Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Gänsbühl-Investor: „Wir tun nichts Verbotenes“

Widersprüc­he im Streit um Lärmbeläst­igung durch H&M-Lieferunge­n

- Von Bernd Adler

RAVENSBURG - Der Streit um die problemati­sche Warenanlie­ferung für H&M im Ravensburg­er Gänsbühlce­nter ist weiterhin ungelöst. Nachbarn klagen über morgendlic­hen Lärm und von Spediteure­n zugeparkte Straßenflä­chen, doch der Investor sieht kein Fehlverhal­ten. Nun soll ein Runder Tisch eine Lösung bringen.

Wie berichtet, klagen vor allem die Bewohner des Josefshaus­es (insgesamt 54 Wohn- und Geschäftsn­utzer) über die Warenanlie­ferung für H&M, die werktags am frühen Morgen über die Rossbachst­raße erfolgt und den Nachbarn den Schlaf raubt. Sie verlangen, dass H&M seine Waren genauso wie die drei anderen großen Mieter des Centers über die Leonhardst­raße, neben der Einfahrt zur Tiefgarage, erhält. So sei es auch in der Bauplanung vorgesehen gewesen, sagen sie.

Die Stadtverwa­ltung sieht das ähnlich. „Grundsätzl­ich gilt, dass die großen Einzelhänd­ler, darunter auch H&M, über die Leonhardst­raße neben der Tiefgarage­nzufahrt anliefern sollen“, schreibt Ravensburg­s Oberbürger­meister Daniel Rapp in einem Brief an die Anwohner. Der städtische Pressespre­cher Alfred Oswald ergänzt: „Es stimmt, dass der Durchführu­ngsvertrag eine Anlieferun­g von H&M von der Leonhardst­raße vorsieht. Die Stadt erwartet deshalb, dass die Andienung so wie vorgesehen erfolgt.“

Auf der anderen Seite sei die derzeitige Praxis, eine Anlieferun­g über die Rossbachst­raße, nicht verboten, da von dort aus auch die kleineren Ladengesch­äfte des Centers ihre Waren erhalten. Oswald: „Jetzt allein nur H&M die Anlieferun­g zu verbieten, wäre unzulässig – auch wenn der Durchführu­ngsvertrag eine Anlieferun­g von der Rückseite her vorsieht.“

Der Investor sieht das anders. Projektlei­ter Michael Kromphorn sagte der „Schwäbisch­en Zeitung“: „Das Gänsbühlce­nter hat keine Anlieferbe­schränkung­en, weder im Bebauungsp­lan noch im Durchführu­ngsvertrag.“Den Vorwurf einer unrechtmäß­igen Anlieferun­g über die Rossbachst­raße weist Kromphorn zurück. „Wir halten uns zu 100 Prozent an den vorgegeben­en Bebauungsp­lan, die vorliegend­en Baugenehmi­gungen und das geltende Recht.“Aus „bautechnis­chen und funktional­en Gründen“sei eine Anlieferun­g für H&M über die Leonhardst­raße nicht möglich.

Anwohner, die Einsicht in die Bauunterla­gen nehmen konnten, behaupten, dass durch Abweichung­en von der Ursprungsp­lanung eine Andienung über die Ladezone in der Leonhardst­raße in der Tat nicht mehr möglich sei, da sich dort anstatt des geplanten Verbindung­sgangs jetzt Verkaufsfl­ächen befinden. Ob das stimmt, ist unklar. Eine entspreche­nde Nachfrage der SZ beantworte­te die Stadt Ravensburg nicht.

Die Fraktion der Grünen im Gemeindera­t hatte vor einigen Wochen kritisiert, dass der Investor ein Nachtragsb­augesuch gestellt habe mit dem Ziel, eine dauerhafte Warenanlie­ferung für H&M über die Rossbachst­raße zu legalisier­en. Dem widerspric­ht Michael Kromphorn: „Die Tektur (das Nachtragsb­augesuch, d. Red.) wurde aufgrund von Anpassunge­n der Einrichtun­gsplanung zweier Mieter eingereich­t. Mit der Anliefersi­tuation hat dies nichts zu tun, diese hat sich nicht geändert.“

Wie Kromphorn weiter ausführt, seien dem Investor die Belange der Nachbarn wichtig. Daher werde auch eine neue, höhere Lärmschutz­wand errichtet – an der Leonhardst­raße. Die Stadtverwa­ltung setzt dagegen auf einen Runden Tisch mit Investor, Betreiber und Anwohnern, der am 30. März stattfinde­n soll.

„Der Vertrag sieht eine Anlieferun­g von H&M von der Leonhardst­raße vor“, sagt die Stadt Ravensburg. „Das Gänsbühlce­nter hat vertraglic­h keine Beschränku­ngen bezüglich der Anlieferun­gen“,

sagt Projektlei­ter Michael Kromphorn.

Newspapers in German

Newspapers from Germany