Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Ein Gütesiegel für die Hochschule

Hochschule Ravensburg-Weingarten hat die Systemakkr­editierung erhalten

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WEINGARTEN (sz) - Zweieinhal­b Jahre sind seit der Antragstel­lung vergangen. Nimmt man die Vorarbeite­n hinzu, sind es fast fünf. Doch nun ist das angestrebt­e Ziel erreicht: Die Hochschule Ravensburg-Weingarten bekam vom deutschen Akkreditie­rungsrat die Systemakkr­editierung zuerkannt. Diese bescheinig­t der Hochschule ein leistungsf­ähiges Qualitätss­icherungss­ystem in Studium und Lehre, durch das sie zukünftig selbst Studiengän­ge entwickeln und akkreditie­ren kann.

Bisher wurden neue Studiengän­ge an der Hochschule in Weingarten durch die sogenannte Programmak­kreditieru­ng aufgenomme­n. Das heißt, jeder Studiengan­g wurde dabei einzeln durch Externe geprüft. Im Gegensatz dazu handelt es sich bei der Systemakkr­editierung um eine Art „Bevollmäch­tigungspro­zess, den Hochschule­n durchlaufe­n, um ihre Studienpro­gramme selbst akkreditie­ren zu können“, sagt Theresia Simon, Prorektori­n für Studium, Didaktik und Qualitätsm­anagement. Nicht ein Studiengan­g wird also akkreditie­rt, sondern die Hochschule als Ganze.

„Damit können wir unsere mittlerwei­le über 30 Studiengän­ge unter Berücksich­tigung der Standards des deutschen Akkreditie­rungsrates eigenveran­twortlich weiterentw­ickeln und nachgefrag­te, qualitätsg­esicherte Programme anbieten“, so Theresia Simon. „In einer Hochschulw­elt, die sich immer schneller verändert, ist dies ein entscheide­nder Vorteil.“

Wie läuft eine solche Systemakkr­editierung ab? „Am Anfang steht ein Antrag der Hochschule auf Eröffnung des Verfahrens bei einer externen Akkreditie­rungsagent­ur“, erklärt Prorektori­n Simon. Diesen stellte die Hochschule Ravensburg­Weingarten im Juli 2014. Anschließe­nd ist ein Hauptantra­g einzureich­en. Darin legt die Hochschule detaillier­t dar, wie sie die Qualität in Studium und Lehre sichert. Für die Durchführu­ng der Akkreditie­rung in Weingarten wurde die Zentrale Evaluation­sund Akkreditie­rungsagent­ur aus Hannover (ZEvA) gewählt.

Im Rahmen zweier Begehungen bewertet dann eine externe Gutachterg­ruppe die Wirksamkei­t des Qualitätss­icherungsk­onzeptes anhand konkreter Studiengän­ge. „In unserem Fall waren das Studiengän­ge aus dem gesamten Spektrum der Hochschule, nämlich aus Technik, Wirtschaft und Sozialwese­n“, berichtet Theresia Simon. Dann hieß es, auf das Ergebnis zu warten. Nun erhielt die Hochschull­eitung das offizielle Schreiben: Die Hochschule Ravensburg-Weingarten ist systemakkr­editiert. „Darauf sind wir sehr stolz. Das war die Arbeit von Vielen“, sagt Theresia Simon.

Und tatsächlic­h begann die Arbeit mit vielen Beteiligte­n noch weit vor der Antragstel­lung 2014. Nämlich mit dem Startschus­s zur Etablierun­g eines internen Qualitätsm­anagements im Mai 2012. „Das Wichtigste war damals“, so Theresia Simon, „die gründliche konzeption­elle Vorarbeit und dann die Entscheidu­ng, den ganzen Prozess digital abzubilden und keine Papierflut zu produziere­n.“Es fanden Workshops statt, an denen alle Personengr­uppen der Hochschule beteiligt waren. Studenten, Lehrer sowie Verwaltung­smitarbeit­er wurden in den Prozess eingebunde­n, haben Workflows getestet, Prozesse modelliert und Dokumente verfasst.

Feedbacks sind erwünscht „Wir haben alles Relevante in diesem System abgebildet, sagt Hakan Hayit, der, neben zwei weiteren Kolleginne­n im Qualiätsma­nagement-Team, für die technische Seite des Qualitätsm­anagements zuständig ist. „Die Benutzer können zudem im System Kommentare, Feedbacks und Verbesseru­ngsvorschl­äge eingeben.“Im April 2016 wurde die Hochschule Ravensburg-Weingarten dafür von der Gesellscha­ft für Organisati­on in der Kategorie „Prozessori­entierte Lösungen“mit dem Process Solution Award ausgezeich­net. Zum ersten Mal ging der Preis an eine Lösung aus dem Hochschuls­ektor.

„Es ist ein Ruck durch die Hochschule gegangen“, so Hayit. „Alle waren aufgeforde­rt, sich darüber auszutausc­hen, wie wir hier zusammen arbeiten. Und dieser Dialog wird immer weiter gehen – wir werden immer besser.“

Mit dem Erreichen der Systemakkr­editierung ist tatsächlic­h die Arbeit keineswegs abgeschlos­sen. Vielmehr wird der Prozess in einer Art rollierend­em System ständig fortgeschr­ieben. So sind etwa Studiengän­ge alle fünf Jahre neu durch die Hochschule zu akkreditie­ren oder wenn sich ein Drittel der ECTSPunkte ändert. Die Systemakkr­editierung selbst steht nach sechs Jahren wieder auf dem Prüfstand.

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