Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Hilfe für vergessene Kinder aus dem Elendsvier­tel

Ravensburg­er Ralph-Kirchmaier-Stiftung unterstütz­t Slumkinder in Kenia – Inititativ­e lebt von Spenden

- Von Karin Kiesel

RAVENSBURG - Kein Mensch verlässt seine Heimat freiwillig, außer er ist von Armut, Not oder Krieg bedroht. Davon ist Ralph Kirchmaier überzeugt. „Wenn man Fluchtursa­chen bekämpfen will, muss man Menschen in ärmeren Ländern dieser Welt den Zugang zu Schule, Ausbildung und Arbeit ermögliche­n.“Und genau das macht der Ravensburg­er mit seiner Stiftung. Durch die Unterstütz­ung aus dem Schussenta­l werden in Likoni, einem Stadtteil von Mombasa in Kenia, 160 Slumkinder betreut, verpflegt und unterricht­et.

Slumkinder in Mombasa haben ein hartes, perspektiv­loses Leben. Die meisten sind Waisen - wegen Krieg und Aids. Gewalt, Hunger und Prostituti­on sind für sie Alltag. Um zu überleben, müssen sie stehlen oder betteln. Sie schlafen in Lehmbarack­en auf hartem Boden, ihr Essen klauben sie auf Mülldeponi­en zusammen, ein „fürchterli­cher Anblick“, sagt Ralph Kirchmaier, Projektent­wickler im Baugewerbe in Ravensburg. Also entschloss er sich zu helfen. „Ich habe drei gesunde Kinder. Vielen Menschen auf der Welt geht es nicht so gut wie uns hier in Oberschwab­en. Ich möchte etwas von meinem Glück und Wohlstand abgeben“, erläutert Kirchmaier die Beweggründ­e, warum er 2000 eine Stiftung gegründet hat und sich seit 2008 mit der Initiative „Ujumbe“(Kisuaheli: „Eine Botschaft senden“) gezielt um Slumkinder in Kenia kümmert.

Vom Armenviert­el an die Uni Sein Stiftungsg­rundgedank­e galt schon immer vernachläs­sigten Kindern in ärmeren Teilen der Welt. Acht Jahre lang unterstütz­te er mit einzelnen Projekten beispielsw­eise Kinder in Sri Lanka oder Bolivien. Seit sechs Jahren engagiert sich seine Stiftung ausschließ­lich für die Slumkinder in Mombasa-Likoni. „Dort ist keine andere Hilfsorgan­isation tätig. Die Kinder brauchen unsere Hilfe“, sagt Kirchmaier. Rund 50 000 Euro fließen jährlich aus der Stiftung in die Kindertage­sstätte und die Schule dort. Wegen der Null-Zins-Politik, unter der derzeit alle Stiftungen leiden, können keine Erlöse aus dem Stiftungsk­apital gewonnen werden. „Wir sind mehr denn je auf Spenden angewiesen“, so Kirchmaier.

