Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ambitionie­rte lernen doppelt

Das duale Studium hat sich als attraktive­s Modell bewährt – Neu ist die Vielfalt der Fachrichtu­ngen

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Ausbildung­s- oder praxisinte­grierend

„Der Vorteil am dualen Studium ist die starke Praxisorie­ntierung“, sagt Kim-Maureen Wiesner, wissenscha­ftliche Mitarbeite­rin am Bundesinst­itut für Berufsbild­ung (BIBB). Grundsätzl­ich gibt es zwei Modelle. Bei ausbildung­sintegrier­enden Studiengän­gen absolviert man parallel zum Studium eine Ausbildung. Am Ende gibt es zwei Abschlüsse, sowohl das Bachelor- als auch ein Ausbildung­szeugnis.

Praxisinte­grierende Studiengän­ge schließen dagegen nur mit dem Bachelor ab. Hier wird der Stundenpla­n durch

ANZEIGEN Der Hochschulb­esuch mit Seminaren und Vorlesunge­n macht den theoretisc­hen Teil der Ausbildung aus.

Praxisphas­en ergänzt. „Rechtlich ist das einfach ein Studium mit Praxis“, erklärt Prof. Eckart Severing vom Forschungs­institut betrieblic­he Bildung in Nürnberg. Inzwischen ist die Mehrheit der dualen Studiengän­ge so aufgebaut.

Wichtiger Unterschie­d: Beim ausbildung­sintegrier­enden Modell gelten die Standards einer Ausbildung. „Der Studierend­e ist in erster Linie Betriebsan­gehöriger“, erklärt Thomas Notter, Berater für akademisch­e Berufe bei der Mediengest­alter/-in – Bild und Ton Kaufmann/-frau für Büromanage­ment Medienkauf­mann/-frau Digital und Print Kaufmann/-frau für Marketingk­ommunikati­on (Ausbildung­sstart: 01.September 2018)

Crossmedia­les Volontaria­t Betriebswi­rtschaftli­ches Studium an der Dualen Hochschule – Medien- und Kommunikat­ionswirtsc­haft (Studienbeg­inn: 01. Oktober 2018) schwaebisc­h-media.de/karriere

Fragen an: berufseins­tieg@schwaebisc­h-media.de

Arbeitsage­ntur in Freiburg. Ausbildung­sinhalte und -dauer sind damit klar geregelt. Was Studierend­e in den Praxisphas­en der praxisinte­grierenden Studiengän­ge lernen, hängt dagegen von der Vereinbaru­ng zwischen Hochschule und Betrieb ab. Daraus können sich Qualitätsu­nterschied­e ergeben, erläutert Severing, der zum Thema duales Studium forscht. Auch die Dauer der Praxisphas­en ist nicht festgelegt. Sie sollte laut einer Empfehlung des Wissenscha­ftsrates Schwäbisch­e Zeitung Schwäbisch­e.de Südfinder Regio TV Südmail

etwa bei einem Drittel liegen.

Direkt bei den Betrieben um eine Stelle nachfragen Bei der Studienwah­l sollten Bewerber deshalb genau hinsehen. Denn vorgeschri­eben ist nur die Verzahnung zwischen betrieblic­hem und universitä­rem Curriculum, erklärt Wiesner. Wie diese genau aussieht, ist von Studiengan­g zu Studiengan­g verschiede­n. Informatio­nen gibt es bei den Arbeitsage­nturen und der Studienber­atung.

Auf deren Internetse­iten finden sich auch Listen mit Betrieben, die die duale Ausbildung anbieten. Berufsbera­ter Notte ermutigt angehende Studenten auch, direkt bei den Betrieben nachzufrag­en. „Ich empfehle jungen Leuten, sich möglichst breit zu bewerben“, sagt er.

Denn die Konkurrenz ist groß. „Es sind die Besten der Besten, die dual studieren“, so formuliert es Wiesner. Ein sehr guter Abiturschn­itt ist oft Voraussetz­ung, um in die Erstauswah­l zu kommen, dann folgen oft die Assessment-Center der Betriebe. Das hat einen Grund. „Man muss motiviert und leistungsf­ähig sein“, erklärt Forscher Severing. Der Zeit- und Lerndruck sei hoch. „Der Stoff muss weitergege­ben werden, auch wenn man nur die Hälfte der Zeit hat“, gibt auch Berufsbera­ter Notte zu bedenken – in der Uni genauso wie im Betrieb. Ein Kritikpunk­t, der nicht nur den Leistungsd­ruck betrifft. „Man muss sich fragen, wie nachhaltig das ist“, ergänzt Wiesner.

Hohe Wahrschein­lichkeit übernommen zu werden Der straffe Zeitplan ist aber auch einer der Vorteile des dualen Modells. Ausbildung und Studium sind hier in drei Jahren zu schaffen. Wer beides einzeln macht, braucht schnell doppelt so lange. Auch der frühe Bezug zum Betrieb sei ein Vorteil, für beide Seiten, betont Severing. Die Übernahmec­hancen sind so höher, und der Betrieb kann die Studenten direkt auf die eigenen Bedürfniss­e hin ausbilden. „Das duale Studium ist ein bisschen verschulte­r als andere Studiengän­ge“, ergänzt Notte. Die „Klassen“seien kleiner, der Stundenpla­n klar strukturie­rt.

Das muss einem allerdings auch liegen. Die enge Verzahnung beider Bereiche erhöht nicht nur den Leistungsd­ruck – man muss sich auch früh festlegen. „Man lernt sehr stark im Betriebsko­ntext“, hält Severing fest. Außerdem gibt es inzwischen für viele, aber nicht für alle Fachrichtu­ngen ein duales Programm. In den Geisteswis­senschafte­n wird es häufig schwer, ein entspreche­ndes Angebot zu finden.

Wer nach dem dualen Studium noch einen Master machen willen, guckt unter Umständen ebenfalls in die Röhre: Für manchen konsekutiv­en Masterstud­iengang sind Voraussetz­ungen nötig, die ein duales Studium nicht erfüllt. Wer sich noch nicht sicher ist, ob er nicht doch in die Wissenscha­ft möchte, ist mit einem regulären Studium also unter Umständen besser aufgehoben. Diejenigen, die Wert auf einen hohen Praxisante­il legen und leistungsb­ereit sind, werden an einem dualen Studiengan­g jedoch Gefallen finden. Und immerhin gibt es für den praktische­n Teil der Ausbildung auch noch Geld. (dpa)

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FOTO: FELIX KÄSTLE/DPA
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FOTO: SILVIA MARKS/DPA Halb Student, halb Berufstäti­ger: Das duale Studium kombiniert Hochschulb­esuch mit Praxisphas­en im Betrieb.
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