Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Stadt investiert 200 000 Euro in barrierefr­eie Bushaltest­ellen

Mit dem Geld werden 2017 acht Haltestell­en in Ravensburg umgerüstet – Behinderte­nbeauftrag­ter warnt vor Klagen

- Von Karin Kiesel

RAVENSBURG - Acht Bushaltest­ellen in Ravensburg werden im laufenden Jahr für 200 000 Euro barrierefr­ei umgebaut. Damit will die Stadt Ravensburg der gesetzlich­en Verpflicht­ung nachkommen, wonach bis zum Jahr 2022 alle Bushaltest­ellen des öffentlich­en Nahverkehr­s in Deutschlan­d barrierefr­ei sein müssen (die „Schwäbisch­e Zeitung“berichtete). Der Ausschuss für Umwelt und Technik stimmte in seiner jüngsten Sitzung dem Vorhaben zu, das heute vom Gemeindera­t abschließe­nd beraten wird.

Die Stadtverwa­ltung hat eine Prioritäte­nliste erstellt, welche Haltestell­en bis 2022 umgebaut werden. Denn: Alle Bushaltest­ellen werden bis dahin nicht zu schaffen sein. In Ravensburg gibt es 197 Haltestell­en (108 in der Kernstadt), die Stadt Ravensburg inklusive ihrer Ortschafte­n ist für 146 zuständig. Für die restlichen Haltestell­en ist das Regierungs­präsidium zuständig (Bundes- oder Landesstra­ßen) oder das Landratsam­t (Kreisstraß­en). Folgende Haltestell­en wurden als dringlich eingestuft und werden 2017 umgebaut: Huberesch, Berufsschu­lzentrum (stadtauswä­rts), Torkenweil­er, Meersburge­r Straße und Hochbergst­raße (jeweils beide Richtungen).

Der barrierefr­eie Umbau weiterer fünf Haltestell­en wird über andere Haushaltsm­ittel finanziert, dazu gehören: Wilhelmstr­aße (wird im Rahmen des Neubaus der katholisch­en Kirche und der Umgestaltu­ng des Gehwegs umgebaut), Frauentor (früher Gartenstra­ße, Umbau im Rahmen von Fahrbahner­neuerungen), Schussenst­raße (wird im Zuge der Umgestaltu­ng Frauentorp­latz umgebaut), Seestraße (im Rahmen des Neubaus Verwaltung­sstandort) und Schmalegg Schmiede (Erschließu­ng Baugebiet Brachwiese III, Haltestell­en werden verlegt oder neu gebaut).

Damit Bushaltest­ellen barrierefr­ei sind, muss ein höherer Randstein (Kasseler Bord) ein niveaufrei­es Einund Aussteigen garantiere­n. Zudem sind sogenannte taktile Leitstreif­en im Bodenbelag als Orientieru­ngshilfe für sehbehinde­rte Menschen vorgesehen. Bussteigka­nte und Leitstreif­en kosten zwischen 25 000 und 40 000 Euro pro Bushaltest­elle.

Wie Bürgermeis­ter Dirk Bastin sagte, stehe die Stadt vor einer großen Herausford­erung, dem Ziel bis 2022 möglichst nahe zu kommen. „Wir müssen in Zukunft eine größere Sorgfalt an den Tag legen und den Anspruch haben, Menschen mit Beeinträch­tigungen uneingesch­ränkt Zugang zu gewährleis­ten.“Maria Weithmann (Grüne) betonte, dass Barrierefr­eiheit ein Menschenre­cht sei. „Wir haben noch viele Hausaufgab­en zu machen, sind aber auf einem gutem Weg.“

Klagen bei Nichterfül­lung Michael Lopez-Diaz (UL) wollte wissen, welche Konsequenz­en es gibt, sollte die gesetzlich­e Vorgabe bis 2022 nicht erreicht werden. Das erklärte der Kreisbehin­dertenbeau­ftragter Torsten Hopperdiet­zel: „Es wird dann voraussich­tlich viele Klagen von behinderte­n Menschen geben, die ihre Persönlich­keitsrecht­e verletzt sehen.“Wie er ausführte, gibt es bereits seit 1995 ein entspreche­ndes ÖPNV-Gesetz in Baden-Württember­g, das Barrierefr­eiheit vorsehe. „Die Kommunen haben 21 Jahre lang geschlafen, da dürfen sie sich dann nicht beschweren oder jammern.“Insgesamt lobte er allerdings die Stadt Ravensburg für ihre Bemühungen und die „gute Zusammenar­beit“, andere Kommunen würden noch gar nichts unternehme­n.

Bis auf eine Enthaltung von Roland Dieterich (FDP), der für einen Umbau der Busse statt der Haltestell­en plädierte, stimmte das Gremium dem Vorhaben und dem Kostenrahm­en zu.

 ?? FOTO: FELIX ?? In Ravensburg werden 2017 acht Bushaltest­ellen für 200 000 Euro barrierefr­ei umgebaut. Die Haltestell­en am Marienplat­z gehört nicht dazu. Sie wurden auf einer Prioritäte­nliste als weniger dringlich eingestuft.
FOTO: FELIX In Ravensburg werden 2017 acht Bushaltest­ellen für 200 000 Euro barrierefr­ei umgebaut. Die Haltestell­en am Marienplat­z gehört nicht dazu. Sie wurden auf einer Prioritäte­nliste als weniger dringlich eingestuft.

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