Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Nur einmal Gold: Champ Boxing unter Wert geschlagen
Trainer des Ravensburger Boxstalls fühlt sich bei Jugend-Landesmeisterschaft in Ruit verschaukelt
RAVENSBURG - Noch am Tag nach den Baden-Württembergischen A-, B- und C-Meisterschaften der Jugendklassen in der Sportschule Ruit ist Giovanni Saravo angefressen gewesen. Der 45-jährige Trainer von Champ Boxing Ravensburg sah zumindest zwei seiner sechs angetretenen Faustkämpfer von den Punktrichtern des Boxverbands BadenWürttemberg benachteiligt.
Bei den Titelkämpfen holten die Champ-Boxer eine Gold-, drei Silberund zwei Bronzemedaillen – für den ambitionierten Italiener deutlich zu wenig. Zumal der Ex-Verein Saravos abgeräumt hat: Acht Teilnehmer hatte die Boxabteilung des VfB Friedrichshafen in den Ring geschickt, sieben sicherten sich den Titel. 180 Boxer aus 46 Vereinen waren in Ruit angetreten, die acht VfBKämpfer erklommen mit sieben Gold- und einer Silbermedaille klar den ersten Platz im Medaillenspiegel. Selbst die 17 Teilnehmer von Boxing Villingen-Schwenningen mussten sich mit nur vier Goldenen (und achtmal Silber) begnügen.
Keine Gegnerin für Hochscheid Enttäuscht wird auch Gloria Hochscheid den Weg zurück nach Oberschwaben angetreten haben. Erneut wartete die Landesmeisterin der Jahre 2014 und 2015 vergebens auf eine Kontrahentin. Die 16-Jährige hat in über drei Jahren lediglich vier Kämpfe absolviert. Der einzige Ravensburger, der in Baden uneingeschränkt Grund der Freude gehabt haben dürfte, war wohl Seyid Ali Cökmez. In der Juniorenklasse bis 66 Kilogramm hatte er einen Auftritt – den im Finale – und gewann diesen vorzeitig. Der Heidenheimer Azem Salija kam nach schweren Kopf- und Körpertreffern nicht über die erste Runde hinaus.
Einmal siegreich blieb zwar auch Aiman Aziz (Kadetten bis 54 kg), der jüngere Bruder von Mohamed Maher, doch kam der Erfolg gegen Dion Shabani (RW Stuttgart) im Halbfinale zustande. Im Finale gegen eben wieder diesen Dion Shabani – der sich in seinem zweiten Kampf gegen den Pforzheimer Kevin Faust durchgesetzte hatte und so ins Finale kam – hatte Aziz mit seinem Kopf- und Mundschutz zu kämpfen. „In den letzten 15 Sekunden hat er deutliche Treffer gesetzt. Dennoch sahen die Punktrichter unseren Boxer als Verlierer“, monierte Saravo.
Endgültig platzte dem Friedrichshafener der Kragen, als Debütant Tilman Ferbar (Junioren bis 50 kg) im Finale gegen Spendi Ramadanin (TSG Giengen) den Kürzeren zog. „Tilman war nervös und hatte im Vorfeld der Meisterschaften drei Kilo verloren, obwohl er normal gegessen hat. Wir nennen diesen Umstand innerliches Verbrennen. Trotzdem hat er eine Gewichtsklasse tiefer eine starke Vorstellung gezeigt, die vom Kampfgericht aber in keinster Weise honoriert wurde“, haderte Gio Saravo, der „unter diesen Umständen“nicht mehr als Landes- oder Verbandstrainer zur Verfügung stehen will.
Überhaupt nicht verstanden hat der Trainer die Tatsache, dass in der Klasse von Akif Akgöz (Kadetten bis 59 kg) Amsal Mujovic für das Finale gesetzt wurde. „Damit hatte Akif nach seiner Halbfinalniederlage gegen Alexander Poeschla keine Chance mehr, das Finale zu erreichen. Zudem: Mujovic wurde dann im Finale disqualifiziert.“
Ohne Chancen blieben die weiteren Ravensburger Debütanten Semih Basaran (Kadetten bis 72 kg) und Felix Osterbeck (Jugend bis 75 kg). Basaran stand wie viele der Teilnehmer bereits im Finale, lief dort laut Saravo aber immer wieder in seinen Kontrahenten Sava Jovanovic (Müllheim) hinein und wurde ausgekontert. „Aber er stand wenigstens drei Runden lang seinen Mann.“Felix Osterbeck war in seinem Halbfinale gegen Anakin Steigmeier (Sinsheim) zu aufgeregt, hinzu kam starkes Nasenbluten, das Saravo nicht in den Griff bekam. Beides veranlasste den Champ-Boxing-Trainer dazu, in Runde zwei das Handtuch zu werfen.