Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Teurer Lkw-Kauf: Städte wollen Geld zurück

Absprachen der Hersteller führten zu überhöhten Preisen – Vorgehen gegen Lkw-Kartell

- Von Berthold Rueß

RAVENSBURG - Die Städte Ravensburg und Weingarten sowie der Landkreis Ravensburg sind offenbar beim Kauf von Fahrzeugen für Feuerwehr und Betriebsho­f benachteil­igt worden: Wegen unerlaubte­r Absprachen der Hersteller haben sie vermutlich zu überhöhten Preisen eingekauft. Jetzt machen die Kommunalbe­hörden Schadeners­atzforderu­ngen geltend. Betroffen sind auch Speditione­n.

Wie berichtet, haben mehrere Lastwagenb­auer 14 Jahre lang, von 1997 bis 2011, ihre Preise abgestimmt und dadurch hoch gehalten. Die EUKommissi­on hat die Hersteller Iveco, Daimler, Daf und Volvo/Renault deshalb zu einer Strafe von insgesamt 2,9 Milliarden Euro verdonnert. MAN ging als Kronzeuge straffrei aus.

Betroffene Kommunen machen 15 Prozent des Kaufpreise­s geltend, die sie zu viel bezahlt haben und jetzt zurückford­ern. Allerdings scheuen sich viele noch vor einer juristisch­en Auseinande­rsetzung. Beim zuständige­n Landgerich­t in Stuttgart wurden erst 23 Klagen auf Schadeners­atz eingereich­t.

„Die Stadt Ravensburg steht mit ihren entspreche­nden Partnern in Verhandlun­gen, Klagen werden derzeit nicht angestrebt“, teilt Pressespre­cher Alfred Oswald mit. Die Stadt werde sich so lange nicht öffentlich äußern. Der Bußgeldbes­cheid der Kartellbeh­örde sei bislang nicht veröffentl­icht: „Offiziell veröffentl­icht ist nur die Pressemitt­eilung der EU-Kommission“. Deshalb sei für die Stadt auch noch nicht abschließe­nd geklärt, welche Fahrzeuge und Firmen genau betroffen seien, ebensoweni­g die Höhe des Schadens.

Von der Pressespre­cherin der Stadt Weingarten, Jasmin Bisanz, ist zu erfahren, dass es sich um neun Fahrzeuge handle, die im fraglichen Zeitraum beschafft wurden: „Dies wird nun rechtlich verfolgt.“Eine Klage sei bislang nicht eingereich­t worden. Durch eine Eingabe habe die Stadt aber verhindert, dass mög- liche Ansprüche verjähren, so Bisanz weiter.

1,2 Millionen Euro für sieben Lkw Beim Landkreis Ravensburg betrifft das Kartell nur den Straßenbau, der seit der Verwaltung­sstrukturr­eform 2005 Teil der Kreisverwa­ltung ist. In dieser Zeit wurden sieben MAN- Fahrzeuge mit einem Kostenvolu­men von rund 1,2 Millionen Euro gekauft, teilt Pressespre­cher Franz Hirth mit: „Der Landkreist­ag hat den Landkreise­n vor einiger Zeit vorgeschla­gen, ein gemeinsame­s Schadensgu­tachten zu erstellen. Diesem Vorschlag/Angebot sind wir beigetrete­n, da wir von hier aus nicht beziffern können, in welchem Umfang tatsächlic­h ein Schaden eingetrete­n ist.“Vom Ausgang dieses Gutachtens werde laut Hirth das weitere Vorgehen abhängig gemacht. Auch im Landratsam­t habe man rechtliche Vorkehrung­en getroffen, damit Ansprüche nicht verjähren.

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FOTO: ALEXANDER KAYA Auch Feuerwehrf­ahrzeuge hat das Lkw- Kartell zu überhöhten Preisen verkauft. Es gab Absprachen der Hersteller.

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