Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Importiert­er Kaufrausch

Rund um den Black Friday gewähren immer mehr Geschäfte auch hierzuland­e Rabatte

- Von Karin Geupel

RAVENSBURG - Die Waschmasch­ine für 348 Euro anstatt für 671 Euro, die Designer-Handtasche 20 Prozent günstiger – mit solchen Angeboten locken immer mehr Händler ihre Kunden rund um den Black Friday und den Cyber Monday. Eigentlich kommen die Schnäppche­n-Tage aus den USA, finden aber auch in Deutschlan­d immer öfter Nachahmer.

Der Black Friday ist in den USA traditione­ll der Start in die Weihnachts­einkauf-Saison. Da Thanksgivi­ng immer auf den vierten Donnerstag im November fällt, nutzen viele Amerikaner den darauffolg­enden Brückentag, um ihre ersten Weihnachts­geschenke einzukaufe­n. Es gibt verschiede­ne Erklärunge­n warum dieser Tag den Namen Black Friday trägt. Eine davon ist, dass der Rummel in der Innenstadt von Philadelph­ia 1966 Polizisten an den Börsencras­h von 1929 erinnerte. Damals stürmten Menschenma­ssen die Banken, um an ihr Geld zu kommen. Und 1966 stürmten die Schnäppche­njäger in die Innenstadt der US-Metropole, um ihr Geld loszuwerde­n.

Stationäre Einzelhänd­ler in den USA haben diesen Begriff als Marketings­trategie aufgegriff­en. OnlineHänd­ler zogen nach: Sie nannten den ersten Montag nach dem Black Friday Cyber Monday und boten vor allen Dingen Elektronik­geräte mit Nachlässen an. Inzwischen werden nicht mehr nur an diesen beiden Tagen Rabatte geboten, sondern die Schnäppche­njagd auf das ganze Wochenende, oder sogar wie hierzuland­e bei Amazon, Saturn oder Kaufhof, auf eine ganze Woche ausgedehnt.

„Der Kunde hat inzwischen gelernt, dass es an diesen Tagen besondere Rabatte gibt und erwartet von großen Händlern wie uns, dass wir da dabei sind“, sagt eine Sprecherin von Media Markt-Saturn. Seit 2013 gibt Media Markt, seit 2015 auch Saturn, am Black Friday hohe Prozente. Zuerst gab es die Rabatte nur online, inzwischen

Das Black-Friday-Wochenende in Deutschlan­d 2015 und 2016*

Montag: 405 Mio. € Samstag/ Sonntag: 313 Mio. €

Freitag: 360 Mio. € Quelle: machen aber auch die Filialen der beiden großen Elektro-Märkte bei den Aktionen mit. Die Erfahrunge­n damit sind gut. An diesem Tag werde mehr Umsatz gemacht, als an normalen Tagen, sagen die Sprecher von Media Markt-Saturn und von Kaufhof übereinsti­mmend. Wie viel genau, das wollen sie aber nicht sagen.

Klar ist aber, dass das Phänomen in Deutschlan­d angekommen ist. So stieg der Umsatz im Online-Handel von 0,787 Milliarden Euro 2014 auf 0,911 Milliarden im Jahr 2015. In diesem Jahr erwarten Analysten sogar Umsätze von 1,078 Milliarden Euro.

Im Gegensatz zu den OnlineHänd­lern ist der Black Friday im stationäre­n Viele Onlinemedi­en begleiten den Black Friday mit einer ausführlic­hen Berichters­tattung - nicht ganz ohne Eigennutz. So verlinken zum Beispiel die deutsche Huffington Post oder die Computer-Webseite Chip die „besten Angebote“und verdienen dadurch mit. Amazon bietet beispielsw­eise ein Partner-Programm an, das das Posten von Links zu Amazon belohnt. Das funktionie­rt über sogenannte „Affiliate-Links“: Dabei wird auf der Webseite des Mediums ein Link Handel in den Innenstädt­en noch nicht angekommen. Nur rund 26 Prozent der baden-württember­gischen Einzelhänd­ler beteiligen sich, laut Handelsver­band Baden-Württember­g, mit speziellen Rabatten an den Schnäppche­n-Tagen. Einer der mit dabei ist, ist Jörg Sutter, Juniorchef bei Kohler-Gering Lederwaren in Tuttlingen und engagiert im Gewerbever­ein Pro Tuttlingen. „Der Einkaufsve­rband hat uns das vorgeschla­gen und wir probieren das jetzt einfach aus. Wir erhoffen uns dadurch mehr Umsatz und auch neue Kunden“, sagt er. In Tuttlingen würden aber nur wenige kleine Einzelhänd­ler wie er mitmachen. In Ulm zum Angebot bei Amazon gepostet. Klickt der Leser auf diesen Link und kauft das damit beworbene Produkt, bekommt die Webseite, die den Link gepostet hat, eine Provision im einstellig­en Prozentber­eich. Einige Blogs und Onlinemedi­en nutzen diese Einnahmequ­elle zur Finanzieru­ng ihrer Angebote. Aus rechtliche­n Gründen muss die Praktik allerdings gekennzeic­hnet werden, wie genau das geschehen muss ist aber eher schwammig definiert. (geu) sieht das ähnlich aus: „Mir ist nur ein Händler bekannt, der speziell zum Black Friday Rabatte anbietet, das ist Euronics“, sagt Josef Röll, Referent für Handel, Dienstleis­tungen und Tourismus bei der IHK Ulm. Seiner Meinung nach werde mit dem Black Friday eine jüngere Zielgruppe angesproch­en als die, die traditione­ll in den Innenstädt­en einkauft.

Qualität anstatt Rabatte Auch in Ravensburg und Friedrichs­hafen beteiligen sich nur wenige stationäre Einzelhänd­ler an den RabattTage­n. Ingo Vögle, von „Aktive Stuttgarte­r“, der Gemeinscha­ft der Gewerbeund Handelsver­eine in Stuttgart, sieht die Vorteile des Einzelhand­els in den Innenstädt­en sowieso wo anders: „Wir setzen auf Service, Beratung und Qualität anstatt auf Rabattschl­achten.“

Die Kunden sehen das anders - zumindest im Internet: Das deutsche Portal des Online-Händlers Amazon meldete den erfolgreic­hsten Freitagvor­mittag in seiner Geschichte. Bis zwölf Uhr verkaufte das Unternehme­n 1,4 Millionen Produkte.

Haben Sie beim Black Friday eingekauft? Eine Umfrage dazu finden Sie unter www.schwaebisc­he.de/ black-friday

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FOTO: DPA Auch in Deutschlan­d gibt es immer mehr Händler, die an den Tagen rund um den US-amerikanis­chen Black Friday spezielle Rabatte anbieten.

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