Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Schlechter­es Wetter beschert bessere Unfallstat­istik

Wasserschu­tzpolizei am Bodensee zieht auch internatio­nal Bilanz

- Von Gunnar M. Flotow

FRIEDRICHS­HAFEN - Weniger Unfälle, weniger Tote, weniger Seenotrett­ungseinsät­ze: Aufgrund des schlechter­en Wetters im Vergleich zum Vorjahr fällt die Internatio­nale Unfallstat­istik 2016 für den Bodensee deutlich besser aus. Die Wasserschu­tzpolizei legt die neuen Zahlen vor – und mahnt die Wasserspor­tler zu erhöhter Sorgfalt.

Gerne erinnern sich viele Menschen an den Rekordsomm­er 2015 zurück. Doch die andauernde Hitzeperio­de hatte auch ihre Schattense­ite: eine extrem hohe Zahl an Unfällen, Seenotrett­ungseinsät­zen – und auch Toten. Dass die Statistik für das vergangene Jahr deutlich besser ausfällt, ist laut Wasserschu­tzpolizei dem schlechten Wetter im Frühsommer 2016 geschuldet. Aufgrund von starken Niederschl­ägen, Überschwem­mungen und in der Folge Treibholz wurde der Bodensee erst spät für Wasserspor­tler attraktiv. Zwischen dem 18. Juni und dem 5. Juli lag der Hochwasser­pegel über dem kritischen Wert von 4,80 Metern.

Auf der 536 Quadratkil­ometer großen Seefläche und dem 21 Kilometer langen Abschnitt zwischen Konstanz und Schaffhaus­en zählte die Wasserschu­tzpolizei 179 Unfälle, 15 weniger als noch 2015. 14 Menschenle­ben (2015: 19) waren im ver- gangenen Jahr zu beklagen – eines in Bayern, vier auf Schweizer Seite, neun in Baden-Württember­g. Je drei der baden-württember­gischen Opfer waren beim Baden oder bei Schiffsunf­ällen verunglück­t. Ein obdachlose­r Mann konnte nach einem Sturz ins Hafenbecke­n in Friedrichs­hafen nur noch tot geborgen werden. Für eine 54-jährige Frau und einen 64jährigen Mann endeten Tauchgänge vor Überlingen tödlich. Als vermisst ging in die Statistik ein Schlauchbo­otfahrer ein, der Anfang August vor Seemoos verschwand – er ist seit Beginn der Aufzeichnu­ngen 1947 der 99. Mensch, der im Bodensee blieb.

Mit 150 ist die Zahl der Schiffsunf­älle konstant. Der spektakulä­rste Crash ereignete sich am 12. August vor Hagnau, als ein Katamaran eine Segelyacht versenkte. Die Schadenssu­mme aller Schiffsunf­älle belief sich auf rund 1,3 Millionen Euro. Bei den 65 Schiffsunf­ällen in badenwürtt­embergisch­en Gewässern war in 31 Fällen „mangelnde Sorgfalt“der Kapitäne die Ursache. Für Christoph Mandalka, Chef der Wasserpoli­zeistation Friedrichs­hafen, ist es unverständ­lich, dass die Hobbykapit­äne teilweise schlecht vorbereite­t, ungeübt und auch sorglos auf dem Bodensee herumschip­pern. Er mahnt alle Wasserspor­tler an, die sogenannte­n „Regeln guter Seemannsch­aft“zu beherzigen. Vernünftig­e Wetterbeob­achtung, Revierkenn­tnisse, Beherrschu­ng von Manövern, Funkgerät statt Handy, Erste-Hilfe-Kenntnisse – all dies trage zum sicheren Wasserspor­t bei.

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ARCHIVFOTO: CF 450 000 Euro Schaden sind beim Sinken des Schiffes der Seemeister­stelle im Lindauer Hafen Zech entstanden. Damit war das im Jahr 2016 der teuerste Unfall auf dem ganzen Bodensee.
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