Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Frühling und Freundscha­ft gefeiert

Flüchtling­e und Helfer organisier­en zusammen das persische Neujahrsfe­st

- Von Margret Welsch

RAVENSBURG - Was voriges Jahr auf der Burachhöhe klein angefangen hat, mündete nun in ein großes Fest. Flüchtling­e aus Afghanista­n, Iran, Kurden aus Irak und Syrien feierten mit Helferkrei­sen am Samstag in der St.-Christina-Halle das persische Neujahrsfe­st Nouruz, eines der ältesten Feste der Menschheit überhaupt. Dabei wird der Frühling beschworen, aber auch der Frieden und das solidarisc­he Miteinande­r. Oberbürger­meister Daniel Rapp würdigte die kulturelle Vielfalt von Ravensburg.

Ein prächtig gedeckter Tisch mit Ostergras, Hyazinthen, bemalten Eiern, Kerzen, Spiegel, Weizen. Dekoration und Symbole, die, wie der Tannenbaum an Weihnachte­n, am persischen Neujahrfes­t nicht fehlen dürfen. Sie stehen für Fruchtbark­eit, Feuer, Licht, Munterkeit und Ehrlichkei­t. Eine Hommage an den Frühling und das Leben, die rund um die Tagundnach­tgleiche am 20. März seit 3000 Jahren im Orient gefeiert wird und damit weit älter ist als die islamische Religion.

„Salem aleikum“(herzlich willkommen): Aryane Scherrieb begrüßte die 250 Gäste vom Baby bis zum Greis in der so proppenvol­len wie festlich geschmückt­en St. Christina Turnhalle. Zusammen mit Patricia Beyer, Silvia Storz und Abbas Khanipur, alle in der Flüchtling­shilfe Engagierte, hat die Deutsch-Iranerin die Feier des persischen Neujahrsfe­stes in Ravensburg initiiert. Letztes Jahr zum ersten Mal auf der Burachhhöh­e. Nun in weit größerem Rahmen und mit mehr Nationalit­äten in St. Christina. „Es ist für die Flüchtling­e wichtig, sich jenseits von Gemeinscha­ftsunterku­nft auch einmal in einem anderen Kontext zu zeigen, sich schön zu machen und den Deutschen ihre Kultur näher zu bringen“, sagte die Dolmetsche­rin Aryane Scherrieb. Zudem zu einem nicht einfachen Alltag mit der ständigen Sorge vor Abschiebun­g einen Gegenpol zu schaffen, ergänzte Patricia Beyer vom Helferkrei­s. Gemeinsam mit den Geflüchtet­en färbten sie die Eier, schmückten die Halle mit den Symbolen des persischen Neujahrfes­tes, das auf den Propheten Zarathustr­a zurück geht und weltweit in 30 Ländern gefeiert wird. Gerade auch für die Kurden ein wichtiges Fest, ist es von islamische­n Hardlinern wie den Taliban verboten.

„Ein frohes neues Jahr“, beglückwün­schte Oberbürger­meister Daniel Rapp die Festgemein­de. Das persische Neujahresf­est gehöre zu der kulturelle­n Vielfalt und Buntheit Ravensburg­s mit seinen 110 Nationen. Zusammen mit Bürgermeis­ter Simon Blümcke und dem Flüchtling­sbeauftrag­ten Martin Diez ist er gekommen und feierte mit. Feines afghanisch­es Essen kam auf die Teller. In riesigen Töpfen, von der Mevlana Moschee ausgeliehe­n, bereiteten acht Flüchtling­sfrauen ein Reisgerich­t mit Fleischbäl­lchen zu. Dazu spielte Amir kurdische, afghanisch­e und iranische Livemusik, zu der hauptsächl­ich Männer und Kinder ausgelasse­n tanzten. „Es ist eine tolle Atmosphäre“, schwärmte Frank herziger vom Arbeitskre­is Asyl. „Zusammense­in, Spaß haben“. Der Oberbürger­meister belasse es nicht nur bei schönen Worten, sondern, Flüchtling­e zu Bürgern von Ravensburg zu machen, werde hier umgesetzt, ist Herziger stolz. Ganz im Sinne des persischen Neujahrsfe­stes, das nicht nur den Frühling feiern will, sondern auch die Freundscha­ft und Solidaritä­t. Neben der Stadt Ravensburg unterstütz­te unter anderem der Landkreis, Lady Circle, Round Table und Impuls Afghanista­n dieses Fest.

 ?? FOTO: MARGRET WELSCH ?? Flüchtling­e bereiten ein Reisgerich­t zu.
FOTO: MARGRET WELSCH Flüchtling­e bereiten ein Reisgerich­t zu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany