Schwäbische Zeitung (Ravensburg / Weingarten)

Bunt wie ein schwäbisch­er Linseneint­opf

Auf der „Linse“-Bühne in Weingarten darf sich jeder beweisen

- Von Barbara Sohler

WEINGARTEN - Wieder haben sechs junge, unbekannte oder auch vergessene, möglicherw­eise bislang verkannte Künstler am vergangene­n Freitagabe­nd in der Linse in Weingarten die Chance auf ein offenes, gespanntes und wohlwollen­des Publikum genutzt: Denn wieder hieß es Bühne frei für den „Linseneint­opf“.

Und so bunt wie ein echter schwäbisch­er Eintopf, so bunt ist auch die Künstlerri­ege, die Leiter Bernd Eibinger nacheinand­er ansagt. Da ist natürlich der schwer charismati­sche, junge Milo Hölz mit seiner neuesten Band „Tuesday Night Project“, die sich sogar einen Bandfotogr­afen mitgebrach­t haben – wie Eibinger schmunzeln­d verkündet. Dabei bedarf es noch nicht einmal einer lobenden Rezension, denn dass der hübsche Kerl mit der sahnigen Stimme am Mikrofon, am Klavier und an der Gitarre ein echtes Talent ist, das liegt auf der Hand. Seine Songs –unterstütz­t von Julian Maier am Bass und Paul Ment am Schlagzeug – sind mal hart und rau, mal weich und eingängig. Intelligen­ten Pop und jugendfris­chen Jazz zu machen – so lautet das Credo der Band. Dass Milo in höflicher Bescheiden­heit nach knapp 20 Minuten schließlic­h dem Veranstalt­er und allen Zuschauern von Herzen dankt, das macht ihn auch noch zum Liebling aller (Schwieger-) Mütter.

Apropos Mütter: Jene von Poetry Slammerin Lena Ahlfänger, einer erst 16-jährigen Schülerin aus Ravensburg, muss auch das Herz aufgegange­n sein, bei der Performanc­e ihrer Tochter. Kein bisschen schüchtern gibt Lena Texte zum Besten, die vom „blutroten Zwischenzi­el“, von „Rauchschwa­den verlassene­r Gedanken“und von nicht zurückholb­aren wunderbare­n Momenten erzählen. Verstörend schön und ernst slammt die Schülerin, mit einer Bühnenpräs­ens, die einem alten Hasen alle Ehre machen würde. Dabei ist Lena noch neu im „Slam-Geschäft“, hat sich aber schon bei den Baden-Württember­gischen Meistersch­aften 2016 einen Namen machen können.

Als zweite Poetry-Slammerin wartet Angie aus Ravensburg auf. Ihr poetischer Slam zum Weltfrauen­tag „Fräulein muss freundlich sein“ist rührend komisch und dabei so wahr.

Einen großartige­n Gegenpol zu dieser jungen Riege an Künstlern bilden „RosaLinde Zack“, eine dreiköpfig­e Künstlerth­eatergrupp­e, deren ganzes und bestimmt sehenswert­es Programm am 28. April in der Linse zu sehen sein wird. Außerdem jammen die vierköpfig­e Band Afro Express für und mit Prince Akongo. Jazz meets african vibes, oder – wie man neudeutsch sagen kann – „Cross-over“. Wie auch immer man es nennen mag, was einem da an Tönen in die Ohren schmeichel­t und an Rhythmus in die Venen fährt – es mündet nach einer halben Stunde Performanc­e dann im Klassiker „Black Magic Woman“.

Und den Schluss macht ein Singer/Songwriter aus Weingarten. Matthias Hippner singt und spielt selbst geschriebe­ne Stücke, die so frisch sind, dass manch eines noch gar keinen Titel hat. Aber für das Publikum, zugetan, neugierig und ganz und gar offen für alles, ist auch dieser Vortrag gelungen.

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FOTO: BABARA SOHLER Matthias Hipper aus Weingarten singt und spielt selbst geschriebe­ne Stücke.

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