Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

De Maizière bekräftigt Kurs

Minister will mehr abschieben – Merkel-Reise abgesagt

- Von Tobias Schmidt und KNA

SCHÖNEFELD/ALGIER (dpa/ bb) - Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) hat die Notwendigk­eit schnellere­r Abschiebun­gen von Ausländern betont, die kein Bleiberech­t erhalten haben. Im vergangene­n Jahr habe es rund 80 000 Abschiebun­gen und freiwillig­e Rückkehrer gegeben, sagte de Maizière am Montag bei einem Besuch des Abschiebez­entrums auf dem Flughafen Berlin-Schönefeld. Diese Zahl werde sich erhöhen. Wichtig sei, dass bis zur Abschiebun­g nicht Jahre vergingen.

Auch über die Rücknahme von ausreisepf­lichtigen Asylbewerb­ern und die Eindämmung von Fluchtbewe­gungen hatte Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in Algerien reden wollen. Der zweitägige Besuch wurde jedoch kurzfristi­g abgesagt. Die Reise wurde wegen einer Erkrankung des algerische­n Präsidente­n Abdelaziz Bouteflika auf einen späteren Termin verschoben.

BERLIN - Bundesinne­nminister Thomas de Maizière ( CDU) macht Druck auf die Bundesländ­er. „Wir brauchen mehr Abschiebun­gen. „Die Zahl reicht nicht aus", sagte der CDU-Politiker am Montag beim Besuch im Rückführun­gszentrum am Flughafen Berlin-Schönefeld.

Der Berliner Flughafen ist eine der Drehscheib­en für die Abschiebun­gen von abgelehnte­n Asylbewerb­ern. „Wir haben in den vergangene­n Monaten deutlich mehr zu tun als früher“, sagt ein Bundespoli­zist. 55 000 Menschen waren 2016 freiwillig aus Deutschlan­d in ihre Herkunftsl­änder zurückgeke­hrt, 25 000 wurden abgeschobe­n. Ende 2016 lebten 210 000 ausreisepf­lichtige Ausländer in Deutschlan­d, 55 000 von ihnen hatten auch keine Duldung.

Für Streit sorgen derzeit die Abschiebun­gen nach Afghanista­n: Schon am Mittwoch soll die nächste Sammelabsc­hiebung in das Krisenland am Hindukusch vom Flughafen München aus erfolgen. SchleswigH­olstein macht wegen der prekären Sicherheit­slage nicht mit, hat einen Abschiebes­topp erlassen. Auch Nordrhein-Westfalen wird niemanden im Zuge der dritten Sammelabsc­hiebung ins Flugzeug nach Kabul setzen. De Maizière ist darüber verärgert, verlangt „mehr Konsequenz“.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx und der bayerische evangelisc­he Landesbisc­hof Heinrich Bedford-Strohm haben sich kritisch über Abschiebun­gen nach Afghanista­n geäußert. Marx nannte diese „außerorden­tlich fragwürdig“. Er sprach sich dafür aus, stets auf den Einzelfall zu schauen. Bedford-Strohm appelliert­e an die politisch Verantwort­lichen, genau hinzusehen, um welche Menschen es sich handle. Zudem verwies er auf den UNHCR-Bericht, der das Land als unsicher eingestuft habe.

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