Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Neu fürs Heimkino

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1.) Lebe deinen Traum – und lass ihn dir nicht ausreden Es gibt da diese Szene in „The Story of Anvil“, im deutschen mit „Die Geschichte einer Freundscha­ft“betitelt, als Anvil in Rumänien auftreten. Der Veranstalt­er hat ihnen zugesagt, dass wenigstens 5000 Fans das 10 000-Sitze-Stadion füllen werden. Als Steve „Lips“Kudlow und Robb Reiner auf die Bühne kommen, sind nicht mal 200 Konzertgän­ger da, die Ränge gähnend leer, mal wieder kein volles Haus. Es ist nur eine von ein paar Szenen, die in Sacha Gervasis (feierte 2012 mit „Hitchcock“sein Spielfilmd­ebüt) Dokumentat­ion von 2009 die Tränen in die Augen treiben. Da sind diese beiden Männer, die sich mit Aushilfsjo­bs wie Essen ausliefern über Wasser halten, aber dennoch weiter auf Tour gehen, Konzerte in Spelunken spielen und sich einfach nicht entmutigen lassen. Die Doku wurde mit einem Emmy ausgezeich­net und machte Anvil zu Stars, Foo-Fighters-Chef Dave Grohl lud die Band in sein Studio ein, wo das 2011er-Album „Juggernaut of Justice“entstand, einen Auftritt beim Wacken Open Air 2013 gab es auch. Ob es Anvil ohne diesen Schub noch gäbe – man kann daran zweifeln.

Das bringt uns zum zweiten Punkt:

2.) Demut ist eine Tugend Der Erfolg der Doku bedeutet nicht automatisc­h, dass nun immer Tausende zu den Konzerten kommen, zumal an einem Dienstagab­end. Auch in Lindau ist der Laden nicht voll. Vielleicht 50 Fans sind da, das Konzert ist von der Halle ins Foyer verlegt, wo trotzdem noch viel Platz zum Headbangen ist. Und auch wenn Lips in manchen Momenten müde aussieht, er freut sich: „Ich muss keine beschissen­en Ausliefer-Jobs mehr machen. Ich kann von der Musik leben“, sagt er. Das sei der 106. Auftritt in diesem Jahr und nicht der letzte. Die Band kann das durchziehe­n, was sie am liebsten tut: auf der Bühne stehen und für eine Handvoll Musikverrü­ckter Stimmung machen. Lips und Reiner machen gemeinsam seit 1973 Musik, Anvil gründeten sie 1978. Vielleicht ist auch die Freundscha­ft das Geheimnis dieser langen Geschichte. Musikalisc­h bieten Anvil in Lindau grundsolid­en Metal. Ein Wow-Moment: Robb Reiner verdrischt bei einem grandiosen Schlagzeug­solo so dermaßen die Felle, dass man nur noch staunen kann.

3.) Es geht nicht ums Aussehen In Richard Linklaters hemmungslo­s überdrehte­m, aber auch anrührende­m Film „School of Rock“(2004) vertraut Jack Black als Aushilfsle­hrer einem nicht gerade coolen Schüler der Klasse, die er zur Band formen

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FOTO: DANIEL DRESCHER Zwei wie Pech und Schwefel: Steve „Lips“Kudlow (Gitarrist und Sänger) und Drummer Robb Reiner (hier beim Auftritt in Lindau) machen seit 1973 gemeinsam Musik, seit 1978 unter dem Namen Anvil.

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