Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Christian Grundl holt einen Michelin-Stern nach Amtzell
Das Restaurant Schattbuch ist damit eines von 292 Sterne-Restaurants in Deutschland
AMTZELL – Seit Donnerstag ist Amtzell für Gourmets kein weißer Fleck mehr auf der Landkarte: Christian Grundl vom Restaurant Schattbuch, das zum Eventhaus Amtzell gehört, darf sich über seinen ersten Michelin-Stern freuen. Damit gehört das Restaurant automatisch zu den besten in Deutschland. Insgesamt tragen bundesweit 292 Häuser einen, zwei oder drei Sterne. Nur einer kocht laut Guide Michelin in der Region auf dem gleichen Niveau: Reiner Fischer im Restaurant Villino in Lindau, der seinen Stern schon seit mehr als 20 Jahren hält. Als am Dienstag das Telefon im Restaurant Schattbuch geklingelt hat, ahnte niemand, dass am anderen Ende der Leitung die Redaktion des Guide Michelin in Karlsruhe dran sein würde. „Natürlich haben wir uns sehr gefreut“, sagt auch Christian Marz, der als Restaurantleiter für den Service zuständig ist. Und für Küchenchef Christian Grundl war die frohe Botschaft eine Überraschung: „Sicher haben wir auf dieses Ziel hingearbeitet. Dass es aber so schnell passieren würde, hat mich schon überrascht.“
Für Christian Grundl ist die Sterneküche kein unbekanntes Terrain, wie sein bisheriger Werdegang zeigt. Gelernt hat der 31-Jährige im Golfhotel in Weißensberg bei Lindau am Bodensee. Bereits bei seiner zweiten Station, dem Restaurant Ritter St. Georg in Braunschweig, schnupperte Grundl Sterne-Luft. Nach einem fünfjährigen Aufenthalt in Schottland zog es den jungen Mann nach Holland zu Drei-Sterne-Koch Sergio Herman, der als einer der besten Köche der Welt gilt. Es folgte Stuttgart, wo er bei Frank Oehler in der Speisemeisterei kochte. Danach arbeitete Grundl unter Molekular-Spezialist Juan Amador in Mannheim, bevor er schließlich 2014 in die Akademie Amtzell kam, wie Restaurant und Eventhaus damals noch hießen.
„Unsere frische Küche ist frech, kreativ und originell“, sagt Grundl über seinen Stil. „Wir haben aber auch schwäbische Klassiker auf der Karte, die wir aber neu definieren und spannend interpretieren.“Ausgefallene Techniken, etwa aus der molekularen Küche, die sich dadurch auszeichnet, Geschmack und Aromen in ungewohnter Form auf den Teller zu bringen, gehören zum Repertoire. „Aber es geht leger bei uns zu. Niemand braucht bei uns Berührungsängste wegen des Sterns haben. Unsere lockere Atmosphäre bleibt.“
Dass Sterneküche nicht unbedingt ein Vermögen kosten muss, beweist ein Blick auf die aktuelle Mittagskarte: Da versammeln sich ein Rehschäufele mit Rahmwirsing und Brezenknödel für schlanke 16 Euro sowie ein Kürbis-Maronen-Gulasch samt Knödel für 11 Euro. Das verspricht Sternenglanz mit Bodenhaftung.