Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Gesucht: Einer für die Hitze
Mercedes-Casting für Rosberg-Nachfolge läuft an
SINDELFINGEN (dpa/sz) - Nach dem jähen Abschied von Weltmeister Nico Rosberg stürzt sich Mercedes in das Casting von Mister X. Auf der Suche nach einem neuen Teamkollegen für Lewis Hamilton will der Formel-1-Primus die Verträge aller Kandidaten bis ins Detail prüfen. „Es gibt viele Verträge, die Performance-Klauseln enthalten, in denen viel Kleingedrucktes steht“, sagte Teamaufsichtsrat Niki Lauda. „Es ist nun unsere Pflicht, diese Klauseln zu finden bei den Fahrern, die uns interessieren.“
Lauda und vor allem MercedesMotorsportchef Toto Wolff sind bei dieser detektivisch anmutenden Aufgabe gefordert. Bis Ende des Jahres soll der Neue gefunden sein. Doch Anfang Dezember haben viele Fahrer wie Sebastian Vettel oder Fernando Alonso ihre Verträge für die nächste Saison längst in der Tasche. „Wir haben eine Vielzahl von Optionen, auch arrivierte Fahrer“, versicherte Wolff dennoch. Allerdings wolle er Fahrer nicht mit juristischen Mitteln aus ihren laufenden Verträgen herausholen. Aus seiner Sicht sind deshalb FerrariStar Vettel oder die Red-Bull-Piloten Max Verstappen und Daniel Ricciardo tabu. Alle drei haben wohl keine Ausstiegsklausel; Mercedes will keinen Streit mit der Konkurrenz.
Eine Option wäre der MercedesNachwuchs. Doch auch mit Blick auf die Regelreform 2017 gelten die noch wenig erfahrenen Silberpfeil-Zöglinge Pascal Wehrlein und Estéban Ocon bei manch einem als Risiko. Andererseits muss das neue Auto noch auf den Rosberg-Ersatz zugeschnitten werden, daher drängt die Zeit. „Da haben wir mit unseren Buben einen Vorteil, weil beide 3D-gescannt sind und als Ersatzfahrer eben auch eingeplant waren in das Chassis-Design“, erklärte Wolff.
Egal wie der Neue heißen wird – der Mercedes-Platzhirsch ist Lewis Hamilton. Und der dreimalige Weltmeister konnte sich eine kleine Warnung an seinen nächsten Stallrivalen nicht verkneifen: „Wenn Du die Hitze nicht verträgst, dann komm’ erst gar nicht.“