Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)
Bunt wie ein schwäbischer Linseneintopf
Auf der „Linse“-Bühne in Weingarten darf sich jeder beweisen
WEINGARTEN - Wieder haben sechs junge, unbekannte oder auch vergessene, möglicherweise bislang verkannte Künstler am vergangenen Freitagabend in der Linse in Weingarten die Chance auf ein offenes, gespanntes und wohlwollendes Publikum genutzt: Denn wieder hieß es Bühne frei für den „Linseneintopf“.
Und so bunt wie ein echter schwäbischer Eintopf, so bunt ist auch die Künstlerriege, die Leiter Bernd Eibinger nacheinander ansagt. Da ist natürlich der schwer charismatische, junge Milo Hölz mit seiner neuesten Band „Tuesday Night Project“, die sich sogar einen Bandfotografen mitgebracht haben – wie Eibinger schmunzelnd verkündet. Dabei bedarf es noch nicht einmal einer lobenden Rezension, denn dass der hübsche Kerl mit der sahnigen Stimme am Mikrofon, am Klavier und an der Gitarre ein echtes Talent ist, das liegt auf der Hand. Seine Songs –unterstützt von Julian Maier am Bass und Paul Ment am Schlagzeug – sind mal hart und rau, mal weich und eingängig. Intelligenten Pop und jugendfrischen Jazz zu machen – so lautet das Credo der Band. Dass Milo in höflicher Bescheidenheit nach knapp 20 Minuten schließlich dem Veranstalter und allen Zuschauern von Herzen dankt, das macht ihn auch noch zum Liebling aller (Schwieger-) Mütter.
Apropos Mütter: Jene von Poetry Slammerin Lena Ahlfänger, einer erst 16-jährigen Schülerin aus Ravensburg, muss auch das Herz aufgegangen sein, bei der Performance ihrer Tochter. Kein bisschen schüchtern gibt Lena Texte zum Besten, die vom „blutroten Zwischenziel“, von „Rauchschwaden verlassener Gedanken“und von nicht zurückholbaren wunderbaren Momenten erzählen. Verstörend schön und ernst slammt die Schülerin, mit einer Bühnenpräsens, die einem alten Hasen alle Ehre machen würde. Dabei ist Lena noch neu im „Slam-Geschäft“, hat sich aber schon bei den Baden-Württembergischen Meisterschaften 2016 einen Namen machen können.
Als zweite Poetry-Slammerin wartet Angie aus Ravensburg auf. Ihr poetischer Slam zum Weltfrauentag „Fräulein muss freundlich sein“ist rührend komisch und dabei so wahr.
Einen großartigen Gegenpol zu dieser jungen Riege an Künstlern bilden „RosaLinde Zack“, eine dreiköpfige Künstlertheatergruppe, deren ganzes und bestimmt sehenswertes Programm am 28. April in der Linse zu sehen sein wird. Außerdem jammen die vierköpfige Band Afro Express für und mit Prince Akongo. Jazz meets african vibes, oder – wie man neudeutsch sagen kann – „Cross-over“. Wie auch immer man es nennen mag, was einem da an Tönen in die Ohren schmeichelt und an Rhythmus in die Venen fährt – es mündet nach einer halben Stunde Performance dann im Klassiker „Black Magic Woman“.
Und den Schluss macht ein Singer/Songwriter aus Weingarten. Matthias Hippner singt und spielt selbst geschriebene Stücke, die so frisch sind, dass manch eines noch gar keinen Titel hat. Aber für das Publikum, zugetan, neugierig und ganz und gar offen für alles, ist auch dieser Vortrag gelungen.