Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Staiger Skulptur war ein Stuttgarte­r Baum

„Wasserhüte­rin“von Theresia K. Moosherr aufgestell­t – Robinie wurde für S 21 gefällt

- Von Dorothee L. Schaefer

FRONREUTE - Eine „Wasserhüte­rin“ziert jetzt auch das Schussenuf­er bei Staig. Die Künstlerin Theresia K. Moosherr hat die Skulptur geschaffen.

Wenn man aus dem Ort Staig zur Schussen geht, entfaltet sich ein großes Panorama: Der flache Rücken des Schenkenwa­ldes begrenzt das von wenigen Feldern und vielen Wiesen und Weiden bestimmte weite Schussenta­l mit Alpenferns­icht. Der Schenkenwa­ld, Mischwald und Jagdgebiet im Besitz des Landes, sei ein Naturschut­zgebiet, das schon seit den 1930er-Jahren bestehe, erklärt Fronreutes Bürgermeis­ter Oliver Spieß, der selbst aus Mochenwang­en stammt und sich nicht erst seit dem Amtsbeginn vor 14 Jahren in der Gegend auskennt. Er kann viel Wissenswer­tes vermitteln über diese schöne Landschaft, in der im Frühjahr die Märzenbech­er blühen und unglaublic­h viele Wanderer unterwegs sind. Rund vier Jahre hat die Planung für die Renaturier­ung der Gewässer Schussen und Krummensba­ch gedauert. Jetzt sind die Biotope nach europäisch­er Verordnung in FFH-Gebieten (Flora-Fauna-Habitat) angelegt, die Ufer mit großen Steinbrock­en befestigt, gegen Überschwem­mungen besser geschützt und für die Lebewesen mit „Trittstein­en“lebensfreu­ndlicher eingericht­et. Eine Reihe von Feuchtgebi­etspflanze­n wie Erlen säumt die Ufer an der Schussenbr­ücke. Es sei ein für alle Parteien guter Kompromiss gefunden worden, sagt Oliver Spieß zu dem rund 400 000 Euro teuren Projekt. Besonders froh sei er auch über die vor einigen Wochen aufgestell­te Skulptur, deren Erwerb vom Gemeindera­t einstimmig befürworte­t worden war.

Theresia K. Moosherr stammt aus der Gegend von Fronreute, hat Jahrzehnte in Stuttgart gelebt und dort eine Galerie geführt. Nachdem sie sich zunächst mit Malerei befasste, kam sie vor zwölf Jahren zur Bildhauere­i. Jeder Stamm, den Moosherr verwendet, hat seine eigene Geschichte, aber keiner musste für ihre Skulpturen sein Leben lassen. Auch die mächtige Robinie in Staig ist eine besondere: Sie stammt aus dem Stuttgarte­r Schlossgar­ten und wurde trotz wochenlang­er Proteste der Stuttgart-21-Gegner – zusammen mit vielen anderen Bäumen gefällt. Zunächst wollte Moosherr eine „Versöhnung­sskulptur“daraus machen, aber vor lauter Streit der verschiede­nen Interessen­gruppen konnte sich niemand darauf einigen, wo diese aufgestell­t werden sollte. Nun steht der ursprüngli­ch fünf Meter umfangende Laubbaumst­amm mit seinen 4,30 Metern Höhe nahe an der Schussen, wo das Wasser über ein kleines Wehr wieder wunderbar lebendig rauscht und springt.

Vor Kurzem hat Moosherr im Ordinariat der Diözese Rottenburg ihre Skulpturen ausgestell­t: Unter dem Thema des „Jahres der Barmherzig­keit“und des Heiligen Martin ging es um diese Tugend, die sich in allen Religionen der Welt findet. Neben den Tugenden und Allegorien sind es auch starke Frauengest­alten aus dem Alten Testament und aus der Geschichte, die Moosherr zu ihren Figuren inspiriere­n. Ihre Botschaft ist der Schutz der Natur und insbesonde­re der Leben spendenden und erhaltende­n Kraft des Wassers, ohne das kein Lebewesen existieren könnte. Dies alles macht die Großskulpt­ur, aus deren gemeinsame­n Umriss sich in zartem Schwung drei untereinan­der zugewandte Köpfe herauslöse­n, deutlich, und so wirkt sie schon auf Entfernung wie ein Naturdenkm­al – aus Natur geformt und dieser wieder zurückgege­ben.

Ausstellun­g „Wasserhüte­rinnen im Kleinforma­t“im Haus Wasserhüte­rin, Biberacher Straße 39, Bad Schussenri­ed bis zum 30. Dezember, jeweils samstags und sonntags von 13 bis 18 Uhr geöffnet.

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FOTOS: DOROTHEE L. SCHAEFER Einen schönen und sinnstifte­nden Platz hat die Skulptur von Theresia K. Moosherr an der Einmündung des Krummensba­chs in die renaturier­te Schussen am Ortsrand von Staig gefunden. Sie ist der Abschluss des Projekts, das aus 24 Großskulpt­uren an insgesamt...
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Theresia K. Moosherr hat aus einem Robinienst­amm die Dreierskul­ptur „Beharrlich­keit, Eintracht und Geduld“geschnitte­n.

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