Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Weingarten putzt Müllsündern hinterher
Entsorgungsfirma weigert sich, liegen gebliebene Säcke mitzunehmen
Der Stadt entstehen seit Neuestem Kosten durch wilde Müllablagerungen.
WEINGARTEN - Das Problem mit wildem Müll in Weingarten kostet die Stadtverwaltung inzwischen bares Geld: Die Stadt muss liegen gebliebene Gelbe Säcke an den Sammelplätzen in der Lazarettstraße und auf dem Festplatz auf eigene Kosten entsorgen. Das geht aus einer Antwort hervor, die die Verwaltung auf eine Anfrage von Horst Wiest (Freie Wähler) am Montag im Gemeinderat gab. Demnach ist der städtische Bauhof zwei- bis dreimal pro Woche unterwegs, um die Hinterlassenschaften von Müllsündern an den Sammelplätzen zu beseitigen.
Die zusätzliche Aufgabe muss der Bauhof seit Februar übernehmen. Der Grund dazu verbirgt sich in der recht komplizierten Kombination aus Müllsündern und zwei Entsorgungsunternehmen, die an den Sammelstellen unterschiedliche Aufgaben haben. Die Firma Veolia aus Bad Waldsee holt im Auftrag des Landkreises als „Rollende Wertstoffkiste“die Gelben Säcke an den Sammelstellen zu festgelegten Zeiten ab.
Der Entsorger Remondis Süd mit Sitz in Ravensburg übernimmt im Auftrag der Stadt mehrmals pro Woche die Reinigung der Standorte der Wertstoffkiste und der danebenstehenden Glascontainer. Dabei hatte die Firma Remondis die liegen gebliebenen Gelben Säcke bislang, so die Stadt, auf Kulanzbasis mitgenommen und entsorgt. Doch damit ist seit Mitte Februar Schluss. „Mit Schreiben vom 13. Februar 2017 teilte die Firma Remondis mit, dass sie die wild abgelagerten Säcke nicht mehr mitnehmen wird, da die Personalund Zeitkapazität für diesen Auftrag am Limit ist“, heißt es in der Antwort auf Horst Wiests Anfrage.
Auf Nachfrage bei Remondis wird Standpunkt der Entsorgungsfirma klar: „Wir sind dazu da, den Restmüll an den Standorten einzusammeln“, erklärt Ronny Kraft aus dem Remondis-Vertrieb, der auch die Mitteilung an die Stadt verfasst hat. „Aber für die immer größere Menge der Gelben Säcke fehlt in unseren Transportern der Platz und unseren Mitarbeitern die Zeit.“
Gelbe Säcke sind kein Restmüll Obendrein könne sein Unternehmen die Gelben Säcke – wenn sie als Restmüll eingesammelt werden – nur als Restmüll entsorgen. „Das ist nicht Sinn der Übung“, sagt Kraft – Wertstoffsäcke sollen schließlich der Wiederverwertung zugeführt werden. Nun sitzt also die Stadt auf dem Problem, die teils meterhohen Berge von Gelben Säcken auf dem Festplatz und in der Lazarettstraße selbst und auf eigene Kosten zu beseitigen. „Für die Abholung der Gelben Säcke sind die Mitarbeiter des Baubetriebshofs, wie bei anderen Arbeiten auch, zu zweit unterwegs“, schreibt die Stadt auf SZ-Anfrage.
Pro Woche benötigen die zwei Mitarbeiter für die Reinigung der Sammelstellen etwa fünf Stunden, es fallen insgesamt zehn Stunden pro Woche an. In Zahlen ausgedrückt fallen pro Woche für die Mitarbeiter und das Fahrzeug Kosten in Höhe von 450 bis 500 Euro an – das sind mehr als 2000 Euro im Monat. Zusätzlich bezahlt die Stadt bekanntermaßen einen „Müllsheriff“, der seit Herbst 2016 Müllsünder ertappen soll – bisher allerdings ohne erkennbaren Effekt. Der Müllsheriff kostet laut Angaben der Stadtverwaltung vom Juli 2016 monatlich 3600 Euro, die Aufgabe wird vom städtischen Ordnungsamt nebenbei erledigt.
Und das Müllproblem wird offenbar immer größer, so zumindest die Empfindungen von Entsorger Remondis. „Das ist immer mehr geworden“, sagt Ronny Kraft. Deshalb überstiegen die Müllberge auch schon seit Längerem die Kapazität des Remondis-Transporters. Eine Änderung ist erst ab 2018 in Sicht. Ab da werden die Verträge zur Entsorgung der Gelben Säcke neu verhandelt. Eine Entscheidung darüber, in welche Richtung es gehen soll – ob weiterhin Bringsystem oder Abholung –, fällt der Kreistag allerdings schon 2017.