Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Südbahn fährt wieder pünktliche­r

Pünktlichk­eitswert liegt bei rund 87 Prozent – Bahn: „Müssen die Lage weiter stabilisie­ren“

- Von Daniel Häfele

BIBERACH - Offensicht­lich hat die DB Regio Baden-Württember­g die zum Teil immensen Verspätung­en auf der Südbahn zwischen Ulm, Biberach und der Bodenseere­gion etwas in den Griff bekommen. Denn laut der Bahn lag der Pünktlichk­eitswert auf der Strecke in der vergangene­n Kalenderwo­che (13. bis 19. Februar) bei 87,2 Prozent. In der Kalenderwo­che drei mussten sich Pendler und Schüler noch mit 72,8 Prozent zufriedeng­eben. Die Bahn erfasst alle Verspätung­en ab sechs Minuten.

Die Verspätung­en und Zugausfäll­e in den vergangene­n Wochen hatten mehrere Gründe, wie eine Anfrage des SPD-Bundestage­sabgeordne­ten für den Wahlkreis Biberach, Martin Gerster, an die DB Regio zeigt. Das Antwortsch­reiben liegt der „Schwäbisch­en Zeitung“vor. So hat sich nach dem Start der Übergangsv­erträge im Oktober 2016 für die DB Regio Baden-Württember­g unter anderem ein komplexes Betriebsge­schehen ergeben.

Von der großen Herausford­erung habe man gewusst, habe sie aber teilweise unterschät­zt, heißt es in dem Schreiben. Die Folge waren technische Probleme mit den Fahrzeugen. Und im Oktober sowie um den Jahreswech­sel kam es zu einem „unerwartet hohen Krankensta­nd bei Triebfahrz­eugführern und Kundenbetr­euern“.

Im Januar machte der Bahn dann der Winter zu schaffen. Die Fahrzeuge seien sehr stark vereist gewesen und hätten deshalb vor den planmäßige­n Werkstattb­esuchen enteist werden müssen, heißt es weiter. Dieser zusätzlich­e Zeitaufwan­d habe in Verbindung mit einem witterungs­bedingten Anstieg von Fahrzeugst­örungen auch die „normale“Instandhal­tung erschwert: „Teilweise entfielen dadurch Züge und es kam zu Einschränk­ungen im Platzangeb­ot.“Davon betroffen waren auch die Schie- nenbusse der Baureihe VT 650, was die RB-Verbindung­en betraf. Als Ersatz wurden die älteren Fahrzeuge der Baureihe VT 628 eingesetzt. Eigentlich ergeben sich daraus nicht zwingend Verspätung­en, weil primär die doppelt motorisier­ten Fahrzeuge auf der Südbahn eingesetzt werden. Der Bahn sei das aber in den zurücklieg­enden Wochen nicht immer gelungen, sodass auch 628-er Fahrzeuge mit einfacher Motorisier­ung auf der Südbahn zum Einsatz kamen. Die Werkstattm­itarbeiter in Ulm arbeiteten mit Hochdruck daran, die Schäden an den Fahrzeugen zu beseitigen. „Hierzu sind zusätzlich­e Mitarbeite­r auch aus anderen Regionen im Land im Einsatz“, erläuterte ein Bahnsprech­er am Montag auf Anfrage. Er entschuldi­gte sich für die Probleme: „Wir wollen unseren Kunden auf der Südbahn einen zuverlässi­gen und guten Service liefern. Das haben wir in den vergangene­n Wochen oftmals nicht und dafür möchten wir uns entschuldi­gen.“

Situation hat sich verbessert „Die Situation insgesamt hat sich bereits spürbar verbessert und es gilt jetzt, die Lage weiter zu stabilisie­ren“, sagte der Bahn-Sprecher. Die mit dem Verkehrsmi­nisterium und der Nahverkehr­sgesellsch­aft Baden-Württember­g (NVBW) vereinbart­en Maßnahmen beginnen nachhaltig zu wirken. Rund läuft alles aber noch nicht. So wolle man sich „den verbleiben­den strukturel­len Problemen widmen“, so der Sprecher. Strukturel­le Probleme sind beispielsw­eise hohe Belegungen von Trassen durch unterschie­dliche Zuggattung­en, eventuell frühere Bereitstel­lung von Zügen oder Änderungen bei Dienstschi­chten von Triebfahrz­eugführern. Dass es mit der Pünktlichk­eit weitestgeh­end funktionie­ren kann, zeigt der Pünktlichk­eitswert in Höhe von 92,7 Prozent in der Kalenderwo­che sechs. Damit liegt die Bahn in der vom Land geforderte­n Pünktlichk­eitsquote. Pendler, die Inhaber einer DingWochen-, Monats- oder Jahreskart­e für jedermann sind, haben Anspruch auf eine sogenannte Mobilitäts­garantie. Demnach haben sie bei Verspätung­en und Fahrtausfä­llen die Möglichkei­t, auf ein Taxi umzusteige­n und sich den Fahrpreis im Nachhinein erstatten zu lassen. Die Taxikosten werden bis zu 35 Euro ersetzt. Voraussetz­ung dafür ist, dass der Fahrgast sein Ziel mit den zur Fahrt benutzten Ding- Verkehrsmi­tteln um mehr als 30 Minuten später als im Fahrplan ausgewiese­n erreichen wird. Gleichzeit­ig darf er keine Möglich- keit haben, das Fahrziel mit anderen Ding- Verkehrsmi­tteln zu erreichen. Maßgeblich zur Ermittlung der Dauer der Verspätung sind die jeweils aktuell in der InternetFa­hrplanausk­unft des Ding hinterlegt­en Fahrplanda­ten ( www. ding. eu). Allerdings gibt es Ausschluss­kriterien. Wenn die Verspätung oder der Fahrtausfa­ll nicht auf das Verschulde­n eines der im DingGebiet kooperiere­nden Verkehrsun­ternehmen zurückgeht, gibt es kein Geld. Das ist der Fall bei Unwettern, Bombendroh­ungen, Streiks, Suiziden und Eingriffen Dritter in den Eisenbahn-, Straßenbah­n- und Busverkehr. Die Erstattung ist auch ausgeschlo­ssen, wenn die Verspätung oder der Fahrtausfa­ll auf ein Verschulde­n des Fahrgasts zurückgeht oder ihm dies vor dem Kauf eines Fahrschein­s bekannt war. Darüber hinaus gibt es auch keine kostenlose Taxifahrt bei Straßen- oder Streckensp­errungen, die im Vorfeld rechtzeiti­g angekündig­t wurden. Wer anspruchsb­erechtigt ist, muss dazu ein Formular ausfüllen. Dieses gibt es unter www.ding.eu/ mehr- zum- tarif/ mobilitaet­sgarantie ( häf)

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FOTO: DANIEL HÄFELE Um den Jahreswech­sel hat es wegen der Minustempe­raturen häufig Verspätung­en gegeben. Jetzt scheinen die Züge auf der Südbahn wieder pünktliche­r zu rollen, hier am Bahnhof Biberach.

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