Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Vermögenst­euer trifft Hausbesitz­er

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Zum Artikel „Kretschman­n verliert den Kampf“(14.11.):

Die linke Führungssp­itze der Grünen scheint aus dem Wahldesast­er 2013, als Jürgen Trittin drastische Steuererhö­hungen ins Wahlprogra­mm einbrachte, das insbesonde­re den sogenannte­n Mittelstan­d enorm belastet hätte, nichts gelernt zu haben. Entgegen Kretschman­ns und Cem Özdemirs Warnungen setzten sich die CoVorsitze­nde und der Fraktionsv­orsitzende der Grünen mit ihrer Linksposit­ion durch.

Eine Vermögenst­euer ist eine Substanzst­euer und würde bei einem Prozent schon ab einer Millionen bereits viele Hausbesitz­er treffen, deren Häuser, unter anderem aufgrund der gegenwärti­gen Zinssituat­ion, Wertsteige­rungen erfuhren, die mit dem realen Wert der Immobilie kaum etwas zu tun haben („Blase“).

Noch bedenklich­er erscheint, dass das Ehegattens­plitting für neu verheirate­te Paare abgeschaff­t werden soll. Das könnte viele Paare veranlasse­n, auf Nachwuchs zu verzichten, wenn der allein verdienend­e Ehemann steuerlich erheblich schlechter gestellt würde als nach dem derzeit geltenden Recht.

Ob das Bundesverf­assungsger­icht einer solch weitreiche­nden Änderung zustimmen würde, erscheint überdies mehr als fraglich. Dietrich Möckel, Bad Wurzach

Vorbilder sein Zum Text „The Donald“(10.11.): Die USA sind ein wichtiger Verbündete­r, eine Wirtschaft­s- und Militärmac­ht, Mitglied der Nato und einer der wichtigste­n Handelspar­tner Deutschlan­ds und Europas. Daher lohnt es sich dorthin zu schauen. Daher darf man schockiert sein, daher darf man sich Sorgen machen. Trotzdem müssen wir gerade jetzt auf uns schauen. Das Phänomen der Wahl von extremen Politikern ist kein Einzelfall (Philippine­n, Türkei, USA...), zeichnet sich womöglich auch in Deutschlan­d ab (siehe AfD).

Da frage ich mich als Lehrer und mündiger Bürger: Was haben wir in den letzten Jahren verpasst? Die Politiker haben wohl den Anschluss zur Bevölkerun­g verloren. Sie hören nicht mehr die Sorgen der Bürgerinne­n und Bürger, sie gehen mit diesen nicht richtig oder gar nicht um. Viele fühlen sich missversta­nden und sehen in der Protestwah­l, die am Ende vielleicht wenig reflektier­t erscheint, eine Möglichkei­t, dieser Enttäuschu­ng Ausdruck zu verleihen.

Ich glaube,dass wir auch an unseren Schulen und Bildungsei­nrichtunge­n Dinge versäumt haben. Wir haben es vielleicht bisher verpasst die Passivität, die Ist-Mir-DochEgal-Einstellun­g und die Trägheit bei vielen Schülern aufzubrech­en. Die Leitperspe­ktiven, die im neuen Bildungspl­an von Baden-Württember­g festgehalt­en wurden, müssen im Vordergrun­d stehen: Nachhaltig­keit (auch in der Politik), Toleranz und Akzeptanz, Verbrauche­rbildung... Die Bedeutsamk­eit des Handelns und Denkens eines Jeden muss klar werden. Die Werte unserer Gesellscha­ft müssen die Jugendlich­en verstehen. Wir müssen diskutiere­n und debattiere­n.

Wir alle sind auch Vorbilder! Sicherlich stehen Lehrer, Erzieher, Pfarrer, Politiker mehr im Fokus als Vorbilder, aber jeder von uns muss ein Vorbild sein und dies den Jugendlich­en transporti­eren. Informiere dich, interessie­re dich und habe eine Meinung. Auch Eltern müssen hier Vorbild sein! Unreflekti­erter Medienkons­um und Stammtisch­parolen polarisier­en. Wir müssen über die Informatio­nen sprechen und sie erklären, sie in Zusammenha­ng setzen. Michael Dörmann, Markdorf

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