Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Hoher Preis
Privatpatienten erhalten zwar oft schneller Termine beim Arzt oder können sich über ein breiteres Leistungsspektrum freuen als die Kassenmitglieder. Doch dafür müssen sie auch das wirtschaftliche Risiko einer kapitalgedeckten Versorgung tragen. Das bekommen Millionen Versicherte in diesen Tagen zu spüren. Die Anbieter der Privatpolicen erhöhen die Beiträge dafür kräftig. Sie erwirtschaften mit dem Kapital für die Altersrücklagen der Kunden nicht mehr die kalkulierte Rendite. Die Niedrigzinsphase macht ihnen und damit auch ihren Versicherten einen Strich durch die Rechnung.
Ein Ende des Prämienanstiegs ist nicht absehbar. Denn die Ausgaben für Behandlungen und Therapien steigen wie bei der gesetzlichen Krankenversicherung auch weiter an. Ob das private System dauerhaft für alle Kunden bezahlbar bleiben wird, erscheint fraglich. Viele Kunden würden gerne zurück zur Krankenkasse. Doch dieser Schritt bleibt in Deutschland den meisten verwehrt. Die Niederlande sind da weiter und haben ein System aufgebaut, bei dem private und gesetzliche Einrichtungen für alle offen sind. So entsteht auch ein gesunder Wettbewerb zwischen den Leistungsträgern. Schlechter ist die Versorgung dadurch nicht geworden. Das könnte ein Vorbild sein.
wirtschaft@schwaebische.de