Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Augsburgs Premiere bleibt rätselhaft
Manager Stefan Reuter widerspricht Gerüchten über eine Schlägerei – Baum freut sich
AUGSBURG (sz/dpa/SID) - Spätestens, als Stefan Reuter auf dem Podium plötzlich Gerüchte über eine angebliche Schlägerei seines Ex-Trainers kommentierte, war klar, dass vieles an dieser Trennung weit über das übliche Maß irgendwie seltsam ist. Reuter, der sich in seinen nunmehr fast vier Jahren beim FC Augsburg den Ruf des wohl besonnensten Managers der Bundesliga erarbeitet hat, saß am Donnerstag eigentlich im Pressekonferenzraum des FC Augsburg, um Manuel Baum vorzustellen, den Nachfolger des am Mittwoch geschassten Dirk Schuster. Ungefragt widersprach der eigentlich krisenfeste Reuter aber auch Spekulationen über mögliche außersportliche Gründe für die Knall-auf-Fall-Trennung von Schuster am Mittwoch. „Es kommen immer wieder Gerüchte und Meldungen. Ich möchte einfach nochmal sagen, dass es sportliche Gründe waren, die den Ausschlag gegeben haben, dass wir einen Wechsel auf der Trainerposition vollziehen“, sagte Reuter. Und als dann doch eine etwas konkretere Nachfrage kam: „Ich weiß nichts von einer Schlägerei. Dirk Schuster hat einen Cut, der am Sonntagmorgen genäht wurde, aber das hat nichts mit unserer Entscheidung zu tun. Er hat gesagt, er ist gestürzt, und ich habe keinen Grund, das nicht zu glauben. Das kann jedem mal passieren.“
Sturz nach Magen-Darm-Infekt Die Gerüchte waren aufgekommen, nachdem Schuster bereits am Sonntag, am Tag nach dem bitteren 0:1 beim Hamburger SV, das die Augsburger auf Platz 13 fielen ließ, beim Training der Mannschaft gefehlt hatte. Dies wurde mit Magenproblemen des Trainers begründet. Und mit dem ominösen Sturz. Laut Schusters Berater Ronny Zeller habe sich der Coach das Veilchen bei einem häuslichen Unfall zugezogen. „Dirk kam mit einem starken Magen-Darm-Infekt zurück vom Auswärtsspiel in Hamburg. Er ist in der Nacht von Samstag auf Sonntag in seinem Bad in der Wohnung in Augsburg ausgerutscht und hat sich an einem Regal mit dem Kopf angeschlagen, daher der Cut“, sagte Zeller der „Sport Bild“: „Was ansonsten berichtet oder angedeutet wird, ist Schwachsinn und nicht nachzuvollziehen.“
Dennoch: Schusters kurze Amtszeit in Augsburg, wo seit dem Aufstieg 2011 zuvor noch nie ein Trainer entlassen wurde, endet als mysteriöse Geschichte voller Missverständnisse. Reuter hat in seiner Karriere sicher schon bessere Investitionen getätigt als jene 1,1 Millionen Euro, die er im Sommer nach Darmstadt überwies, um den zum Trainer des Jahres 2016 gekürten Schuster als Nachfolger des zum FC Schalke abgewanderten Markus Winzierl nach Bayerisch-Schwaben zu holen.
Es sei „nicht die hundertprozentige Überzeugung“für den Coach da gewesen, räumte etwa Kapitän Paul Verhaegh offen ein. Aber dies sei nicht mehr wichtig. „Wir müssen jetzt nur nach vorne schauen und Punkte holen. Es tut uns gut, etwas offensiver aufzutreten.“
Das versprach auch Baum, der bisherige Cheftrainer des FCANachwuchses, der die Freude über seinen unverhofften Aufstieg zum Bundesligacoach nicht verhehlen konnte. „Ich kriege das Lachen gerade gar nicht aus dem Gesicht heraus. Ich freue mich wahnsinnig, dass der Verein das Vertrauen in mich setzt“, sagte der 37 Jahre alte und aus dem niederbayerischem Landshut stammende Ex-Torhüter. Ab 2012 war Baum für eineinhalb Jahre einer von zwei gleichberechtigten Teamchefs beim damaligen Drittligisten SpVgg Unterhaching gewesen, ehe er die Mannschaft bis zu seinem Rauswurf drei Monate alleine anleiten durfte. Wie lange er nun in der Bundesliga trainieren darf, hängt auch von den zwei verbleibenden Spielen vor der Winterpause ab. Am Samstag (15.30/ Sky) geht es gegen Mönchengladbach, am Dienstag dann gegen Dortmund. „Das Gladbach-Spiel hat absolute Priorität. Wir führen in diesen Tagen auch keine Gespräche. Wie es dann nach der Winterpause weitergeht, ist offen“, sagte Reuter. Und Baum? „Wir stricken mit heißer Nadel an einem Plan, wie wir am Wochenende Gladbach schlagen wollen. Mir ist es wichtig, dass wir eine mutige Mannschaft auf dem Platz haben, die Bock und Lust hat, die Bälle zu erobern und die danach schnell umschaltet.“Und zur Zukunft? „Ich hoffe, man kauft es mir ab, aber damit beschäftige ich mich wirklich nicht.“
Reuter forderte von den Spielern, man müsse „eine gemeinsame Idee sehen“können. Die ist ihm und Schuster offensichtlich abhanden gekommen.