Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Zwei Abenteuersammler, Kameras und eine Idee
Die beiden Schüler Luca Dilger und Noah Kohler betreiben in Tettnang ein Kleingewerbe für den Verleih von Actionkameras
TETTNANG - Sie sind nicht größer als eine Faust, halten Wind, Wetter und Wasser stand und lassen sich überallhin mitnehmen. Egal ob es mit dem Snowboard auf die Skipiste oder zum Wandern in die Berge geht – die Actionkamera ist bei Luca Dilger und Noah Kohler immer dabei. Das sollte doch für jeden möglich sein, dachten sich die beiden Tettnanger, ohne sich gleich selbst eines der teuren Geräte anschaffen zu müssen. Kurzerhand meldeten sie ein Kleingewerbe an und verleihen die praktischen Kameras nun seit diesem Sommer in der Region.
Sportbegeistert seien sie schon immer gewesen, erzählen Luca Dilger und Noah Kohler. Gemeinsam ist den beiden 17-Jährigen außerdem ihr Engagement in der Tettnanger KSJ, wo sie beim diesjährigen Zeltlager mit ihren Kameras filmten und für ihren dabei entstandenen Film derart positive Resonanzen bekamen, dass daraus eine Geschäftsidee erwuchs. „Eines Tages saßen wir dann bei mir im Garten und dachten uns: Es sollte jedem möglich sein, sein Abenteuer unvergesslich zu machen“, erinnert sich Noah. Und genau so nannten sie ihr kleines Unternehmen dann auch: „Save your adventure“.
Weil die beiden noch nicht volljährig sind, sei es gar nicht so einfach gewesen, die Bürokratie für die Gewerbeanmeldung zu meistern. „Die eigentliche Anmeldung bei der Stadt hat nur zwei Minuten gedauert, aber davor vergingen rund drei Monate, bis wir alle Vollmachten und die Genehmigung vom Familiengericht zusammen hatten“, erzählt Noah. Insgesamt hätten sie jedoch von allen Seiten Unterstützung erfahren, schließlich sei es nicht gerade alltäglich, dass zwei 17-Jährige sich ein Gewerbe aufbauen. Natürlich galt es das Vorhaben auch finanziell zu schultern. „Wir haben im Prinzip einfach beide unsere Ersparnisse direkt vom Sparbuch aufs Firmenkonto gepackt“, verraten sie lachend.
Zwischen 140 und 500 Euro müsse man rechnen für eine gute Actionkamera, wissen die beiden Technikfans. Als Leihgabe gibt’s die sogenannten GoPros jedoch schon ab 14,99 Euro, beispielsweise für ein Wochenende. „Es lohnt sich für die meisten nicht, sich eine Kamera für 300 Euro zu kaufen, wenn man nur vier Tage Skifahren geht“, sagt Luca. Auch spontan könne man deshalb eine Anfrage an die beiden Jungunternehmer schicken, die die Kamera dann auch persönlich vorbeibringen und wieder abholen – Beratung und Einweisung in die Bedienung inklusive. Momentan beschränken sie ihr Angebot noch auf das Gebiet Tettnang, Kressbronn, Ravensburg und Friedrichshafen. Für die Zukunft können sie sich jedoch durchaus vorstellen, das Ganze auszuweiten. „Potenzial ist da, wir haben auch Lust drauf – aber erstmal müssen wir uns ja jetzt noch auf die Schule konzentrieren“, stellt Luca fest.
Einmal drücken, dann geht’s los In ihrem Bestand befinden sich derzeit vier Kameras, hinzu kommt jede Menge Zubehör wie Stative, Befestigungsklemmen, Schwimmer, Stirnbänder bis hin zu Saugnäpfen zur Fixierung am Auto. Prinzipiell richte sich ihr Angebot an alle – Sportler wie „Freizeitgenießer“, erklären die beiden. Die Handhabung der Kamera sei simpel – „man drückt einmal oben drauf, dann geht’s los“, schildert Luca. Die Möglichkeiten, seine Erlebnisse in Bildern festzuhalten sind schier endlos. Die handlichen Kameras können sowohl fotografieren als auch filmen, darüber hinaus beherrschen sie Zeitraffer, Slow-Motion und selbst hochwertige Aufnahmen im Kinoformat. Bislang finde ihr Unternehmen großen Anklang, freuen sich die Schüler.
„Das ist einfach unsere Leidenschaft, wir stecken da unseren ganzen Spaß rein“, schwärmt Noah. Mittelfristig sehen sie auf jeden Fall Potenzial für ihre kleine „Firma“, versichern sie. Dennoch wollen die beiden sich langfristig beruflich auf sichere Beine stellen und jeweils in den elterlichen Familienbetrieb einsteigen.