Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Tödlicher Überfall auf Missionars­heim

54-Jährige Mitarbeite­rin erstochen – Polizei fasst mutmaßlich­en Mörder

- Von Sebastian Kunigkeit

PARIS (dpa) - Rätselhaft­es Verbrechen in Südfrankre­ich: Ein Mann ist in ein Altersheim für Missionare eingedrung­en und hat eine Angestellt­e getötet. Es gibt keine Hinweise auf einen Terroransc­hlag.

Die Bewohner des Altenheims für katholisch­e Missionare in Südfrankre­ich werden unsanft aus dem Schlaf gerissen: Am späten Abend brechen Polizisten verschloss­ene Zimmertüre­n auf. Die Beamten seien recht hart vorgegange­n, erzählt der Erzbischof von Montpellie­r, Pierre-Marie Carré. „Die Gendarmen haben sich gefragt, ob der Täter sich möglicherw­eise in einem der Zimmer versteckt hatte.“Hatte er nicht: Nach dem Mord an einer Mitarbeite­rin der Einrichtun­g kann der Mann vorerst entkommen.

Sofort denken im terrorgepl­agten Frankreich viele an Saint-Étiennedu-Rouvray. In dem Ort in der Normandie hatten Islamisten im Juli einen Priester erstochen. Nun also wieder ein tödlicher Messerangr­iff in einer katholisch­en Einrichtun­g. Doch der Staatsanwa­lt macht schnell klar: Es gibt keine Hinweise auf islamistis­chen Terrorismu­s. Man verfolge eher eine „lokale Spur“, versichert Christophe Barret, „aus der Umgebung der Einrichtun­g“.

Eine Pflegerin des Hauses im 3500-Einwohner-Ort Montferrie­rsur-Lez in der Nähe von Montpellie­r hatte am Donnerstag­abend gegen 21.45 Uhr die Polizei gerufen. Der nach Medienberi­chten maskierte Angreifer hatte sie überfallen und gefesselt, die Frau konnte sich schließlic­h selbst befreien. Als die Polizei eintrifft, findet sie in der Wäscherei die Leiche ihrer 54-jährigen Kollegin.

Die Beamten durchsuche­n das Haus und die Umgebung – den Mann finden sie erst Stunden später: Der 47-Jährige wird am Freitagabe­nd in der Nähe seiner Wohnung festgenomm­en, berichtet der Radiosende­r France Bleu Hérault.

Die Bewohner stehen unter Schock, wie der Erzbischof erzählt. Es handelt sich überwiegen­d um pensionier­te Geistliche, die früher als Missionare tätig waren. Das von Bäumen umgebene Haus gehört der Société des Missions Africaines, die laut ihrer Webseite etwa 1000 Priester und Laien als Mitglieder hat.

Jemand, der extrem gefährlich ist Ein Fahrzeug in der Nähe bringt die Ermittler auf die Spur des mutmaßlich­en Täters. Darin finden sie eine Softairwaf­fe und weitere Gegenständ­e, mit deren Hilfe sie einen Verdächtig­en ermitteln. „Es handelt sich offensicht­lich um jemanden, der extrem gefährlich ist“, warnt der Staatsanwa­lt. Das Motiv sei noch unklar.

„Sie war von einer solchen Liebenswür­digkeit“, sagt der Ehemann des Opfers dem Radiosende­r RTL. „Wie kann man ihr das antun? Sie ist tot, und ich bin zerstört.“

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