Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Deutliches Votum für die Spitzensportreform
Verbände fordern aber Fortschreibung der Inhalte sowie Weiterentwicklung und Spezifizierung der Maßnahmen
MAGDEBURG (SID) - Alfons Hörmann wollte nach dem eindrucksvollen Signal der Einheit keine Zeit mehr verschwenden. „Ich verspreche, dass wir mit der Umsetzung keine Woche warten, sondern direkt am Montag beginnen“, sagte der DOSBPräsident, nachdem 98,6 Prozent der Delegierten auf der Mitgliederversammlung für die Spitzensportreform gestimmt hatten. Hörmann wertete das Erdrutschvotum als „Steilvorlage“. Dennoch steht „Sportdeutschland“bei der Umsetzung des millionenschweren Medaillenbeschaffungsprogramms vor einer Zerreißprobe. Auch Hörmann sieht Konfliktpotenzial.
„Wir sind nicht am Ziel angekommen, sondern erst am Start“, sagte er: „Die Frage ist: Wie schaffen wir es, Akzeptanz über alle Ebenen zu erreichen?“, fragte Hörmann und prognostizierte „Widerstand und Gegenwind“.
In den Verbänden herrscht die große Sorge, dass sich mit dem auch für sie unumgänglichen Ja zur Reform die Möglichkeit der Einflussnahme erschöpft hat. Deshalb setzten sie noch am Abend vor der Versammlung eine Änderung der Beschlussvorlage durch. Dort heißt es nun, es bedürfe „einer Fortschreibung der Inhalte sowie einer Weiterentwicklung und Spezifizierung der Maßnahmen“. Darauf angesprochen, wichen Hörmann und Engelke aus und ließen nicht unbedingt den Willen zu Anpassungen am Reformwerk erkennen. „98,6 Prozent der Mitglieder sind für den Beschluss, das ist das, was für uns zählt“, sagte Engelke. Hörmann ergänzte: „Für uns auch, Ausrufezeichen!“
Es wird viel auf die DOSB-Führung ankommen und darauf, ob es ihr gelingt, die Mitglieder auf dem schwierigen Weg mitzunehmen. Hörmann, der zuletzt wegen mehrerer misslungener Kommunikationsversuche in der Kritik gestanden hatte, gelang es in Magdeburg zumindest nicht, die gewünschte Aufbruchstimmung zu erzeugen – auch weil er es versäumte, ein klares Wort des Bedauerns an die Mitglieder zu richten.
Hörmann sah das anders. Den Satz „Ich sage Ihnen zu, dass wir uns des Themas annehmen und uns allen gemeinsam selbstkritisch die Frage stellen: Wie schaffen wir es, Fehler zuzulassen und zu akzeptieren?“hielt er für Entschuldigung genug.