Höhere Mächte

Polizeiruf 110: Sumpfgebiete (So., ARD, 20.15 Uhr) - In den besten Momenten des deutschen Fernsehfilms reibt man sich die Augen und fragt sich, was manche Leute zur Aussage treibt, das Fernsehprogramm werde immer schlechter. Vielleicht ein unkontrolliertes Zucken in den Fingern, das die Tasten der Fernbedienung auf Proll-TV manövriert? Jedenfalls ist es eine wagemutige Behauptung angesichts solcher Perlen wie diesem intelligenten Krimi, den Regisseurin Hermine Huntgeburth souverän und jederzeit spannend zum verblüffenden Ende treibt. Kriminalhauptkommissar Hanns von Meuffels (Matthias Brandt), jener Figur, der Huntgeburth „Ambivalenz und Undurchschaubarkeit“attestiert, haut es dabei ziemlich aus der Kurve. Es geht um die finanziellen Machenschaften der oberen Tausend, aber auch darum, wie schnell ein geregeltes Leben vom paranoiden Sturm hinweggefegt werden kann. Oder ist es gar keine Paranoia, sondern bittere Realität?

Matthias Brandt und sein „Chef“Ulrich Noethen spielen großartig, und auch die Nebenrollen sind klasse besetzt. Dass Huntgeburth einiges auf die Beine stellen kann, hat sie schon 2014 in „Männertreu“unter Beweis gestellt. Für den Streifen über einen designierten Bundespräsidenten, dem eines seiner zahlreichen außerehelichen Abenteuer zum Verhängnis wird, erhielt Huntgeburth ihren vierten Grimme-Preis.