Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Vogelgripp­e breitet sich weiter aus

Infizierte Wildvögel zeigen oft keine Krankheits­symptome – Räuber tragen Virus weiter

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GREIFSWALD-RIEMS (dpa) - Die Vogelgripp­e verbreitet sich weiter – über weite Strecken wahrschein­lich auch durch Wildvögel ohne Symptome. „Wir beobachten derzeit ein sehr dynamische­s Geschehen mit starken Ausbreitun­gstendenze­n“, sagte der Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts, Thomas C. Mettenleit­er. Der Infektions­druck aus der Natur in die Ställe sei sehr hoch.

Das Institut sieht Indizien für eine „beträchtli­che Kontaminat­ion“der Umwelt mit dem H5N8-Erreger. Die Rate der positiv getesteten toten Wildvögel sei im Vergleich zur Vogelgripp­e H5N1 vor zehn Jahren sehr hoch, sagte Mettenleit­er. Tote, infizierte Wasservöge­l würden in der Natur von Räubern wie Füchsen, Mardern oder auch Greifvögel­n geöffnet. Damit könnten Innereien, die hohe Viruslaste­n tragen, verschlepp­t und der Erreger weiter verbreitet werden.

Hunde und Katzen dürfen nicht frei herumlaufe­n Bislang gibt es laut Mettenleit­er keinen Nachweis, dass Säugetiere an H5N8 erkranken, das gelte auch für Hunde und Katzen. Dennoch haben einige Bundesländ­er verfügt, dass diese Haustiere in begrenzten Bereichen, insbesonde­re in den nach Vogelgripp­e-Funden verhängten Sperrgebie­ten, derzeit nicht frei herumlaufe­n dürfen.

Das Verbot zielt nach Auskunft des Agrarminis­teriums von Mecklenbur­g-Vorpommern darauf ab, dass die Vierbeiner die Vogelgripp­eViren nicht verbreiten, etwa weil der Kot infizierte­r Tiere an den Pfoten oder im Fell haftet oder weil sie sich an toten Vögeln zu schaffen machten.

Mettenleit­er zufolge muss davon ausgegange­n werden, dass infizierte Wildvögel in der Inkubation­szeit oder solche, die gar keine Krankheits­symptome bekommen, als „mobile Virusträge­r“die Ausbreitun­g forcieren. So war der hochpathog­ene Erreger H5N8, der derzeit deutschen Geflügelha­ltern Sorge bereitet, bereits im Juni 2016 im russisch-mongolisch­en Grenzgebie­t bei gesund erlegten Graureiher­n, Haubentauc­hern, Kormoranen und Möwen nachgewies­en worden.

Dies könnte auch der Grund sein, warum der Erreger über lange Distanzen nach Mitteleuro­pa getragen wurde, sagte Mettenleit­er. Der Nachweis in Russland war offenbar ein Zufallsfun­d. Die erlegten Vögel waren im Rahmen eines aktiven Wildvogelm­onitorings getestet worden. Dass ein Teil der infizierte­n Wildvögel nicht oder nicht schwer erkrankt, sei auch schon bei früheren Geflügelpe­st-Epidemien beobachtet worden. Der H5N8-Erreger ist aktuell nicht nur in Europa verbreitet, es gibt mittlerwei­le auch Nachweise in Israel und Iran.

Das FLI spricht von einer „Epidemie unter Wildvögeln mit gelegentli­chen Einträgen in Nutzgeflüg­elbestände“. Angesichts des hohen Infektions­druckes von außen müsse mit weiteren Eintragung­en in Nutzgeflüg­elbestände gerechnet werden, sagte Mettenleit­er.

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FOTO: DPA Die Rate der positiv auf Vogelgripp­e getesteten Wildvögel ist im Vergleich zum Ausbruch vor zehn Jahren sehr hoch. Forscher rechnen damit, dass sie das Virus weiterhin auch in Nutzflügel­bestände tragen.

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