Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Vizechefin
Eigentlich wollte Michaela Noll Sportlehrerin werden. Doch dann wurden es Rechtswissenschaft und Politik. Jetzt tritt die 57-Jährige aus dem rheinischen Mettmann das hohe Amt der Bundestagsvizepräsidentin an. Damit habe sie vorher nie gerechnet, sagte Noll. Sie sehe sich in der neuen Funktion als „Brückenbauerin zwischen Parlament und Gesellschaft“. Seit 2002 sitzt die CDU-Abgeordnete im Bundestag. Die Plenardebatte verfolgt sie künftig also auch aus einer anderen Perspektive – vom Präsidiumsplatz aus.
Bundesweit bekannt wurde die Christdemokratin, als sie keinen Geringeren als Peer Steinbrück (SPD) gleich zweimal hintereinander bei der Bundestagswahl im Ringen um das Direktmandat im Wahlkreis Mettmann nahe Düsseldorf aus dem Rennen schlug. Seit 2010 ist Noll Parlamentarische Geschäftsführerin der CDU/CSUBundestagsfraktion, zuvor war sie Justiziarin der CDU-Fraktion. In Düsseldorf arbeitete sie von 2010 bis 2012 als stellvertretende Landesvorsitzende unter dem damaligen glücklosen CDU-Parteichef Norbert Röttgen, der die Landtagswahl 2012 krachend verlor. Nach diesem historischen Absturz der Landespartei auf magere 26 Prozent trat die Katholikin im Sommer 2012 nicht wieder für den Posten an. „Das Ergebnis ist mir an die Substanz gegangen“, sagte Noll kurz darauf. Sie habe ihren Platz geräumt, weil es neue Gesichter gebraucht habe.
Im Bundestag setzt sich die Politikerin vor allem für Kinder und Familien ein, für den Zusammenhalt der Generationen. Noll hat sechs Geschwister. Die Tochter eines iranischen Vaters und einer deutschen Mutter wurde nach dem Studium als Rechtsanwältin zugelassen und ist auch Dolmetscherin. Als ihr Sohn Mitte der 1990er-Jahre keinen Kita-Platz bekam, war das Auslöser, in die Politik zu gehen. Noll erhielt das Verdienstkreuz, auch für ihr ehrenamtliches Engagement zugunsten benachteiligter Menschen. Mit ihrem Mann wohnt sie im rheinischen Haan. Für Wasserski und Joggen dürfte es jetzt zeitlich enger werden. (dpa)