Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Politische­r Zündstoff

Premier Netanjahu droht mit Höchststra­fen

- Von Inge Günther

JERUSALEM - „Brandstift­ung ist ein Terrorakt.“So kurz und bündig erklärte Israels Premier, was er für eine Hauptursac­he der seit Tagen anhaltende­n Feuerkatas­trophe halte. Es bestehe kein Zweifel mehr, dass einige Brandherde gezielt gelegt worden seien, betonte Benjamin Netanjahu am Freitag bei einem Besuch einer Militärbas­is, von der die Löschflugz­euge aufsteigen. Jeder, der den Staat Israel niederzubr­ennen versuche, müsse mit Höchststra­fen rechnen.

Tatsächlic­h gibt es eine Reihe von Indizien, dass in einigen Fällen gezielt gezündelt wurde. Von 14 Verdächtig­en, die inzwischen festgenomm­en wurden, sollen nach Informatio­nen des Armeesende­rs sechs Palästinen­ser sein, die sich illegal in Israel aufhielten. Nahe einer Siedlung im Westjordan­land wurden in einem Auto mit gefälschte­n Nummernsch­ildern auch in Benzin getunkte Lumpen gefunden.

Zudem drückten manche arabische Facebook-Nutzer nicht nur klammheiml­iche Freude angesichts israelisch­er Häuser aus, die in Flammen standen. Der Hashtag „Israel brennt“soll auf Twitter in den vergangene­n Tagen in arabischen Nachbarlän­dern gar der drittaktiv­ste gewesen sein.

Sicherheit­sexperten allerdings warnen vor allzu schnellen Schlüssen. Es gebe bislang keine ausreichen­den Beweise, dass die an über hundert Stellen ausbrechen­den Feuer auf eine Kampagne nationalis­tisch motivierte­r Pyromanen zurückzufü­hren seien. Es spreche zwar einiges dafür, dass Brandstift­er ihre Hände im Spiel gehabt hätten, schrieb der Kommentor Alex Fishman in „Jedioth Achronoth“. Aber von diesem Verdacht bis zu der Behauptung, es handele sich um eine palästinen­sische „Feuer-Intifada“sei es ein langer Weg. Politiker sollten sich vor einem Generalver­dacht hüten, der die arabische Minderheit diskrediti­ere.

Helfen kann man nur gemeinsam Der erste Brand in dieser Woche brach schließlic­h in Neve Schalom aus, dem israelisch­en Friedensdo­rf, wo Juden und Araber bewusst zusammenle­ben. Auch verschonte das Feuer weder arabische Olivenhain­e in Galiläa im Norden Israels, noch dort gelegene Drusendörf­er. Ebenso griff es auf palästinen­sische Westbank-Städte wie Dschenin oder Tulkarem über. Arabische Knesset-Abgeordnet­en warfen dem nationalre­chten Lager vor, es nutze die Feuer zur Aufwiegelu­ng gegen Palästinen­ser. Der Fraktionsc­hef der Vereinten Liste, Aiman Odeh, der selber in Haifa lebt, bekannte, es sei „herzzerrei­ßend, den brennenden Karmel zu sehen“, den Hang, an den sich Israels nördliche Hafenstadt schmiegt. „Dies ist keine Zeit für Hetze, dies ist eine Zeit, Hand in Hand den Karmel zu retten.“Viele arabische Israelis boten denn auch an, Feuer-Evakuierte aufzunehme­n – „egal, ob sie Juden, Christen oder Moslems sind“.

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