Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Neues Tarifangebot für Lufthansa-Piloten
Das Unternehmen hat ein neues Angebot auf den Tisch gelegt, das nicht nur die Gehaltsfragen umfasst
STUTTGART (dpa) - Mit einem umfassenden Tarifangebot will die Lufthansa ihre seit Mittwoch streikenden Piloten an den Verhandlungstisch zurückholen. Das Unternehmen unterbreitete der Gewerkschaft „Vereinigung Cockpit“(VC) am Freitag ein neues Angebot, das neben höheren Gehältern und Jobgarantien auch Lösungsvorschläge für weitere offene Tarifthemen enthält. Die VC sagte eine schnelle Prüfung zu. Vorerst blieb es aber dabei, dass am Samstag erneut 137 Flüge ausfallen.
Im Einzelnen sieht die Offerte der Lufthansa 4,4 Prozent Gehaltsteigerungen in zwei Stufen bis Mitte 2018 vor. Für seit 2012 entgangene Steigerungen sollen die Piloten zudem eine Einmalzahlung von 1,8 Monatsgehältern erhalten, was im Einzelfall bis zu 24 000 Euro sein könnten. Bislang hatte das Unternehmen 2,5 Prozent angeboten und die Piloten 22 Prozent für einen kürzeren Zeitraum verlangt.
Wichtiger noch erscheinen die Aussagen zu den beruflichen Perspektiven der rund 5400 Piloten, die nach dem Konzerntarifvertrag (KTV) bezahlt werden. Bis zum Jahr 2021 sollen allein KTV-Piloten 330 Lufthansa-Jets fliegen dürfen, nach Angaben eines Sprechers eine leichte Vergrößerung der gegenwärtigen Flotte der Kernmarke. In diesem Perspektivmodell würde der Konzern nach eigenen Angaben in den kommenden fünf Jahren rund 1000 Nachwuchspiloten neu einstellen und bis zu 600 Kapitänsanwärterstellen schaffen. Der Beförderungsstau hat bei vielen Piloten für Unmut gesorgt.
Auch die anderen offenen Tarifthemen wie die Betriebs- und Übergangsrenten sollen in neuen Verhandlungen gelöst werden – möglicherweise mithilfe eines Mediators. „Da eine Schlichtung seitens der VC bedauerlicherweise bislang kategorisch ausgeschlossen wird, würde ich gerne mit der VC diese Chance ergreifen, um die bestehenden Gräben zu überwinden“, sagte Personalchefin Bettina Volkens laut einer Mitteilung. Verhandlungen könne man noch am Wochenende aufnehmen, konkret habe man auch einen Verhandlungstermin am kommenden Dienstag vorgeschlagen.
Mit dem Modell einer Gesamtlösung knüpfe man an Gespräche mit der VC aus dem September an. „Unsere großen Differenzen in den gescheiterten Verhandlungen zum Vergütungstarifvertrag resultieren offensichtlich auch aus unterschiedlichen Auffassungen über die künftige Weiterentwicklung des Konzerns“, meinte Bettina Volkens. „Aus Gesprächen mit Piloten wissen wir aber, dass es ihnen auch um andere ungelöste Tariffragen geht“– nicht nur um die Vergütung.