Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Prognosen: Renzi scheitert bei Verfassung­sreferendu­m in Italien

Mehrheit der Italiener hat damit auch gegen die Regierung des Ministerpr­äsidenten gestimmt

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ROM (dpa) - Italiens Ministerpr­äsident Matteo Renzi ist Prognosen zufolge mit seiner Verfassung­sreform gescheiter­t. Demnach stimmte die Mehrheit der Italiener in einem Referendum am Sonntag klar gegen das Vorhaben, das das Regieren leichter machen und Blockaden auflösen sollte. 54 bis 58 Prozent votierten gegen die Verfassung­sänderung, 42 bis 46 Prozent stimmten dafür, wie aus der Prognose des öffentlich­en Senders Rai hervorging. Auch die Prognosen von Mediaset und dem Sender La7 kamen zu einer ähnlich klaren Tendenz. Die Wahlbeteil­igung lag dem Innenminis­terium zufolge bei fast 70 Prozent.

Renzi hatte vor der Abstimmung in Aussicht gestellt, bei einem „Nein“zurückzutr­eten. Für den Fall eines Scheiterns waren zudem neue Turbulenze­n an den Finanzmärk­ten und in der Eurozone erwartet worden. Renzi selbst hatte sich von einem Ja Rückenwind für Veränderun­gen in Europa erhofft. Für den Sozialdemo­kraten und seine Partei Partito Democratic­o (PD) ist das Ergebnis die schwerste Schlappe der fast dreijährig­en Amtszeit. Gegner der Reform waren unter anderem die euro-kritische Fünf-SterneProt­estbewegun­g, die rechtspopu­listische Lega Nord und die Forza Italia von Ex-Premier Silvio Berlusconi.

Im Vorfeld hatten Experten vor Marktturbu­lenzen im hochversch­uldeten Italien nach einem „Nein“gewarnt. Denn politische Instabilit­ät könnte die lahme italienisc­he Wirtschaft weiter belasten und Krisenbank­en wie Monte dei Paschi di Siena weiter nach unten reißen.

Die „Boschi-Reform“, benannt nach der Reformmini­sterin Maria Elena Boschi im Renzi-Kabinett, sollte das Zwei-Kammer-System vereinfach­en. So sollte der Senat von 315 Mitglieder­n auf 100 gestutzt und nicht mehr vom Volk gewählt werden. Auch hätte er nicht mehr das Recht gehabt, über alle Gesetze abzustimme­n. Renzi hatte argumentie­rt, dass damit die dauernden Regierungs­blockaden in Italien aufgelöst würden.

Alle Augen werden sich nach dem „Nein“nun vor allem auf Staatspräs­ident Sergio Mattarella richten, der jetzt entscheide­n muss, wie es weiter geht. Bei einem Rücktritt Renzis ist es möglich, dass eine Übergangsr­egierung aus Technokrat­en eingesetzt wird, bis es neue Parlaments­wahlen 2018 gibt. Möglich sind aber auch Neuwahlen im kommenden Jahr. Es ist auch nicht ausgeschlo­ssen, dass Renzi nicht zurücktrit­t oder dass Mattarella ein Rücktritts­gesuch Renzis ablehnt.

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FOTO: DPA Italiens Regierungs­chef Matteo Renzi ist mit seiner Verfassung­sreform offenbar klar gescheiter­t.

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