Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Fahrt ins Abenteuer: 6000 Kilometer bis zum Kamel
Sechs Freunde aus Horgenzell bereiten sich auf die Allgäu-Orient-Rallye vor – Unterwegs verteilen sie Sachspenden
HORGENZELL - Sechs Männer legen in drei alten Kombis 6000 Kilometer zurück, sie verpflegen sich mit einem Campingkocher und schlafen auf Matratzen im Auto: „Das wird kein All-inclusive-Urlaub“, sagt Thomas Köser. Und genau deshalb freut sich das Horgenzeller Team auf sein Abenteuer. Die sechs Freunde fahren bei der Allgäu-Orient-Rallye mit.
Die dreiwöchige Rallye startet im Mai in Oberstaufen, aber in Horgenzell laufen schon seit Monaten die Vorbereitungen. So gibt es zum Beispiel einiges an den drei Autos zu schrauben, die laut Rallye-Regeln entweder älter als 20 Jahre oder maximal 1111,11 Euro wert sein dürfen.
Ihr Vertrauen setzen die Horgenzeller in drei Mercedes-Kombis, die sie per Internet-Recherche gefunden haben. Die Autos haben schon zahlreiche Kilometer auf dem Buckel und mussten erst in Schuss gebracht werden.
Mit Unterfahrschutz und Rammbügel haben die „Schrauber“des Teams die Kombis geländegängig gemacht, auch Dachboxen für die Fahrzeuge haben sie selbst gebaut. So haben sie Stauraum, denn auf der Packliste stehen nicht nur Ersatzreifen und Werkzeuge für anfallende Reparaturen – die Jungs wollen auf ihrer Tour auch Sachspenden an arme Menschen oder soziale Projekte verteilen. Gelegenheiten hierzu werden sie vermutlich genügend haben: Die Route führt durch Länder wie Albanien, Mazedonien und Bulgarien.
Die Organisatoren der AllgäuOrient-Rallye wollen nicht nur eine Spaß-Veranstaltung anbieten, sondern betonen die Völkerverständigung sowie humanitäre Ziele. So gehört es zum Beispiel zu den Regeln, dass die teilnehmenden Fahrzeuge im Zielland Jordanien für einen guten Zweck versteigert werden.
Die Kosten für Benzin, Verpflegung und den Rückflug tragen die Teams selbst. Die Teilnehmer können sich aber Sponsoren suchen. Und genau damit sind die Horgenzeller derzeit beschäftigt. Mit einem eigenen Stand auf dem Weihnachtsmarkt haben sie für ihr Projekt geworben, Infomaterial erstellt und eventuelle Interessenten angesprochen. „Wir haben auch schon einige Sachspenden bekommen, die wir unterwegs verschenken können“, berichtet Lars Lang.
Kein Navi, keine Autobahn Doch natürlich steht neben diesen „Charity-Stops“, wie sie es nennen, für die Horgenzeller auch das Abenteuer als solches im Zentrum. Drei Wochen im Mercedes über den Balkan, die Türkei, Israel und vielleicht Palästina nach Jordanien fahren – „eines der letzten automobilen Abenteuer“nennen das die Rallye-Veranstalter. Die Teams dürfen keine Navigationsgeräte benutzen und nicht auf Autobahnen fahren. Übernachten dürfen sie nur im Auto, im Freien, im Zelt oder in Hotels, die nicht mehr als 11,11 Euro die Nacht kosten. „Jeder
„Jeder Tag wird eine Überraschung.“ Thomas Köser ist gespannt, was ihn und sein Team unterwegs erwartet.
Tag wird eine Überraschung“, sagt Thomas Köser und lacht. Da muss man sich als Gruppe schon gut verstehen und sein „Impro-Talent ausprobieren“.
Doch die Horgenzeller sind zuversichtlich: „Wir kennen uns alle schon recht lang.“Natürlich hoffen sie, dass sie unterwegs auch Kontakt zu Einheimischen bekommen. Die Erfahrungen früherer Rallyeteilnehmer hätten gezeigt, dass die Bewohner entlang der Strecke die Fahrer oft zum Essen einladen oder Übernachtungsplätze anbieten.
Für die Horgenzeller ist das auch Motivation, bei der Rallye mitzufahren. So freut sich Johannes Maichel darauf, „neue Länder und Kulturen kennenzulernen“. Und Clemens Fischer sieht die Chance, „nach außen zu tragen, wie es dort ist und dass es nicht allen Leuten so gut geht wie uns“. Ihre Erlebnisse wollen die Freunde während der Tour auch in einem Blog sowie über Facebook veröffentlichen. Weil sie mit drei Mercedes ins Morgenland fahren, haben sie sich den Namen „Sterne des Morgenlands“gegeben.
Clemens Fischer findet den sozialen Aspekt der Rallye gut: Die Horgenzeller wollen auf ihrer Fahrt auch Sachspenden verschenken.
Teams müssen Aufgaben lösen Abfahrt ins Abenteuer ist für die sechs Freunde am 7. Mai kommenden Jahres beim Rallye-Startschuss in Oberstaufen. Nächster Treffpunkt aller Teilnehmer ist dann Istanbul. Die Route dorthin dürfen die Teams selbst wählen. Danach stehen jeden Abend Treffpunkte an.
Alle 111 Teams müssen unterwegs Aufgaben erledigen. Das kann zum Beispiel eine Wüstenfahrt sein oder Zeitfahren auf einer vorbereiteten Strecke, es kann aber genauso gut sein, dass die Teams Aufkleber an bestimmten Orten anbringen oder Fotos von Grenzübergängen machen müssen.
Der Sieger bekommt ein Kamel Kommt mindestens ein Horgenzeller Auto ins Ziel und haben die Jungs alle Aufgaben gut gemeistert, haben sie Chancen, Rallyesieger zu werden und den ersten Preis abzusahnen – ein Kamel. Dieses wird aber natürlich nicht mitgenommen, sondern meist im Sinne der Organisatoren vor Ort an eine arme Familie verschenkt.
„Nach außen tragen, dass es nicht allen Leuten so gut geht wie uns.“
Wer mehr zur Rallye wissen oder das Horgenzeller Team unterstützen möchte, findet weitere Infos im Internet unter www.sternedesmorgenlandes.de Dort gibt es – wenn die Technik funktioniert – während der Tour auch einen Blog des Horgenzeller Teams zu lesen.