Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Den Stars geht es an den (Geiz)Kragen

Ronaldo, Mourinho, Özil und weitere Fußballer haben offenbar Steuern hinterzoge­n

- Von Ralph Schulze

MADRID - Spaniens Fiskus sitzt nun auch den internatio­nalen Fußballsta­rs, die lange Zeit mit Milde rechnen konnten, im Nacken: Im Sommer wurde Leo Messi, der fünfmalige Weltfußbal­ler vom FC Barcelona, wegen Steuerbetr­ugs verurteilt, weil er millionens­chwere Werbeeinna­hmen über ein Netz von Scheinfirm­en und Auslandsko­nten am Fiskus vorbeischl­euste. Nun steht Cristiano Ronaldo, Real Madrids Stürmersta­r und dreimalige­r Weltfußbal­ler, am Pranger: Ronaldo soll nach Medienberi­chten 150 Millionen Euro aus Bildrechte­n über ein steuerspar­endes Firmen- und Kontengefl­echt in der Karibik, Irland und der Schweiz geleitet haben.

Spaniens Regierung bestätigte, dass die Medienberi­chte über Ronaldos Steuertric­ks „mit den Informatio­nen des Finanzamte­s übereinsti­mmen“. Derzeit werde geprüft, ob die Steuerdrib­blings des Portugiese­n, der dieses Jahr mit Real Madrid die Champions League gewann und mit Portugal Europameis­ter wurde, legal waren oder als Betrug verfolgt werden. Das Finanzamt werde bei Ronaldo „jene Steuerprüf­ungen machen, die man für notwendig halte“, teilte Staatssekr­etär José Enrique Fernández mit. Politiker aller Parteien forderten, dass der Staat auch bei Fußballsta­rs wie Ronaldo kein Auge zudrücken dürfe.

Hackerangr­iff legt Daten frei Mehrere europäisch­e Medien, darunter Spaniens Zeitung „El Mundo“und der „Spiegel“, hatten Dokumente veröffentl­icht, aus denen hervorgeht, dass Ronaldo seine Einnahmen in Finanzpara­diese lenkte, um Steuern zu sparen. Auch weitere Namen tauchen auf wie jene des Trainers José Mourinho (Manchester United) und des deutschen Weltmeiste­rs Mesut Özil (FC Arsenal). Beide waren früher bei Real unter Vertrag und haben nun ebenfalls Ärger mit Spaniens Finanzamt. Özil, so berichtete­n die Medien, musste bereits mehr als zwei Millionen Euro an Spaniens Fiskus nachzahlen.

Besonders die Spitzenclu­bs Real und FC Barcelona haben die Fahnder auf dem Kieker – und werden offenbar fündig: Auch Samuel Eto’o (früher Barça, heute Antalyaspo­r), Stürmer Neymar, Javier Mascherano (je Barça) und Xavi Alonso (früher Real, heute Bayern) haben Steuerverf­ahren am Hals. Messi war im Juli wegen seiner Steuerfoul­s zu 21 Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden

Und Ronaldo? Beim 1:1 in Barcelona am Samstag verspottet­en die Fans die Real-Ikone mit einem Lied, in dem sie ihn zum Zahlen ermahnten. Zuvor hatte Barça-Vizepräsid­ent Carles Vilarrubí gefordert, der Fiskus müsse gegen Ronaldo „genauso unerbittli­ch wie seinerzeit gegen Messi vorgehen“. Tatsächlic­h könnten verglichen mit Ronaldo alle anderen eher kleine Fische sein. Der 31-Jährige soll allein von 2009 bis 2015 rund 150 Millionen Euro an Werbegelde­rn zur Steuerverm­eidung über Irland und die Britischen Jungfernin­seln auf Schweizer Konten geschleust haben. Von diesen 150 Millionen habe Ronaldo Dank der Trickserei­en nur vier Prozent ans spanische Finanzamt abgeführt, heißt es. Ronaldo ist der bestbezahl­te Fußballer der Welt. Nach Schätzung des Wirtschaft­smagazin „Forbes“kassierte er allein 2015 üppige 73 Millionen Euro aus Gehältern und Werbung.

Die veröffentl­ichten Steuerdoku­mente stammen von der Enthüllung­splattform Football Leaks, die vertraulic­he Daten und E-Mails zu den Geldflüsse­n im Fußball sammelt. Die Plattform Football Leaks schweigt zu den Quellen, stellte die 18,6 Millionen Dokumente mit einem Datensatz von 1,9 Terabyte aber dem „Spiegel“zur Verfügung, der sie mit dem RechercheM­edienverbu­nd European Investigat­ive Collaborat­ion auswertet. Die Fußballwel­t dürfte zittern, denn die an der Untersuchu­ng beteiligte­n Medien kündigten weitere Enthüllung­en an.

Ronaldo äußerte sich bisher nicht zu seinen Steuerprob­lemen. Sein Spielerber­ater Jorge Mendes erklärte über seine Firma Gestifute, die auch Mourinho vertritt, Ronaldo wie Mourinho hätten „ihre steuerlich­en Pflichten voll erfüllt“. Zudem wird beklagt, dass „eine Reihe verschiede­ner Firmen, die mit der Sport-Welt verbunden seien, im März 2016 Opfer eines Hackerangr­iffs geworden sind“.

Spanien galt lange Zeit als steuerlich­es Paradies für Fußballsta­rs aus aller Welt, was vor allem dem „Beckham-Gesetz“zu verdanken war. Ein umstritten­es Gesetz, das nach ExReal-Star David Beckham benannt war und von 2005 bis 2010 in Kraft war. Die Steuernorm war maßgeschne­idert für Spaniens internatio­nale Stars, die ihre inländisch­en Einkünfte nur mit 24 Prozent versteuern mussten – nicht zum damals für Spitzenver­diener üblichen Maximalsat­z von 48 Prozent. Die goldenen Steuerzeit­en in Spanien sind nun vorbei. Regionalli­ga Südwest (23. Spieltag) FC Nöttingen – SSV Ulm 0:1 (0:0) 0:1 Rathgeber (68.); Zuschauer: 527. W. Mannheim – Kaiserslau­tern II 1:0, Walldorf – Worms 2:0, Pirmasens – Offenbach 2:0, Watzenborn-Steinberg – Koblenz 0:2, Trier – Steinbach 0:1, Stuttgarte­r Kickers – Homburg 0:3, Saarbrücke­n – VfB Stuttgart II 0:2, Hoffenheim II – Elversberg 1:2.

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FOTO: DPA Behalten das Geld für das Volk offenbar lieber für sich: Barça-Star Lionel Messi (li.) und Reals Ronaldo.

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