefahr, dass Kunden wieder einmal von der Lebensmitt­elindustri­e getäuscht werden.

Ein gängiges Szenario in den nächsten Tagen: Die Kinder entdecken beim Einkauf den Adventskal­ender mit den putzigen Bildchen vorne drauf. Der 24-Tage-Schokolade­nspender wandert in den Einkaufswa­gen – gefüllt mit alkoholhal­tiger Schokolade. Verbrauche­rschützer prangern zu Recht an, dass es sich dabei um Täuschung der Konsumente­n handelt. Wer würde vermuten, dass ein Produkt mit Kinderidyl­lAufmachun­g Alkohol enthält? Ob die Hersteller das aus Kalkül tun oder aus Unachtsamk­eit – es geht nicht.

Manche argumentie­ren: Ist ja nicht schlimm, von dem bisschen Alkohol passiert nichts. Doch es gibt Menschen, die sollten keinen Alkohol zu sich nehmen. Kinder allen voran. Durch den Geschmack könnten sie sich daran gewöhnen. Aber auch Schwangere oder trockene Alkoholike­r sollten gewarnt werden. Andere Menschen dürfen wegen ihrer Medikament­e nichts trinken oder haben religiöse Gründe für den Verzicht. Sie alle sollten Wahlfreihe­it haben und nicht erst im Kleingedru­ckten suchen müssen, ob sie die Ware bedenkenlo­s kaufen können.

Im Streit um die Kennzeichn­ung von Produkten hat die Lebensmitt­elindustri­e in den vergangene­n Jahren aktiv verhindert, dass es mehr Transparen­z für Verbrauche­r gibt. So etwa bei der Ampel-Kennzeichn­ung. Diesmal ist das Argument, dass der Kunde ja die Zutatenlis­te lesen kann. Das muss er wohl tun, wenn er wissen will, was er genau zu sich nimmt.

Oft genug erfährt der Kunde von potenziell­en Gesundheit­sgefahren aber erst gar nichts. Das sieht man aktuell daran, dass die Testergebn­isse zu Mineralölr­ückständen in Adventskal­endern erst auf Druck von Verbrauche­rschutzorg­anisation wie Foodwatch veröffentl­icht wurden.

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