Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Tödlicher Überfall auf Missionarsheim
54-Jährige Mitarbeiterin erstochen – Polizei fasst mutmaßlichen Mörder
PARIS (dpa) - Rätselhaftes Verbrechen in Südfrankreich: Ein Mann ist in ein Altersheim für Missionare eingedrungen und hat eine Angestellte getötet. Es gibt keine Hinweise auf einen Terroranschlag.
Die Bewohner des Altenheims für katholische Missionare in Südfrankreich werden unsanft aus dem Schlaf gerissen: Am späten Abend brechen Polizisten verschlossene Zimmertüren auf. Die Beamten seien recht hart vorgegangen, erzählt der Erzbischof von Montpellier, Pierre-Marie Carré. „Die Gendarmen haben sich gefragt, ob der Täter sich möglicherweise in einem der Zimmer versteckt hatte.“Hatte er nicht: Nach dem Mord an einer Mitarbeiterin der Einrichtung kann der Mann vorerst entkommen.
Sofort denken im terrorgeplagten Frankreich viele an Saint-Étiennedu-Rouvray. In dem Ort in der Normandie hatten Islamisten im Juli einen Priester erstochen. Nun also wieder ein tödlicher Messerangriff in einer katholischen Einrichtung. Doch der Staatsanwalt macht schnell klar: Es gibt keine Hinweise auf islamistischen Terrorismus. Man verfolge eher eine „lokale Spur“, versichert Christophe Barret, „aus der Umgebung der Einrichtung“.
Eine Pflegerin des Hauses im 3500-Einwohner-Ort Montferriersur-Lez in der Nähe von Montpellier hatte am Donnerstagabend gegen 21.45 Uhr die Polizei gerufen. Der nach Medienberichten maskierte Angreifer hatte sie überfallen und gefesselt, die Frau konnte sich schließlich selbst befreien. Als die Polizei eintrifft, findet sie in der Wäscherei die Leiche ihrer 54-jährigen Kollegin.
Die Beamten durchsuchen das Haus und die Umgebung – den Mann finden sie erst Stunden später: Der 47-Jährige wird am Freitagabend in der Nähe seiner Wohnung festgenommen, berichtet der Radiosender France Bleu Hérault.
Die Bewohner stehen unter Schock, wie der Erzbischof erzählt. Es handelt sich überwiegend um pensionierte Geistliche, die früher als Missionare tätig waren. Das von Bäumen umgebene Haus gehört der Société des Missions Africaines, die laut ihrer Webseite etwa 1000 Priester und Laien als Mitglieder hat.
Jemand, der extrem gefährlich ist Ein Fahrzeug in der Nähe bringt die Ermittler auf die Spur des mutmaßlichen Täters. Darin finden sie eine Softairwaffe und weitere Gegenstände, mit deren Hilfe sie einen Verdächtigen ermitteln. „Es handelt sich offensichtlich um jemanden, der extrem gefährlich ist“, warnt der Staatsanwalt. Das Motiv sei noch unklar.
„Sie war von einer solchen Liebenswürdigkeit“, sagt der Ehemann des Opfers dem Radiosender RTL. „Wie kann man ihr das antun? Sie ist tot, und ich bin zerstört.“