Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Täuschung der Verbraucher
Jeden Tag ein Türchen – und dahinter ein Schokolädchen mit Hochprozentigem: Weil Hersteller ihre Adventskalender mit niedlichen Bildern für Kinder schmücken, drängen Verbraucherschützer auf deutlichere Kennzeichnungen des enthaltenen Alkohols. Der Appell zeigt die Gefahr, dass Kunden wieder einmal von der Lebensmittelindustrie getäuscht werden.
Ein gängiges Szenario in den nächsten Tagen: Die Kinder entdecken beim Einkauf den Adventskalender mit den putzigen Bildchen vorne drauf. Der 24-Tage-Schokoladenspender wandert in den Einkaufswagen – gefüllt mit alkoholhaltiger Schokolade. Verbraucherschützer prangern zu Recht an, dass es sich dabei um Täuschung der Konsumenten handelt. Wer würde vermuten, dass ein Produkt mit KinderidyllAufmachung Alkohol enthält? Ob die Hersteller das aus Kalkül tun oder aus Unachtsamkeit – es geht nicht.
Manche argumentieren: Ist ja nicht schlimm, von dem bisschen Alkohol passiert nichts. Doch es gibt Menschen, die sollten keinen Alkohol zu sich nehmen. Kinder allen voran. Durch den Geschmack könnten sie sich daran gewöhnen. Aber auch Schwangere oder trockene Alkoholiker sollten gewarnt werden. Andere Menschen dürfen wegen ihrer Medikamente nichts trinken oder haben religiöse Gründe für den Verzicht. Sie alle sollten Wahlfreiheit haben und nicht erst im Kleingedruckten suchen müssen, ob sie die Ware bedenkenlos kaufen können.
Im Streit um die Kennzeichnung von Produkten hat die Lebensmittelindustrie in den vergangenen Jahren aktiv verhindert, dass es mehr Transparenz für Verbraucher gibt. So etwa bei der Ampel-Kennzeichnung. Diesmal ist das Argument, dass der Kunde ja die Zutatenliste lesen kann. Das muss er wohl tun, wenn er wissen will, was er genau zu sich nimmt.
Oft genug erfährt der Kunde von potenziellen Gesundheitsgefahren aber erst gar nichts. Das sieht man aktuell daran, dass die Testergebnisse zu Mineralölrückständen in Adventskalendern erst auf Druck von Verbraucherschutzorganisation wie Foodwatch veröffentlicht wurden.