Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Niedecken kocht mit Abler und Merkel
as haben Angela Merkel, Wolfgang Niedecken und Winfried Kretschmann gemeinsam? Seit dieser Woche mögen alle drei die Menschen aus dem Landkreis Ravensburg noch ein bisschen mehr. Kein Wunder im Falle von Niedecken, hat der doch vor dem Konzert mit „BAP“den sympathischen Widerstandspreis der ebenso sympathischen RäuberhöhlenFreunde verliehen bekommen. 500 Euro auf die Hand gab es obendrauf und dazu eine Einladung an den Tresen eben jener Ravensburger Kultkneipe, in der Wolle vor vielen Jahren der Song von der „Lisa“förmlich eingeflüstert worden war. Pluspunkte haben die Ravensburger bei dem Kölner sicher auch damit gesammelt, dass sie beim Auftritt von „BAP“in der Oberschwabenhalle brav auf den ihnen zugewiesenen Plätzen sitzen geblieben waren. So lange, wie bislang an keiner anderen Tourstation, verriet die Band. Ja, Sitzfleisch und Beharrungsvermögen sind ausgeprägt im Städtle.
Reich beschenkt worden ist auch Bundeskanzlerin Angela Merkel beim CDU-Parteitag in Essen von Delegierten aus dem Kreis. August Schuler, Oberst der Reserve, ließ über seine höchste militärische Dienstherrin, Verteidigungministerin Ursula von der Leyen, Frau Merkel ein Buch zukommen. Entstanden ist dieses besondere Werk aus einem gemeinsamen Projekt von Einheimischen und Geflüchteten, die ein Jahr lang zusammen gekocht und gegessen haben. Da kann die CDU-Chefin jetzt zu Weihnachten was Leckeres auf dem Herd zaubern – wenn ihr nicht der Parteifreund Eugen Abler den Appetit verdorben hat. Der Bodnegger nämlich hatte sich in Essen zum Chefkritiker der Bundeskanzlerin aufgeschwungen. Sie habe die CDU „im Kielwasser des Zeitgeists nach links geführt“, sagte Abler, der es mit diesem Satz bundesweit in die Gazetten schaffte.
Mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann sind die Ravensburger da am Freitag deutlich pfleglicher umgegangen. Bei der als offizielle Kreisbereisung angekündigten Stippvisite gab es allenfalls höflich vorgetragene Wünsche an den Landesvater. Und sogar Autogramme wie ein Rockstar hat Winfried Kretschmann schreiben müssen. Wer weiß, vielleicht hat er später zu Hause auch noch „Lisa“aufgelegt.
Ansonsten standen in dieser Woche noch die Ravensburger Schüler in den Schlagzeilen: Die Toilettenreinigung an den Schulen funktioniert nicht, die Busse am Mittag sind heillos überfüllt und an der einen oder anderen Schule lässt die Ausstattung mit modernen Unterrichtsmitteln auch noch sehr zu wünschen übrig. Die Lösung? Die sollen sich nicht so anstellen, früher war es viel schlimmer, meint ein Leserbriefschreiber. Ach, man muss manche Menschen einfach mögen, in Oberschwaben und anderswo.