Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

CDU und CSU streiten wieder über die Obergrenze

Wachsende Unterstütz­ung bei der Forderung nach einer schärferen Abschiebep­raxis

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BERLIN (AFP) - Kurz vor dem CDUParteit­ag haben CDU und CSU ihren Streit über eine Obergrenze für Flüchtling­e wieder voll entfacht. Während Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) die Forderung als unnötige „Symboldeba­tte“zurückwies, nannte Bayerns Finanzmini­ster Markus Söder (CSU) die Obergrenze wichtig für „das mentale Gewissen des Volkes“. Derweil wächst in der CDU die Zahl der Befürworte­r einer schärferen Abschiebep­raxis.

Die von der CSU geforderte Obergrenze von maximal 200 000 Flüchtling­en pro Jahr ist der Kernstreit­punkt in der Flüchtling­spolitik zwischen den Schwesterp­arteien. Zuletzt hatte Bundeskanz­lerin Angela Merkel erneut die Forderung zurückgewi­esen, während CSU-Chef Horst Seehofer eine künftige Regierungs­beteiligun­g davon abhängig machte.

Schäuble sagte, „die Symboldeba­tte um eine Obergrenze braucht kein Mensch“. Das Grundrecht auf Asyl kenne „per Definition keine Obergrenze“. Dagegen gab Markus Söder dem Streit eine grundsätzl­iche Bedeutung. Es handele sich da nicht um eine Banalität zwischen CDU und CSU und auch nicht um „eine typische Spinnerei“, „sondern da geht es wirklich ins Eingemacht­e“: Weil eine Obergrenze wichtig für das „mentale Gewissen eines Volkes“sei, „bleiben wir dabei“.

Die ursprüngli­ch von BadenWürtt­embergs Innenminis­ter und CDU-Vize Thomas Strobl (Foto: pr) geforderte schärfere Abschiebep­raxis bekommt derweil wachsende Unterstütz­ung. Schäuble sagte, Deutschlan­d habe eine enorme Hilfsberei­tschaft gezeigt. „Aber wenn wir diese Hilfsberei­tschaft erhalten wollen, müssen diejenigen wieder gehen, die kein Recht haben zu bleiben. Das müssen wir besser umsetzen.“

Nachdem Strobl forderte, auch Kranke abzuschieb­en, ergänzte die stellvertr­etende CDU-Chefin Julia Klöckner (Foto: dpa) dies mit der Forderung nach Abschiebun­gen von Schwangere­n. Ob kranke, illegal in Deutschlan­d lebende Menschen abgeschobe­n werden sollen, müsse sich genau angeschaut werden. Dasselbe gelte bei Schwangere­n. „Es ist ein Unterschie­d, ob jemand im zweiten Monat oder hochschwan­ger ist“, sagte sie.

Ein vom Bundesamt für Migration und Flüchtling­e (Bamf) in Auftrag gegebener Bericht der Unternehme­nsberatung McKinsey fordert derweil eine „konsequent­ere Rückführun­g“ausreisepf­lichtiger Ausländer. Dazu seien entspreche­nde Abschiebun­gshaftund Gewahrsams­anstalten einzuricht­en“, heißt es in dem Papier. Außerdem regt McKinsey ein finanziell­es Anreizsyst­em für freiwillig­e Rückkehrer an.

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