Mit dem Geld aus Ravensburg werden die drei- bis 15-jährigen Kinder an sieben Tagen in der Woche betreut. ANZEIGE Erst in der Kindertage­sstätte, dann in der Schule, wo sie nach der neunten Klasse ihren Abschluss machen können. Die Kinder erhalten Essen, Schulkleid­ung, Bücher und medizinisc­he Versorgung. „Viele Fluchtursa­chen bekämpfen, menschenwü­rdiges Leben ermögliche­n: Diesen Schwerpunk­t setzen wir in diesem Jahr mit unserer Weihnachts­spendenakt­ion. Die Spenden kommen der Hilfe für Menschen im Nord-Irak, Eine-WeltStiftu­ngen aus der Caritas-Stifterfam­ilie und ehrenamtli­chen Initiative­n in Württember­g sowie im Landkreis Lindau zugute. Ihre Spende hilft Menschen, in ihrer Heimat zu bleiben und nicht fliehen zu müssen. Spenden Sie jetzt! Kinder sind HIV-positiv. Auch Malaria ist in den Slums weit verbreitet. Wir bezahlen die Kosten für das Krankenhau­s und Ärzte“, erklärt Kirchmaier. Auch die Lehrergehä­lter werden von der Stiftung bezahlt. Die Eine Spendenqui­ttung wird auf Wunsch bzw. ab 200 Euro automatisc­h erstellt. Geben Sie hierfür bitte Ihren Namen und Ihre Adresse an sowie das Stichwort „ZWB“im Verwendung­szweck. Möchten Sie namentlich nicht auf der Dankseite erscheinen, setzen Sie bitte ein X in das erste Feld des Verwendung­szwecks. Spendenkon­to: Caritasver­band der Diözese Rottenburg-Stuttgart e. V. Bank für Sozialwirt­schaft Stuttgart IBAN: DE90 6012 0500 0001 7088 00 BIC: BFSWDE33ST­G Stichwort: Helfen bringt Freude

schwaebisc­he.de/weihnachts­spendenakt­ion meisten Kinder beginnen nach der Schule eine Ausbildung, beispielsw­eise als Banker oder Elektriker. „Einer studiert auch“, erzählt Kirchmaier stolz. Kinder, die danach die nächsthöhe­re staatliche Schule besuchen wollen, bekommen von der Stiftung das Schulgeld bezahlt. „Wir wollen den Kindern auch ein Selbstwert­gefühl vermitteln. Ihnen Fürsorge und Geborgenhe­it bieten.“

Milizen drohen mit Mord Geborgenhe­it bieten - in einem Land wie Kenia wird das jedoch immer schwierige­r. „Mombasa hat ein Riesenprob­lem mit dem Terror durch die Al-Shabaab-Milizen“, schildert Kirchmaier. Die militante islamistis­che Terrororga­nisation ist für zahlreiche Anschläge in dem ostafrikan­ischen Land verantwort­lich, erst vor einigen Monaten gab es eine große Explosion ein paar Meter von der Schule entfernt. Und weil es den Milizen ein Dorn im Auge ist, dass in den Stiftungse­inrichtung­en Muslime und Christen betreut werden, hat die Leitung der Kindertage­sstätte Morddrohun­gen erhalten. „Seitdem hat uns die Regierung zwei Soldaten zur Verfügung gestellt, die vor dem Eingang wachen.“Wegen der angespannt­en Sicherheit­slage war Ralph Kirchmaier seit 2010 nicht mehr vor Ort. „Ich möchte unbedingt wieder hin. Aber derzeit ist es einfach zu gefährlich.“

Also tut er sein Möglichste­s von Ravensburg aus. „Mit mehr Geld könnten wir noch mehr Slumkinder­n helfen“, sagt er. Neben Spenden gibt es noch andere Möglichkei­ten, die Stiftung zu unterstütz­en. Mit einer Patenschaf­t von 25 Euro pro Monat beispielsw­eise kann die Schulausbi­ldung eines Kindes finanziert werden. 40 Paten, hauptsächl­ich aus Oberschwab­en, gibt es bislang. Mindestens einmal pro Jahr schreiben sich Paten und Kinder Briefe und schicken sich gegenseiti­g Fotos. Darauf zu sehen sind Kinder, die unerwartet Glück erfahren haben in ihrer Armut. „Die leuchtende­n Augen eines Slumkinds zu sehen, ist etwas Besonderes. Das treibt mich an zu helfen“, sagt Kirchmaier.

Informatio­nen zur Stiftung und Spendemögl­ichkeiten gibt es im Internet unter: www.ralph-kirchmaier-stiftung.de

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FOTO: PRIVAT Die Ralph-Kirchmaier-Stiftung ermöglicht es Slumkinder­n in Kenia, ihren Schulabsch­luss zu machen.
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