Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Diktator
Er sei wie Jesus Christus, hat Simbabwes Staatspräsident Robert Mugabe einmal gesagt. Jedes Mal, wenn man ihn für tot halte, sei er wieder auferstanden. Seine 92 Jahre kann der einstige Jesuitenschüler jedoch kaum verbergen. Ein Video vom jüngsten Staatsbesuch in Marokko zeigt einen Sterblichen mit schmerzverzerrtem Gesicht.
Bei einer Rede gestand der umstrittene Politiker erstmals Fehler ein – und sprach von einem ordentlichen Übergang. Der greise Staatsmann bekannte sich zu Missständen im Land, darunter eine durch Dürre beförderte Hungersnot.
Seit seiner staatlichen Unabhängigkeit 1980 hat das einstige Rhodesien keinen anderen Regierungschef erlebt als Mugabe: erst als Premierminister, seit 1987 als Staatspräsident. Als Rebellenanführer hatte Mugabe in einem blutigen Bürgerkrieg die „Kornkammer Afrikas“aus der Hand der weißen Eliten erobert. Und es erlebte gute Tage – zunächst. Über den Daumen gepeilt waren es zehn Jahre des Aufschwungs, zehn schwere Jahre und ein gutes Dutzend desaströse.
Ein Faktor, dass Mugabe seit den 1990er-Jahren zu einem eiskalten Monster mutierte, scheint der Tod seiner ersten Frau Sally 1992 gewesen zu sein. Mugabe heiratete seine Sekretärin Grace, die Luxus liebt. Hummer und Champagner gehörten fortan zur Grundausstattung, auch als seine Landsleute zu Tausenden verhungerten. Nach einem verlorenen Verfassungsreferendum 1999 wandte sich Mugabe voll Verachtung von seinem Volk ab. Von nun an war der Machterhalt sein einziges Interesse. Seinen ernsthaftesten Konkurrenten, Morgan Tsvangirai, hängte Mugabe nach einer leichten Besserung der wirtschaftlichen Lage bei den Wahlen 2013 ab. Seitdem regiert er allein – die Amtszeit endet 2018. (KNA)