Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Viel Kritik an Nahles’ Plänen

Gewerkscha­ften loben das Konzept der Arbeitsmin­isterin

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BERLIN (rabu/dpa/epd) - Die große Koalition und Sozialmini­sterin Andrea Nahles (SPD) haben in weiten Teilen ein kritisches Echo zu den Ergebnisse­n ihres Rententref­fens geerntet.

Der Arbeitgebe­rverband BDA sagte: „Die Bundesarbe­itsministe­rin läutet mit ihrem Rentenkonz­ept – das weder innerhalb der Koalition noch mit den Sozialpart­nern abgestimmt ist – den Wahlkampf ein.“Lob bekommt Nahles von den Gewerkscha­ften. Der Deutsche Gewerkscha­ftsbund (DGB) findet, es sei „gut, dass in die Frage des Rentennive­aus Bewegung gekommen ist“. Es dürfe nicht unter das heutige Niveau von 48 Prozent sinken. Auch IG Metall und Verdi „begrüßen die Bereitscha­ft Nahles’, „ein Konzept zu entwickeln, um in der gesetzlich­en Rentenvers­icherung dauerhaft ein höheres Rentennive­au zu ermögliche­n“. Die Opposition kritisiert die Einigungen. „Was da ausgehande­lt wurde, ist ein rentenpoli­tisches Versagen und verhöhnt die Lebensleis­tung von Millionen Menschen“, sagte Bernd Riexinger (Linke). Katrin Göring-Eckardt (Grüne) bemängelte, es gebe keine Garantie für Menschen mit kleinen Einkommen. Jetzt wäre der Zeitpunkt, ein Sicherheit­sversprech­en für die Rente abzugeben.

Auch aus Baden-Württember­g kommt Kritik. „Das Bundessozi­alminister­ium setzt bei seinen heute veröffentl­ichten Rentenplän­en auf die Riesterren­te“, sagte Verbrauche­rschutzmin­ister Peter Hauk (CDU). „Viele Angebote zur Riesterren­te sind teuer und wenig transparen­t“, so Hauk.

„Mit unserem ‚Vorsorgeko­nto‘ haben wir der Bundessozi­alminister­in einen Vorschlag unterbreit­et, der den Bürgerinne­n und Bürgern eine kostengüns­tige Altersvors­orge bietet und gleichzeit­ig ein Höchstmaß an Transparen­z und Rechtssich­erheit schafft. Leider wurde unser Vorschlag nicht aufgegriff­en“, erklärte der Minister. Der Vorschlag des „Vorsorgeko­ntos“aus Baden-Württember­g solle laut Hauk die Vorsorge „einfach, transparen­t und kostengüns­tig“machen.

Das Zentralkom­itee der deutschen Katholiken betonte, die wichtigste­n Zukunftsfr­agen habe die Koalition nicht in den Blick genommen.

CSU-Chef Horst Seehofer zeigt sich zufrieden. „Wir haben jetzt eine deutliche Verbesseru­ng der betrieblic­hen und der privaten Vorsorge. Es gibt spürbare Erleichter­ungen für Beschäftig­te, die wegen Erwerbsunf­ähigkeit früher in Rente gehen müssen“, sagte Seehofer.

Er sieht jedoch Nahles’ doppelte „Haltelinie­n“mit Skepsis. „Man kann ein stabiles Rentennive­au nur über höhere Beiträge oder mit mehr Geld aus dem Bundeshaus­halt finanziere­n. Wer das will, muss Farbe bekennen.“

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