Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
In Wilhelmskirch könnte Gewerbegebiet entstehen
Sendemasten sind seit Ende 2015 außer Betrieb – Folgenutzung des Geländes wird noch geprüft
HORGENZELL - Auf dem Wilhelmskircher Gelände, wo die zwei 120 Meter großen Sendemasten stehen, könnte ein neues Gewerbegebiet entstehen – zumindest wenn es nach dem Willen der Gemeinde Horgenzell geht. Eine erste Prüfung des Regierungspräsidiums (RP) Tübingen, ob an diesem Standort ein Gewerbegebiet begründet werden könnte, fiel laut Bürgermeister Volker Restle „kritisch“aus. Doch man wolle auf jeden Fall einen weiteren Versuch wagen. Es sollen Gespräche mit dem Regionalverband, dem RP und dem Landratsamt Ravensburg folgen.
Wie überall im Schussental sind Gewerbeflächen auch in den Gemeinden rar, doch auf dem Land finden sich noch mehr Möglichkeiten als in den Städten. Wie die „Schwäbische Zeitung“erst am Montag berichtete, ist auch das Ravensburger Gewerbegebiet Erlen spätestens bis 2018 voll. Auch in Horgenzell geht der Platz aus und man hat Bedarf an weiteren Flächen, wie Bürgermeister Volker Restle im SZ-Gespräch sagt. Einige Firmen aus der Gemeinde und auch der Region haben bereits Interesse angekündigt, sich erweitern zu wollen.
Eine gute Option für mehr Gewerbefläche wäre eben Wilhelmskirch. Durch die Landesstraße 288 ist Wilhelmskirch verkehrstechnisch gut angebunden und die Wege nach Ravensburg und zur Bundesstraße 30 sind nicht weit. Das etwa fünf Hektar große Areal steht bis auf die 1951 errichteten Sendemasten leer. Seit 31. Dezember 2015 um 23.50 Uhr sind die Sendemasten schon nicht mehr in Betrieb. Bis dahin wurde der Deutschlandfunk über Mittelwelle von dort aus ausgestrahlt. Doch Mittelwelle wird heutzutage kaum noch genutzt und gilt als veraltet. Heute wird der Deutschlandfunk vom Höchsten aus als digitaler Sender ausgestrahlt.
Von der Mittelwelle zum Digitalen Eigentümerin des Geländes in Wilhelmskirch ist die Media Broadcast GmbH mit Sitz in Köln. Nach eigenen Angaben ist das Unternehmen Deutschlands größter Dienstleister der Rundfunk- und Medienbranche. Das Unternehmen betreibt national und weltweit multimediale Übertragungsplattformen für Fernsehen und Hörfunk, basierend auf modernen Sender-, Leitungs- und Satellitennetzwerken. Das Unternehmen hat 2000 Sender für UKW, DAB+ und DVB-T in Deutschland. Vor allem sei man mit der Digitalisierung beschäftigt. Die Wurzeln des Unternehmens reichen zurück bis zur Deutschen Reichspost, die in den 1920er-Jahren für das Rundfunkwesen zuständig war.
Was genau die Media Broadcast GmbH mit den stillgelegten Masten und dem Gelände in Wilhelmskirch vor0hat, ist noch nicht sicher. Sollten sie nicht mehr genutzt werden, könnten sie wohl rückgebaut werden. Der Pressesprecher des Unternehmens, Holger Crump, antwortet auf SZ-Anfrage lediglich mit den Worten: „Erst nach Abschluss der Prüfung einer eventuellen Folgenutzung können hierzu Aussagen getätigt werden.“Auch über einen möglichen Verkauf des Grundstücks woll- te sich das Unternehmen nicht äußern.
Ebenso geht es Bürgermeister Volker Restle. Die Kommunikation sei schwierig und die Gemeinde wisse nicht, was das Unternehmen vorhabe. Er wünscht sich jedenfalls, „dass wir in der Frage bald weiterkommen“. Als weitere Option für mehr Gewerbefläche in der Gemeinde könnte das bestehende Gewerbegebiet in Ringgenweiler sein. Denn das kann noch erweitert werden, so Restle.